II. Von den Münzen, welche in Wismar zuerst geschlagen wurden.

Wann ehe man in Wismar selbst zu münzen angefange habe, das frägt sich allhier? und man muß wohl bekennen, daß man es bis jetzt nicht habe erfahren können. Daß die Lübecker 1163, die Rostocker aber 1325 von Heinrich dem Löwen die Münz-Gerechtigkeit erhalten, hat man gefunden, theils in einem Manuscripte Lübecks, theils in Chemnit. Chr. M. in vita Henrici add. Gründliche Nachricht von der Stadt Lübeck p. 225 it. Dn. D. de Westphal. in specirn. Monum. Mecklenb. p. 230. So hat man auch aus alten Wismarischen Urkunden bemerkt, daß 1260 schon ein Münzhaus in dieser unsrer Stadt gewesen, doch dieses Münzhaus hat allem Ansehen nach damals nicht der Stadt, sondern den Landesherren zugehört, wie denn auch in einem alten Schreiben Johannes Th. von 1229 schon 3 Monetarier als Zeugen mit vorkommen, die allem Ansehen nach schon damals in Wismar mögen gelebt haben. Vermuthlich haben die Wismarischen 1308 die Münzgerechtigkeit von ihrem Landes-Herrn an sich gekauft; es hat der Herr 1311 diese Gerechtigkeit zwar wieder an sich ziehen wollen, allein er hat sie doch endlich der Stadt gelassen, welche denn nachgehends 1586, 1589, 1611 und 1617 etc. wider den Erzbischof zu Magdeburg und andere solche ihre Gerechtigkeit genugsam behauptet.

Aus obigen läßt sichs schließen, wann eher etwa die ersten Münzen in Wismar geschlagen. Aber es fragt sich weiter, was dies für Münzen gewesen sind und wie sie aussahen? Antwort: Die allerältesten, welche man bisher gesehen, sind wohl diejenigen, welche einem massigen Schilling an Größe gleichen, und auf beiden Seiten ihr Gepräge haben. Man sieht auf der einen Seite ein Kreuz mit Lilien, und um dasselbe die Worte: Moneta Wismar, an der andern Seite den ganzen Mecklenburgischen Stier- oder Büffelkopf (weil die Münze damals dem Landesherren noch zugehöret) und darum die Worte: Civitas Magnop. Sie ist vom 15löthigem Silber und wiegt 1 und ein viertel Oertchen. Eine andere Art, welche an der einen Seite eine Rose und in derselben ein Kreuz hat, führt der Hr. Pastor Suckow in seiner Einleitung an und hält dafür, es sei dieselbe circa 1340 gemacht, aber allem Ansehen nach sind beide Arten vor 1300 schon in Wismar jung geworden.


Den jetztgedachten sind nachzusetzen einige kleine Bracteaten, Blech-, Hohl- oder Schüssel-Münzen, welche auch Bincken-Ogen sind genannt worden, wobei man zugleich versichern kann, daß man in alten Wismarischen Documenten bisher niemals den Namen Bincken-Ogen gefunden. Man hält also, diese deswegen jünger als die vorigen, weil das Stadtwappen darauf, zum deutlichen Beweis, daß sie geschlagen worden, nachdem die Stadt die Münz-gerechtigkeit schon besessen und also nach 1308. Es sind von solchen Bracteaten wirklich 2 Stück vorhanden, das größere davon wieget nur ein Drittel Oertchen, und das kleinere nur halb so viel, sie halten beide nur 4löthiges Silber. Aus welchem zu schließen, wie schlecht die Münze damals in Wismar gewesen, und daß die Bracteaten nicht allemal von dem besten Silber gemacht worden, wobei jedoch nicht zu vergessen ist, daß man von den Mecklenburgischen, Lübeckischen, Rostockischen und anderen Bracteaten, die ehedessen auch in Wismar gegolten haben, noch etwas findet. Ob sich noch größere und schwerere Wismarische Bracteaten als die angeführten irgendwo antreffen lassen, wünschet man zu wissen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar