I. Von den auswärtigen Münzen, die vor Zeiten in Wismar gegolten haben und noch gelten.

Wie man aller Orten Müntzen findet, welche, ob sie gleich anderswo geprägt sind, doch daselbst, wo sie sind, gangbar waren; so hat es auch Wismar an dergleichen niemals gefehlt. Daß. die alten Vandalier, deren etliche ehedessen auch in Wismar gewohnt, schon Geld gehabt, solches hat der berühmte Hr. Tentzel in seinen monatlichen Unterredungen 1681 p 911 ff. schon angemerkt, jedoch von den alten Vandalischen Müntzen hat man bisher in Wismar nichts angetroffen. Mit den Gothischen möchte man besser auskommen, wenigstens sind circa 1680 nahe bei Wismar einige kleine Sorten gefunden worden, welche man für Gothische hat halten wollen. Vid. Cn. Cos Voigt. in Epistol. ad Dn. D. Doebel et Dn. D. de Gröning Histor. numism. c. 3. p. 40, allwo etwas von Runnischen Müntzen, die unweit Wismar gefunden worden sind, anzutreffen ist. 1721 hat man ganz nahe vor Wismar eben dergleichen arabische Münzen gefunden, als 1722 bei Danzig, wovon der Hr. M. Kehr in einer besonderen Schrift ausführlichen Bericht ertheilt. Ob aber diese arabischen Müntzen den preußischen Kreuz-Herren zuzuschreiben, wie der Hr. M. Kehr dafür hält, oder ob die alten Wenden, welche zum Theil aus Muscow gekommen, sie erstlich nach Preußen gebracht, und hernach gar nach Mecklenburg etwas davon mitgenommen und vergraben haben, oder ob sie als Zeugen der vormaligen Wallfahrten anzusehen sind, das überläßt man andern zu entscheiden. Zwar will Alb. Crantz. von den Rügischen Wenden berichten, daß selbige 1120 noch kein Geld gehabt, aber wie er selbst unter den Rügischen und anderen Wenden dabei einen Unterschied gemacht, so mag wohl auch ein Unterschied gemacht werden unter gemeinen oder geringen und unter vornehmen Leuten, was jene nicht haben, das haben diese manchmal. Demnach haben einige von den vornehmen Wenden wohl einige Arabische Münzen mit nach Mecklenburg bringen und ohnweit Wismar sie vergraben können. Daß sonst die Wenden insonderheit in Wiemar eine besondere Art von Müntzen eingeführt, ist daher zu beweisen, weil auch in den alten Wismarischen Urkunden fast mehr von denariis Slavicalibus, als von denariis Lubecensibus zu lesen, doch nach 1840 findet man fast nichts mehr von jenen, und muß demnach um jetztgedachte Zeit die Lübecksche Müntze mehr und mehr der andern vorgezogen worden sein. Wobei zugleich zu glauben, daß auch von der Zeit an alle diejenigen Sorten, welche in Lübeck gepräget oder gegolten haben, in Wismar auch im -Brauch gewesen sein.

Eben das mag man denken von allen dänischen, holsteinischen, Hamburgischen, mecklenburgischen, Rostockischen und Lüneburgischen, ingleichen von den alten englischen und spanischen, nach welchen Ländern die Wismarischen gar stark gehandelt haben, und zum wenigsten seit 1632 von allen schwedischen Geldarten, die übrigen, als die Brandenburgischen, Braunschweigischen, Pommerschen, Sächsischen kleineren Sorten hat man 1716 in Wismar fast gar nicht gesehen, und die größeren sind auch vorhin nicht für voll ausgegeben worden. Allein wie in den jetztgesagten Jahren die Stadt an die hohen nordischen Aliirten überging, ist alles gangbar und gut geworden und gilt wie an anderen Orten. Welchem noch zuzusetzen, daß, wie im Jahre 1716 die Moscowiter häufig in Mecklenburg gelegen, auch etwas von Moscowitischen Kopicken nach Wismar gekommen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar