V. Von der St. Annen-Gesell- oder -Brüderschaft.

Eine gar ansehnliche Wismarische Gesellschaft ist sonst auch die sogen. St. Annen-Gesell- oder Brüderschaft gewesen, welche vermuthlich eben so alt, wo nicht noch älter als die vorhin beschriebene Papagojen-Gesellschaft, und ebenfalls, Gott Lob! noch zu Stande ist, wiewohl sie nie so zahlreich gewesen als die vorhergehende. Woher diese Gesellschaft ihren Namen habe, sieht einer Jeder wohl ein, ob sie aber dieselbige war, die sie anfänglich mag gewesen sein, ist eine andere Frage. Jetzt machen die Wismarischen Seiden-, Gewürz- und Eisen - Krämer, wie man sagt die St, Annen-Brüderschaft aus, auch die von der Kramer-Compagnie und Gesellschaft werden von einigen für Nachkommen der ehemaligen St. Annen -Brüderschaft gehalten. Man kann indessen jetzt versichern, daß man an einem Ort einen gewissen alten Kaufbrief gefunden, der der St. Annen-Brüderschaft zum besten zweier Hufen wegen i. J. 1397 geschrieben, in welchen 12 Brüder, nämlich 2 Bürgermeister, 5 Ratherren und 5 Bürger, die diese Gesellschaft ausmachen, angeführt, und die Vorfahren (die so von 1379 schon in derselben gelebt) mit berührt werden. Anderwärts hat man eine alte Schrift erhascht, nach welcher 1399 der St. Annen - Brüderschaft ein gewisser Altar in der St. Marien-Kirche überlassen wurde. Ebenso hat man gefunden, daß 1579 Jemand der St. Annen-Brüderschaft, welche damals auch die Fraternität der12 Brüder geheißen, etwas vermacht habe.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar