Besonderer Sinn der Mecklenburger für die Beackerung

Hierin besteht ungefähr das Wesentlichste der Mecklenburgschen Ackerbestellung. Die geübten Mecklenburgschen Ökonomen haben sich aber durch Erfahrung und Übung ein überaus richtiges und feines Gefühl in Ansehung derselben erworben, und wissen bei der Ausführung gewisse Umstände zu unterscheiden, die sie selbst nicht bestimmt und mit klaren Worten ausdrücken können. Wenn man mit den Leuten, unter deren Aufsicht das Mechanische der Ackerarbeiten steht, darüber spricht: so findet man, dass sie sehr feine Verschiedenheiten des Zustandes, worin sich die Ackerkrume befindet, beobachten, danach ihr Verfahren modifizieren, die Tiefe ihres Pflügens, z. B., oder die Zeit des Eggens und Säens abändern. Der Boden ist noch nicht gahr, ist noch sohr; die Fahre hat sich noch nicht ausgelegen, und dergleichen Ausdrücke viele, hört man von ihnen. Man wird sich aber vergeblich bemühen, darüber eine bestimmte Erklärung zu erhalten. Ein Ackervogt sagte mir, die Brache wäre im vorigen Sommer nicht süß geworden; wer ihr noch eine Fahre hatte mehr geben können, habe dies Jahr gutes Korn. Aber eine deutlichere Erklärung konnte er mir nicht über das geben, was er unter Süß verstand, und wie ich ihn fragte: ob er den Boden etwa schmecke, lachte er mich aus. Wenn man gebildete Landwirte befragt, so scheinen ihnen Dinge dieser Art zu kleinlich zu sein, um besonders darauf zu achten: sie versichern aber, dass ihr Schreiber-, ihr Ackervogt, das vollkommen verstehe, und die Zeit sehr gut zu treffen wisse, wann, jede Flage gepflügt, geeggt und besät werden müsse. Sie scheinen übrigens zu glauben, dass Keiner, wie ein eingeborner Mecklenburger, den rechten Sinn dafür habe, und dass man daher mit auswärtigen Verwaltern schlecht fahre. Gewiss ist es, dass die Mecklenburger Praktiker die Einwirkung der Atmosphäre auf den gelockerten Boden empirisch kennen und besser zu schätzen wissen, als die meisten Landwirte in andern Ländern. Es gehörte aber ein längerer Aufenthalt eines scharf beobachtenden und unermüdet nachfragenden Mannes dazu, um die dunkelen Gefühle und empirischen Grundsätze der Mecklenburger Ackerleute in diesem Stücke ins Licht zu setzen und gehörig zu würdigen.

So viel ist gewiss, dass im Großen und Allgemeinen das eigentliche Ackergeschäft mit Pflug und Egge, mit mehrerem Fleiße und Aufmerksamkeit nirgends betrieben wird, wie in Mecklenburg. Dies, glaube ich, muss jeder anerkennen, der eine Mecklenburger Brache mit unparteiischen Augen angesehen hat.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Landwirtschaftliche Bemerkungen über Mecklenburg