III. Von den weiter in Wismar geschlagenen, und zwar kleineren Münzen.

Was die vorgedachten Bracteaten oder Bincken-Ogen in Wismar ehedessen gegolten, ist wohl schwer zu sagen, das ist indessen gewiß, daß ehedessen in Wismar Schärsse oder halbe Pfennige gebraucht worden. Daß in Lübecf ehedessen silberne Schaisse, und zwar von drei viertel, ein halb und ein viertel Grän gebraucht worden sei, will in der gründlichen Nachricht von dieser Stadt berichtet werden. Aber in Wismar hat man bisher keine andere, als kupferne Scharffe zu sehen bekommen können (es sei denn, daß das kleinere von dem vorhin angeführten Braeteaten für ein Scharf zu halten) und diese haben auch seit 1640 nicht mehr gegolten.

Nebst den Scharffen hat man Pfennige gebraucht, vermuthlich auch nur von Kupfer, doch vielleicht ist der oben berührte größere Bracteat ein alter silberner Pfennig. Die kupfernen Pfennige sind in Wismar so rar geworden, daß man bis diesen Tag keinen erfragen konnte, welches vermuthlich haher kam, weil sie vor Menschen Gedenken auch schon abgeschafft wurden.


Ein Zweipfennigstück, welches von Kupfer gemacht und 1622 gemünzt, kann man zeigen. Es ist auf dessen einer Seite das Wismarische Wappen, auf der andern: II Pfenninge 1622. Etwas von Blasserten oder Blafferken hat man auch in alten Schriften angefressen. Was aber dieses für eine Art Münze gewesen, kann man gar nicht wissen, doch sind es auch wohl keine Bracteaten gewesen.

Von Dreipfennig-Stücken oder von Dreilingen ist weit mehr vorhanden, als von allen bisher gedachten, man hat sie aber bisher nicht älter zu sehen bekommen, als von 1622. In jetztgedachtem Jahre sind wenigstens dreierlei Sorten, alle von Kupfer gemünzt, denn es kommen vor einige mit besonderen Punkten, einige ohne dieselben, einige mit rechteil, einige mit zum Theil verkehrten Zahlen, wie auf dem vorhin beigebrachten Zweipfennige-Stücke. Auf die kupfernen Dreilinge sind die silbernen gefolgt, so daß die kupfernen sich auch gar bald verloren. Doch in den letzten Jahren haben die silbernen vor den kupfernen sich wieder verbergen müßen, weil man nicht nur 1715 und 1721, sondern 1724 zum drittenmal von den kupfernen eine Menge münzen ließ.

Es mögen die Witten folgen, von diesen hat man 1304 schon in Lübeck und vermutlich auch in Wismar einige gehabt, und wird sich drunten finden, daß man auch in Wismar den Scheffel Rocken und anderes Getreide für ettliche Witten gekauft. Man muß allhier bekennen, daß das, was in Wismar ein Dreiling genannt wird, in Rostock und sonst noch heute ein Witten heiße, indessen kann man doch nicht anders schließen, als die Witten und Dreilinge seien in Wismar unterschieden gewesen, besonders da man in einem gewissen Manuscripte folgende Nachricht angetroffen: 1411 ist vor guth angesehen und bewilliget, daß man müntzen sollte Witten-Pfenninge, jedes Stück auf 4 Pfenninge Lübsch, und solcher Pfenning soll haben seiner Stadt Wappen auf der einen Seite, und aus der andern ein durchgehend Creutz. it. drey Weisse Pfenninge machen einen Schilling.

Sechslinge hat man schwerlich in Wismar gemacht, so lange die Witten noch gegolten. Zwar hat der sel. Hr. Bürgermeister Voigt davor gehalten, wenn er in alten Urkunden von 1353 etwas von Denariis, Grossis und Sterlingis gefunden, daß durch denen letzten Sechslingen zu verstehen. Allein man läßt dieß dahingestellt sein und merket nur noch, daß seit 1716 die Wismarischen Sechslinge in Wismar selbst fast unsichtbar geworden. Es sind indessen von den ältern noch vorhanden, einige vom Jahre 1535, 1537, 1545, 1553 sqq., welche so groß als die heutigen Schillinge; sie führen auf der einen Seite das Stadtwappen und die Worte Monu. nov. Wismar. Auf der andern steht das Rathswappen auf einem durchgehenden Kreuz und um denselben die Worte: SIT. NOMEN. DomiNl. BeNedictum., welche, obgleich der Werth nicht darauf zu finden, für Sechslinge, und zwar für schwere, mögen gehalten werden. Noch andere Arten hat man vom Jahre 1595, 1597, 1599, auf deren einen Seite das Wismarische Wappen mit den gewöhnlichen Worten, auf der andern der Reichsapfel mit den Buchstaben RUDOLP. II. P. F. D. HALBS., wovon die letzten Buchstaben außer Zweifel so viel als ein halber Schilling bedeuten sollen, und steht in den Reichsapfel, auch die Zahl 64, wovor auf dem neuern und leichtern es 96 heißt.

Die jetzt allerbekannteste kleine Wismarische Münze sind die Schillinge, welche vermuthlich zu verstehen sind, wenn in alten Urkunden, auch schon im Jahre 1297 sich etwas von Solidis findet. Zwar will Tratziger in der Hamburger Chronik berichten, daß Hamburg, Lübeck, Lüneburg und Wismar im Jahre 1468 erstlich Schillinge zu schlagen angefangen, aber es muß wohl nur die Rede von einer gewissen Sorte sein. Denn man hat in einem gewissen Wismarischen Manuscript gefunden, daß im Jahre 1411 und also ziemlich lange vor 1468 nebst den Witten und Blaffercken, auch Schillinge, und zwar mit schlechten und rauhen Kreuzen gemünzet worden sein. Und man kann diese auch deßwegen noch nicht für die älteste halten, weil im Jahre 1723 in Gadebusch unter vielen anderen, etwas Wismarisches Geld gefunden worden, die etwas größer als die heutigen Schillinge und auf beiden Seiten das Wismarische Stadtwappen haben, auf der einen Seite mit den Worten: Moneta Wismar, auf der andern Civitatis Magnopolensis; das Stück von diesen wiegt 1 drei SStertel Oertchen und ist 11löthig Silber, und ist vermuthlich, daß diese Art eine von den allerersten, die nach den Bracteaten geschlagen worden. Wie es aber zugegangen, daß das Wismarische Wappen aus den Rostockschen Münzen, (die beim Hrn. D. de Westphal in Spec. Monum Mokl. p. 137 angeführt) gekommen, kann man gar nicht begreifen. Noch ein ander Stück ist vorhanden, so groß als heute die Doppel - Schillinge mit der Jahrzahl 1556, auf dessen einer Seite das Stadtwappen mit den Worten: Moneta nova Wismariens., auf der andern das Raths-Wappen auf einen rauhen oder bunten Kreuz und dabei Civit. Magnopolensis, welches eine Art von den alten schweren Schillingen, die so viel als 3 leichte Sechsling. Was man indessen von einigen messingenen Stücken, die im Jahre 1720 in einem alten Hause hieselbst gefunden, und die den jetztgedachten Schillingen an Größe und an Gepräge ganz gleich, ohne daß aus den messingenen die Buchstaben weit älter, als auf den silbernen, machen soll, kann man gar nicht wissen. Sonst findet man auch ein Stück von 1597, auf dessen einer Seite das Wismarsche Wappen mit den Worten: Moneta nova Wismar. 97, auf der andern Seite der Reichs- oder Weltapfel, mit der Zahl 32 und herum die Worte RUDOLPH 2. P. F. D. GANTZ. S. Uebrigens merkt man noch allhier, daß man die Wismarischen Schillinge auf die jetzt noch gewöhnliche leichte Art, wenigstens im Jahre 1626 schon gemacht, und daß seit 1695 bis diesen heutigen Tag weiter keine Schillinge geschlagen worden.

Von den Doppel-Schillingen hat man auch ziemliche Nachricht gefunden, da weiß man, daß im Jahre 1461 schon einige geschlagen worden. Im Jahre 1523 sind nach der damaligen neuen Ordnung, neue an den Tag gekommen. Im Jahre 1537 ist eben dergleichen geschehen. Im Jahre 1616 hat man auf einen Münz-Probationstag auf einmal 8 Arten Wismarischer Doppel-Schillinge zur Probe eingeliefert. Im Jahre 1617 sind auf dergleichen Tag gar 11 Werk zu probiren gewesen. Was das Gepräge betrifft, so hat man eine Sorte ohne Jahrzahl, auf deren ersten Seite das gewöhnliche Wismarische Wappen mit den Worten: Moneta nova Wismar. Auf der andern ein schlichtes kurzes Kreuz, mit den Worten: Civitas Magnopolensis. Noch eine andere Sorte ist vorhanden mit der Zahl 1523, auf deren einen Seite vorgedachtes Stadtwappen und Worte, auf der andern das Bildniß des heil. Laurentius mit dem Namen dieses Heiligen. Es findet sich noch eine neuere Art ohne Jahrszahl, aber mit einem größern Kreuz als die erste Art, und noch eine neuere Art vom Jahre 1601, auf deren einer Seite der heil. Laurentius, und unten an demselben das Stadt-Wappen mit der Umschrift: Moneta nova Wismar 601, auf der andern der Reichsadler, auf dessen Brust die Zahl. 16, das ist, 16 Stück machen (nach der schweren Art zu rechnen, nach welcher 32 Schillinge auf einen Reichsthaler gehen) einen Reichsthaler, unter dem Adler raget ein schlichtes langes Kreuz hervor, und um demselben stehen die Worte: Rudo. II. D. G. R. I. S. A P. F. D. (i. c. Pii. Felicis, Decreto); dieß sind die alten, die man bisher gesehen, welche zwar Doppel-Schillinge genannt worden, indessen aber schwerer gewesen und also in der That eben so viel ausgemacht haben als die leichten Dütchen, wie sie denn auch bis diesen Tag gerne für 3 Schillinge angenommen werden. Von der leichten Art aber, deren 24 auf einen Reichsthaler gehen, hat man bisher gesehen vorn Jahre 1661, 1664, 1667, 1669, 1671 etc. und sind diese, dem Gepräge nach, außer der Jahrszahl, einander vollkommen gleich, nemlich es stehen an der einen Seite, inwendig die Worte: 24 Reichsdahler, herum: Wismars-Stadt-Geld. An der andern der Kayserl. Adler, auf dessen Brust das Wismarsche Wappen, und rund herum heißt es: Moneta nova Wismari, mit der Jahrszahl, diese letzte alle sind in Wismar selbst auf 3 Sechsling gesetzt, weil der Kaiserl. Name und Titel darauf fehlt. Wismarische Dütchen, die recht also geheißen und dazu geschlagen, hat man bisher nur eine einzige Art, und zwar von an 1624 gefunden, auf der einen Seite, inwendig, dieses zu lesen: 16 Stück einen Reichsthaler, unter dieser Schrift steht das Wismar. Wappen und um dieselbe die Worte: Moneta nova Wismar. Auf der andern Seite steht um den Kaiserl. Adler Ferdinand. II. D. G. RO. SE. AU.

Von einer alten messingenen Münze, die eben so groß als diese Wismarische Dütchen, und ebenfalls im Jahre 1720 in vorgedachten alten Hause gefunden worden, kann man hier auch etwas beisetzen, nemlich man sieht auf deren ersten Seite das Stadtwappen auf einem langen schlechten Kreuz, und darum mit gar alten Buchstaben die Worte VICIT LAUS SanCTE TRINitati. Auf der andern die Weltkugel mit Rosen - Strichen umgeben, und darum die Worte: AVE REGINA CELORUM MATER. Was diese Münze bedeute, möchte man wohl gerne wissen. Vielleicht ziehlt sie auf einen im Jahre 1429 erhaltenen Sieg, wovon unten.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar