VI. Von den Kriegen des 17. Jahrhunderts.

Was Wismar in dem 17ten Jahrhundert oder von 1600 bis 1700 von Kriegsunruhe erfahren, das wissen außer Zweifel die Meisten, wenn nicht aus eigener Erfahrung, doch aus den verschiedenen Nachrichten. Zu diesen gehört vornemlich dasjenige, was im Jahre 1627 etc. vorgegangen, da Wismar erstlich von den Kaiserlichen, nachher aber von den Schweden besetzt worden ist. Jedoch von diesen Gegebenheiten ist oben schon Gericht ertheilt worden. Wer indessen noch einige besondere Umstände hievon haben will, kann sich Folgendes merken. Im Jahre

1623 im Juli verordnete Herzog Adolph Friederich dem damals Wismar zugehörte, daß des anscheinenden Krieges wegen alle Mittwoch eine Betstunde gehalten werden sollte.
1625 den 16. Dezember stellte sich gedachter Herzog in Wismar ein und machte Anstalt, wie es im Nothfall, da der Krieg immer näher kam, gehalten werden sollte.
1626 ward angezeigt, daß Kaiserliche Majestät im Mecklenburgischen, Besatzung haben mußte, wobei den Städten insonderheit allerlei Gutes versprochen wurde.
1627 den 29. Juli kamen die Kaiserlichen zuerst über die Elbe in’s Mecklenburgische, die Dänen dagegen, welche bisher in diesem Lande gelegen, zogen sich guten Theils in das Holsteinische; den 7. August näherten sich die Kaiserlichen der Stadt Güstrow, und man vernahm zugleich, daß der Herzog von Friedland oder Wallenstein mit 46 Tausend Kaiserliche zu Fuß und 15 Tausend zu Pferde, in Anmarsch, welcher auch Wismar besetzen würde. Den 20. August verlangte der Kaiserliche General von Arnim zuerst Quartier in Wismar, den 8. September forderten die Kaiserlichen zuerst Proviant von Wismar, den 10. Oktober zogen nach getroffenen Akkord 1000 Mann Kaiserliche in Wismar, welchen nachher mehr folgten, unter welchen auch einige Kroaten waren.
1631 den 16. Juli conjungirte sich Herzog Adolph Friedrich mit den Schweden, welche im vorigen Jahre bereits in Deutschland angekommen; den 2. Sept. machten die Kaiserlichen einen kleinen glücklichen Ausfall aus Wismar auf die Schweden, doch nachdem Rostock sich ergeben, ward Wismar zu Lande blokirt; den 9. Oktober verließen die Kaiserlichen die Insel Poel von selbst. Wie sie aber den 12. Oktober einen Ausfall machten, wurden sie mit blutigen Köpfen wieder hereingewiesen; den 30. Oktober sperrten die Schweden den Wismarischen Hafen, und nachdem man lange an den Akkord gearbeitet, ist endlich im Jahre 1632 den 12. Januar der Auszug der Kaiserlichen erfolgt, bei welchen dieselben es so gemacht, daß die Schweden sie bald hernach auf dem Marsche angegriffen, 500 von ihnen erlegt, 2000 gefangen genommen und die übrigen 500 zerstreut; der gewesene Wismarische Kommandant, Obrist Gramm, ist selbst als ein Gefangener nach Greifswald geführ, doch hiermit ist noch nicht Friede geworden, sondern man hat erlebt, daß im Jahre
1635 im Oktober zwei starke Armeen in Mecklenburg eingedrungen, die schwedische unter dem Herrn General Bannier, und die sächsische unter Sr. Churfürstl. Durchl. selbst, daher es überall, auch selbst in Wismar, an ein starkes Contribuiren gegangen.
1637 den 27. Juli fielen 4 Kompagnien Lauenburgische Reiter und 2 Kompagnien Dragoner auf St. Jakobs-Hof vor Wismar und hausten daselbst sehr übel; die Sachsen wurden im Mecklenburgischen immer stärker, weswegen man in Wismar eine Belagerung befürchtete und alles Vieh, welches man im Mecklenburgischen bekommen konnte, herein holte. Im Oktober machten die Schweden aus Wismar den Kaiserlichen hin und wieder im Lande Schaden.
1638 im Januar fingen die Kaiserlichen an Wismar von weiten zu blokiren, und besonders auf Poel verschiedene Feindseligkeiten auszuüben; den 8. März ward die Blokade wieder aufgehoben. Herzog Adolph Friederich bemühte sich sein Land in Neutralität zu setzen, bot den Schweden ein Stück Geld, wenn sie Wismar wieder verlassen wollten; der König von Dänemark hielt auch um Evacuation der Stadt Wismar in Schweden an, aber vergeblich. Das Brennen in den Wismarischen Dörfern continuirte indessen von feindlicher Seite und in der Stadt ging es auch nicht am besten her.
1643 ward Dömitz von den Schweden, welche in Wismar lagen, den Kaiserlichen wieder abgenommen.
1644 im Monat Juni, war ein großes Flüchten aus dem Lande nach Wismar, weil das Gerücht ging, daß die Kaiserlichen wieder in das Mecklenburgische einrücken würden.
1645 wollte ein Mordbrenner die schwedische Flotte in den Wismarischen Hafen anzünden, man merkte aber Unrath, indem man die Brandkasten zu Schiffe brachte, worauf man den Thäter ertappte, welcher nicht lange darauf geschmaucht wurde. In den folgenden Jahren ist, bis der Friebe im Jahre 1648 geschlossen und Wismar an Schweden überlassen worden, so viel man weiß, nichts sonderliches vom Kriege im Wismarischen vorgegangen. Wie aber im Jahre
1657 Schweden und Dänemark wieder in einen Krieg verfallen, hat Wismar davon auch einige Spuren wahrnehmen können. Nemlich es streiften die Dänen in selbigem Jahre bis vor Wismar und holten Wismarisches Vieh hinweg. Die ganze schwedische Armee, welche aus Polen kam, marschirte Wismar vorbei nach Holstein. Die schwedische Flotte lag eine zeitlang in dem Wismarischen Hafen, Ihre Königliche Majestät kamen auch selbst nach Wismar, welcher verschiedene fremde Gesandten hierher folgten.
Im Anfang des Jahres 1658 lebte Ihro Königliche Majestät nebst vielen Großen noch in Wismar und ward hieselbst die Resolution gefaßt, über den gefrorenen Belt zu marschiren. Die Kaiserlichen und die Brandenburgischen marschirten vor Wismar vorbei nach Holstein, von welchen zwar einige Gefangene hereingebracht, aber doch bald hernach wieder losgelassen wurden.
1659 gingen die Kaiserlichen, die Brandenburger und die Polen nahe oben Wismar aus Holstein wieder zurück und ließen sich Einige davon in Wismar sehen, thaten aber keinen Schaden. Doch im Neuen-Klosterschen hielten sie nicht eben zum besten Haus.
1660 holten die Wismarischen den Kaiserlichen Obristen Caprara nebst einigen Pferden und Estandarten aus Crivitz und brachten den Obristen als einen Gefangenen mit nach Wismar; dergleichen geschah zu Gadebusch, doch der in diesem Jahr Gottlob erfolgte Olivische Friede machte ein Ende mit dergleichen Händel. Im Jahre
1675 zog sich die Kriegsflamme abermals nach Wismar; die Ersten, welche sich damals als Feinde vor Wismar sehen ließen, waren die Brandenburger, von welchen den 6. Juli einige Gefangene hereingebracht wurden; den 1. August nahmen dieselben den Wismarischen etwas Vieh hinweg und fingen zu sengen und zu brennen an, endlich kamen die Dänen dazu und fielen den 22. August in die Wismarischen Dörfer, ja sie kamen bei nebligtem Wetter so nahe, daß Einer von ihnen nicht weit von dem Schlagbaume erschossen wurde; den 4. September nahmen die Brandenburgischen Poel weg; den 26. September warfen die Dänen die erste Schanze vor Wismar, und zwar am Strande, auf; den 28. dito brannten sie St. Jakob ab; den 15. Oktober schossen sie vor dem Lübschen Thor zuerst herein; den 20. dito kam der König von Dänemark selbst vor Wismar an, was hieraus weiter bis zu der den 13. Dezember erfolgten Uebergabe sich zugetragen, das kann man mit Mehrern in des sel. Herrn M. Springinsguth; Erzählung von dieser Belagerung lesen, welche am Ende seines Wismarischen Denkmals zu finden, aus welcher auch das hier beigebrachte Wenige genommen. S. Beilage Lit. A., welchem noch beizusetzen, was in der Kern Chron. im Jahre 1675, S. 61 von 400 Schweden, die an eben dem Tage, da Wismar übergegangen, in Ribnitz aufgehoben und nach Wismar gefangen geführt worden, zu lesen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar