III. Von den Einwohnern der Insel Poel.

Es ist schon droben angezeigt worden (cap. 1. § 10. ff.), daß, da Wismar durch den Osnabruggischen Friedensschluß an Schweden gekommen, die beiden Aemter Poel und Neuen-Kloster, als ein Antheil der Herrschaft Wismar selbiger Cron mit abgetreten worden, deswegen mag von den Einwohnern dieser beiden Aemter hier noch etwas hinzugesetzt, und so jetzt von den Einwohnern der Insel und des Amtes Poel etwas angemerkt werden.

Ob die Insel Poel, die vorne im Wismarischen Hafen ist, und eine gute Meile von der Stadt liegt, ihren Namen von Poel (palude) wie einige wollen (vid. Schurzfleisch dissert. de Rebus Mecklenb.) Oder von dem Wendischen Pol, das ist eine Ebene, ein ebenes Land, erhalten habe, das läßt man dahin gestellt sein; genug daß dieselbe, welche ein ziemliches Stück Landes ausmacht, einen guten Boden und ihr weißes und gelbes Ufer hat, jederzeit bewohnt worden, daher denn von selbst folgt, daß ihre ersten Einwohner Wandalier, die andern aber Wenden gewesen.


Daß die Wenden nemlich im XII. Jahrhunderte wegen der schweren Zehenden des Bischofs von Lübeck die Insel von selbst verließen, und Heinrich Burevinus I. im Jahre 1184 mit sächsischen Leuten dieselbe wieder beseite, bezeugt Chemnit. in Chron. M. part. II. in vita Henrici Bureviui I. add. Crantz, in Metrop. lib. 7. c. 11, und man weiß sonst, daß Wismar und Poel, welche vermutlich vorher schon zusammengehörten, 1621 bei der damaligen Landestheilung dem Herzog von Schwerin anheimfielen. (S. Brüderlichen Vertrag vom selbigen Jahre.)

Daß ehedessen eine Festung oder ein Schloß auf Poel gewesen, bezeugen nicht allein die 1627 wegen Uebergabe der Insel Poel an die Kaiserlichen aufgerichtete Accorda Puncta, sondern auch die an vielen Orten noch vorhandenen Ruinen.

So haben auch vor Zeiten ansehnliche Leute aus Poel gewohnet, denn geschweige, daß man in alten Briefen vom Jahre 1319 etwas von einem Advocato Principis auf Poel angetroffen, so weiß Chemnitius in Chron. M. part. III. in vita Alberti II. zu berichten, daß einige vom Adel, als die Plessen, die Prenen etc. ihre Höfe dort gehabt haben.

Die Dörfer und Höfe auf Poel sind insgesammt 14, von welchen vier, als Seedorf, Weitendorf, Brandenhusen und Wangern nach Lübeck und der heil. Geistes Hebung daselbst gehören, und deswegen die Lübschen Dörfer genannt werden. (Vid. Instrument. Pacis Osnabrug. loco supra cit.) Wann diese Dörfer nach Lübeck gekommen, wie es mit deren Veräußerung zugegangen etc., hat man bisher nicht erfahren können. Vielleicht gehört hieher, was Chemnit. in Chron. M. part. III. in vita Alberti II. anführet, daß nemlich i. J. 1329. der Abt und der Convent zu Wismar in Holstein, etwas von dem so sie vorhin auf Poel erhandelt, an einem Thum-Herrn in Lübeck Johann von der Buch verkauft. Die heutigen Dörfer sind außer den vorgedachten vier Lübschen: 1. Fehrdorf, 2. Niendorf, 3. Kirchdorf, 4. Timmendorf, 5. Golvitz, 6. das Vorwerk und 7. das Dorf Malchau. Noch finden sich folgende Höfe: 1. der Kalte orer Amptshof, 2. der Schwartzen- jetzt Oertzen-Hof und 3. der Prenenhof.

Man hat in alten Manuscripten gefunden, daß im Jahre 1319 die Gebrüder Kleindienste ein Pölisches Dorf, Pentzien genannt, an sich gekauft haben, da aber dieses Dorf heute auf Poel nicht zu finden ist, so möchte man fast glauben, daß auch auf Poel die Dörfer ein und das andere Mal ihren Namen gewechselt oder in späteren Zeiten eingegangen sind.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar