Die Bombardierung und ihre Folgen.

Hiebei bemerkte man noch, zum Preis der Allerhöchsten und zu ewigen Ruhm des gnädigen Schutzes Gottes, daß, obgleich in allem 1200 Bomben und 2000 Feuerkugeln, und außerdem einige Steine, Pechkränze, u. dergl. in der Stadt gesehen, man doch hernach, da eine Visitation deswegen angestellt, befunden, daß ohne das, was in die Häufer des hohen Tribunals gekommen, an Bomben, so gefallen, nur gezählt worden: Im St. Maxien-Kirchspiel 95 Bomben, in dem St. Nicolai-Kirchspiel 35, im St. Georgen-Kirchspiel 253; Summa 383 Bomben. Von diesen sind einige gar nicht zersprungen, einige, die crepirt, haben wenig oder fast keinen Schaden gethan, besonders hat die Hand Gottes die Personen gar merklich beschirmt. Z. B.

Gleich an dem ersten Tage der Bombardirung schlug eine Bombe in der Grünen-Straße in das Gasthaus, in welchem unten in der Stube alle die armen Leute saßen, aber, obgleich das Haus ruinirt wurde, so blieben doch alle Leute unbeschädigt.


Den 30. December ward, wie gedacht, des Herrn Assessors Koch Haus beschädigt. Die Bombe fiel oben in ein Zimmer und zerschlug recht über dem Bett, in welchem der alte Herr Assessor krank darnieder lag, drang aber nicht durch den sonst nur schwachen Boden, daß also der Herr Assessor auch Gott Lob! an seinem Leibe keinen Schaden hatte, ebenso ging es in des Herrn Lieutenant Wetzels, desgleichen in des Herrn Reifers Hause, da die Leute in den Stuben eine Zeit lang gesessen, aber endlich von freien Stücken herauss gegangen, worauf alsobald die Bomben in den Stuben und sonst Schaden gethan, aber die Leute waren durch Gottes gnädige Fügung unbeschädigt geblieben.

Den 31. December schlug eine Bombe in das Haus eines Schuhmachers in der Krämer-Straße, crepirte auf dem Boden, auf welchem die Frau selbst war, die dann auf die Kniee fiel und gesund wieder aufstand, nachdem der Knall und Dampf vorüber war, und fand, daß die Stücken von der Bombe auf ihren Kleidern lagen, ihr aber nichts gethan hatten. Desgleichen fiel eine Bombe hinten in des Hrn. Doktor Köckert Haus, da der Herr Doktor mit seiner Frau Liebste und Frau Schwiegermutter standen, nahe bei ihnen nieder, schlug in Stücken, aber kein Mensch wurde beschädigt.

Den 1. Januar im Jahre 1712 fielen zwei Bomben nach einander, unter das Mecklenburger Thor, wo die Bürger standen, welche die Wache hatten, aber keiner von ihnen ward, obgleich die Bomben fast mitten unter sie crepirten, verletzt. Noch fiel eine Bombe in das letzte Haus oder Bude auf dem heil. Geistes-Hofe, da oben auf dem Boden ein Knabe im Bett, und unten in der Stube noch vier Personen waren. Die Bombe ruinirte das Dach, drang auch etwas in die Stube, aber sowohl der Knabe, als die Uebrigen blieben gesund.

Den 2. Januar, des Morgens früh, fiel eine Bombe in das Haus eines Schusters in die Stube, in welcher zehn Personen lagen, die Bombe fiel von oben hinein, zerschmetterte nicht nur die Stube gänzlich, sondern auch fsast das Haus überall inwendig, aber an den zehn Personen bemerkte man gar keinen Schaben, da doch ein Bett, aus welchem Einige gesessen, desgleichen eine Bank, worauf Jemand gelegen, ganz ruinirt und die Leute unter den Ruinen von oben befallen waren.

Sonst fiel in der Danckwarts-Straße eine Bombe in einen Keller, der mit Stroh fast angefüllt, aber in dem Stroh erstickte die Bombe; andere dergleichen bemerkenswerthe Beispiele, welche noch vorhanden gewesen, zu geschweigen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar