X. Wie Wismar endlich Schweden überlassen und selbige etlichemal entrissen.

Daß in den mittlern Zeiten oder in den Jahren 1225 bis 1627 dergleichen Veränderung, als bisher gedacht, sollten vorgegangen sein, hat man bis daher nirgends gefunden. Von den letzten Zeiten aber weiß man, daß Wismar am 10. Oktober 1627, da der bekannte Friedländer oder Wallensteiner das Herzogthum Mecklenburg an sich gebracht, mit Kaiserlichen Truppen besetzt worden. Was für einen Accord wegen der Stadt Wismar Ihre Hochfürstl. Durchl. Herzog Adolph Friedrich mit dem Kaiserl. Obristen Hans Georg von Arnimb dazumalen getroffen, das stehet man in der Fürstl. Mecklenb. Apologie in den Beilagen p. 217 oder Nr. 238, wo auch der Vergleich, welcher eben damals, den 21. November, zwischen letztgedachtem Herzog und den Kais. Obristen Hebron, auch Kais. Obrist Lieutnant Joh. Friedr. von Ködderitz wegen der Insel und Festung Poel geschlossen worden, S. 728 ff. oder Nr. 242 kann nachgelesen werden.

Doch wie gedachter Wallenstein vermeinte, sich recht fest zu setzen, und hierauf am 29. Januar 1638 in Wismar selbst die Huldigung einnahm, kam in demselben Jahre der glorwürdigste König von Schweden, Gustav Adolph, in Stralsund an, ließ bald darauf durch ein öffentliches Patent auch den Wismarischen anzeigen, daß er sie von dem fremden Joche wieder befreien wollte. J. J. 1631 blqguireten die Schweden Wismar wirklich, schlugen die Kaiserlichen, wie sie mit 1000 Mann einen Ausfall thaten, mit ziemlichen Verlust wieder hinein und ward darauf, am 10 Januuar 1632 der Accord dahin getroffen, daß der gewesene kais. Kommandant Obrister Gram mit 3200 auszogen, worauf am 26. Januar 1633 der Herr Kanzler von Reinkinig und D. Johann Bergmann im Namen des Herzoges die Huldigung wieder einnahmen.


Im Jahre 1646 ward es zuerst kund, daß Schweden, welches nun mit Deutschland Frieden zu machen wünschte, auf Wismar Prätension macht. Herzog Adolph Friedrich that dagegen Alles, was ihm möglich war, theils bei Ihrer Kais. Majestät, theils bei Ihrer Königlichen Majestät von Schweden, ja er ließ im öffentlichen Kirchen-Gebete dem lieben Gott die Sache vortragen, aber es wollte nicht helfen, einige von seinen Räthen waren der Meinung, er solle ein Condominium über Wismar behalten. Aber der Canzlei-Direktor D. Albert Hein, der Kanzler Cothman und andere, die ebenfalls den 1. März 1647 zu einem besonderen Convocations-Tag zusammen gekommen waren, behaupteten das Gegentheil, und riethen, wenn es nicht zu ändern ist, solle der Herzog ein Aequivalent annehmen, welches denn auch wirklich geschah, und ward also i. J. 1648 zu Osnabrugge in den daselbst getroffenen Friedens-Schluß (Art. X. p. 74. § fürs andere etc.) Wismar nebst den Aemtern Poel und Neuen-Kloster der Krone Schwedens überlassen.

Daß i J. 1658 Ihro Churfürstl. Durchl. von Brandenburg zu Parchim dem Herzog von Mecklenburg versprochen, ihm Wismar wieder zu verschaffen, hat man in einem gewissen Manuscripte gesehen. Allein der Churfürst muß hernach anderen Sinnes wieder geworden sein.

Am 13. Dezember 1675 ging Wismar nach einer ziemlich harten Belagerung an den König von Dänemark über (s. Beilagen lit. A.), doch Dänemark versprach am 2. Sept. (22. Aug.) in den Friedens-Schluß zu Fontainebleau Wismar an Schweden zu restituiren, und that solches endlich am 23. November 1680. (S. Kern's Chron. a. c. p. 84.)

Es gingen wieder etliche 30 Jahre vorbei, so mußte Wismar (nachdem es vorher einigemal bloquirt auch einmal bombardirt worden, und man i. J. 1713 zu Berlin einen besondern Tractat aufgerichtet, nach welchem diese Stadt, eben wie Stettin, mit Königlichen preußischen und (Gottorpischen Truppen sollen besetzt werden) am 20. April 1716 an die hohen nordischen Alliirten oder an Dänemark, Preußen, Hannover sich ergeben, und es fehlte nicht viel, so hätten die Moscoviter die Stadt mit besetzt (s. Beilagen lit. B.) doch von den gedachten gingen am 12 Juni 1718 die ganze preußische, den 21. Juli die Königlich Dänische bis auf zwei (Kompagnien und den 31. Juli die Chur-Hannöversche Besatzung bis auf ein Bataillon wieder fort. Die zurückgebliebenen dänischen Compagnien sind am 12. Aug. 1720, nachdem der Friede zwischen Schweden und Dänemark wieder hergestellt, den vorigen nachgegangen, welches die Chur-Hannöverschen Leute am 21. Februar 1721 ebenfalls gethan, an welchem Tage einige Schweden Wismar wieder in Possession genommen. Gott behüte ins Künftige vor traurigen und unglücklichen Veränderungen!

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar