I.Von den Wismarischen Bürgern und Einwohnern insgemein.

Wie man durchgehends, wenn man die ersten Herren und obersten Regenten dieser Länder ansieht, von den Unterthanen oder Einwohnern der damals etwa vorhandenen Städte bald ein Urtheil fällen oder leicht sagen kann, daß die wandalischen Könige wandalische, die wendischen guttheils wendische, und entlich die sächsischen Herren nebst den etwa noch zurückgebliebenen wendischen auch sächsische Unterthanen und Einwohner gehabt, so mag man auch von Wismar glauben, daß (wo die Stadt so alt ist) die ersten Einwohner Wandalier gewesen, mit welchen sich hernach (vid. supr. c. 1. §. 3.) die Wenden vereinigt, bis daß zuletzt A. C. 1160 sqq. (vid. Crantz, lib. 4. Vandal. c. 36 sqq. Latom. in Genealochr. ad an, cit. Chemnitz in Genealog. in vita Pribislai, Helmoldi Chron. Slav. 1. I. c. 86. sqq. Lib. 2. c. 4. sq. etc.) die Sachsen ja die Westpfählinger dazu gekommen. Doch man mag auch alhier an einige Gothen denken, denn zu geschweigen daß einige sagen wollen, die Gothen haben nach Wismari Auszug die Wandalischen Länder einige Jahre besessen. (vid. Jornandes de Gethar. Origin, c. 22. p. 641. edit Grot. Mareschal. lib. 2. Annal. c. 12. Latom. Geneal. etc.) so wollen andere berichten, daß i. J. 1038 einige Gothen, welche vorher zu Wisby auf Gothland gewohnet, sich an unsern Ort sollen gesetzt haben. (Vid. Lindenb. Chron. Rost. lib, I. c. 1. Werdenhagen de R. P. Hanseat, part. 3, c. 22. p. 266. B. Dn. Cos. Voigt in Epistola ad Schabb. Dn. Suckov in der Einleitung etc.)

Bei allen diesen aber ist ungewiß, wie es die alten Wandalier, wie es deren Nachfolger die Wenden, oder wie es die Gothen in ihren Städten eigentlich und insbesondere an diesen Orten gehalten, was unter den Bürgern und Einwohnern derselben für ein Unterschied oder eine Ordnung gewesen ist; man kann also von unserm alten Wismar an diesem Ort nichts besonderes setzen. Muthmaßlich scheint es, daß, weil die vorgedachten Völker weit mehr auf Kriegführen als niis Mercantil- und Handwerkswesen gehalten, diejenigen, welche im Felde sich vor andern hervorgethan, auch zur Friedenszeit in den Städten vor Andern etwas voraus gehabt und nicht allein die besten Häuser bewohnt haben, sondern auch zu vielen andern Sachen mit gezogen worden sind.


Von den Sachsen ist bekannt, daß, da dieselben die Oberhand bekommen, sie die noch übrig gebliebenen Wenden nicht einmal in den Zünften und Aemtern dulden wollten. Daß selbiges in Wismar aber auch geschehen sei, solches bezeugen die Geburts-Briefe, welche noch vor einigen Jahren hieselbst geschrieben worden, in welchen Briefen man i. J. 1716 einige Aenderungen gemacht hat.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar