2. Februar bis 26. April 1712

Den 2. Februar brachte eine von unseren Partheien, zu Pferde, 3 Karren, mit Rhein- und Brantwein ein, welche nach Pommern gesollt; auch ward ein dänischer Proviant-Meister herein geführt.

Den 4. Februar wurden vier Gefangene, als ein Cornet, ein Quartiermeister, und zwei gemeine Dänen herein gebracht.


Den 20. Februar kam ein Trompeter aus Rostock von den daselbst liegenden Dänen, welcher den Proviant-Meister, den die Unserigen den zweiten Februar eingebracht, wieder forderte, weil er von dem Hrn. General Dücker aus Stralsund einen Pas, gehabt, er erhielt aber nichts; hiernächst verlangte er, daß zwei Rendsburgische Bürger, welche die Unserigen den 22. Januar gefangen herein gebracht, wieder losgelassen werden möchten, wogegen ein den 8. September im Jahre 1711 von den Dänen gefangen genommener, und den 13. Oktober auf Parol wieder hereingelassener Bürger und Brauer ausgewechselt werden sollte.

Den 21. dito kamen die Unserigen abermals mit 3 gefangenen dänischen Herren ein, als ein Oberst-Lieutenant, ein Kommissarius und ein Cornet. Es wurden auch jetzt zwei neue Schiffe auf die Kaper auszurüsten beliebt, und ward den 29. Februar dies J. der Anfang zu bauen gemacht.

Den 4. März ließ E. E. Rath im Namen Ihrer Königl. Majestät der ganzen Bürgerschaft ansagen, daß ein Jeder auf Jahr und Tag sich verproviantiren sollte. Eine Parthei der Unserigen, welche den 25. Februar ausgegangen, kam heute mit 13 Gefangenen und vier ledigen Fuhrwagen, auch 21 Pferden wieder; unter den Gefangenen waren ein Lieutenant, ein Sergeant, ein Korporal, fünf Gemeine und ein Rostockscher Bürger, drei Fuhrleute, welche Proviant nach Pommern gefahren, und ein Jude; man hatte diese ohnweit Sültz an der pommerschen Gränze bekommen.

Den 5. März kamen zwei Kompagnien Bassewitz’sche Dragoner aus dem Bremischen an, und bekamen in der Stadt Quartier.

Den 6. März brachte eine Parthei zu Pferde, von 150 Mann, welche den 24. Februar ausgegangen, 42 Gefangene herein, nebst 38 Pferden; unter den Gefangenen waren vier Lieutenants, 37 Unteroffiziere und Gemeine meistens sächsische, und einen Schreiber vom Lande, welcher unsere Leute hatte verrathen wollen, die ersten waren gefangen genommen ohnweit Demmin in Pommern auf verschiedenen Dörfern daselbst, wo auch irgend noch 16 Mann waren nieder gemacht, wogegen die Unsrigen etwa 2 Mann verloren. Gedachte Gefangenen wurden, die Offiziere ausgenommen, in den Gewölben am Lübschen Thore eingesperrt. Mit dem Bau der vorgemeldeten beiden Caper ward bestens fortgefahren. Einige von unseren Seefahrenden aber erboten sich, ehe solche Schiffe noch fertig werden konnten, mit andern kleinen Fahrzeugen auszugehen, und den Feinden Schaden oder Abbruch zu thun, weil sie aber die verlangten Bedingungen nicht eingehen wollten, konnten sie deshalb keine Vollmacht erhalten. Um diese Zeit fingen einige in der Stadt an, ihre Sachen nach Lübeck zu senden, weil immer mehr und mehr Nachricht kam, daß die Dänen kommen und Wismar formaliter belagern würden.

Am 10. März waren oben erwähnte Seefahrer endlich der Kaperei wegen einig geworden, sie nahmen demnach 2 große offene Boote oder Chaloupen, in jedem zwei kleine Stück und 15-16 Mann, dabei mit Gewehr, Hand-Granaten etc. versehen, und ging das eine heute in die See, dem das andere am 11. folgte.

Am 18. März kam das erste Boot wieder und brachte 4 Femersche Boote, welche mit Hafer und Gerste nach Lübeck gewollt, herein; es wurde ihnen das Korn abgekauft und die Boote wieder losgelassen.

Am 14. März brachte das andere Boot drei kleine dänische Schiffe auf, welche mit allerlei Proviant geladen waren; diese wurden preiß gemacht und die Schiffe in Arrest genommen. Sie mußten für sich und ihre Schiffe 400 Rthlr. Ration bezahlen.

Am 21. März kam ein Commando mit einer ziemlichen Quantität Geld herein.

Am 27. März gingen die 2 Boote oder Commißfahrer wieder aus, kamen aber am 30. unverrichteter Sache wieder.

Am 1. April brachte eine Partei der Unsrigen zu Pferde 8 ledige Wagen nebst 33 Pferden und 6 Bürger aus Sültz, welche Proviant, sowie auch einige Degen- und Pallasch-Klingen nach den feindlichen Quartieren lieferten, herein. Die Bürger, 14 an der Zahl, mußten ihre Pferde und Wagen rantzioniren.

Am 4. April brachten die Unsrigen 2 Leipziger und einen Altonaer Bürger herein, welche hernach, weil sie von der Post weggenommen, wieder frei gelassen worden.

Am 9. April kam unsere Freicompagnie wieder. Sie hatten ohnweit Hamburg mit einer dänischen Partei zu thun gehabt, da denn von den Unsrigen 8 Mann blieben und 5 blessirt wurden; von dänischer Seite sollen etwa 20 geblieben sein.

Den 12. April kam eine Partei zu Pferde mit einem Wagen voll Kaufmannsgütern herein, die aber alle, außer einigen Juchten, wieder frei gelassen wurden. Um diese Zeit klagte man überall im Lande über unsere Parteien und deren Insolentien.

Am 21. ging ein schwedischer Schiffscapitain, Mamelow genannt, mit seinem Schiff (welches mit den vormals hier aus Schweden angelangten Transport als ein Brander mit übergekommen, nun aber mit 16 Stücken und einigen 30 Mann besetzt war), die Fama genannt, zur See, um auf die Dänen zu kreutzen. Das Flüchten nach Lübeck und anderen Orten kam noch immer, ja sogar häufiger vor, weil man hin und wieder hörte, daß nebst den Dänen die Muskowiter auch kommen, und uns belagern würden. Sonst war es noch ziemlich wohlfeil um diese Zeit, der Scheffel Waizen galt 45 ßl., Gerste 25, Roggen 28, Hafer 22, das Pfund gutes Rindfleisch 3 ßl., Butter 6tehalb ßt., daß L.-Pfund Talg 4 Mark, die Tonne Bier ohne Accis 6 Mark, das Holz war am teuersten, denn für den Faden mußte man 15 bis 18 Mark und noch wohl mehr bezahlen. Heute Abend ging ein 200 Mann starkes Commando Infanterie und Cavallerie aus; vor dem Thore wurde einigen von ihrem Prediger, die eben, weil es Sonnabend war, zur Beichte waren, das Abendmahl gereicht. Es wußte Niemand, wo es hingehen sollte.

Endlich am 23. kam dies Commando gegen Abend wieder, und man erfuhr, daß sie nach Schwaan gewesen, um einen Trup Dänen, der sich daselbst festgesetzt hatte, aufzuheben, allein die Uusrigen konnten nichts ausrichten, weil selbige sich in das Städtlein gelegt, und überdies einige Raketen aufsteigen ließen, auf welche die in Rostock postirten mit 3 Kanonenschüssen antworteten, woraus man merkte, daß ein Succurs kommen würde, und demnach für rathsam hielten sich bei Zeiten zu retiriren, indessen brachten sie doch 2 Mann und einige Pferde mit.

Am 24. April sandte vorgedachter Capitain Mamelow, ein Schiff von 80 Last, mit Hafer beladen, herein. Es wollte dieses Schiff von Danzig nach Lübeck fahren.

Vom 25. auf den 26. April Nachts hörte man von der See her ein starkes Schießes, auch wurde man Feuer gewahr. Des Morgens (am 26.) kam Nachricht, daß Capitain Mamelow mit einigen dänischen Schiffen sich geschlagen und unglücklich gewesen sei. Man mußte dieses auch endlich glauben, da einige Leute von dem Schiff zu Lande nach der Stadt kamen, welche aussagten, es hätte gedachter Capitain des vorigen Abends ein Schiff, das von Bornholm kam und worin einige 40 Stück Ochsen gewesen, weggenommen, und seinen Lieutenant nebst vier Mann darauf gesetzt, um es herein zu bringen, aber es wäre ihnen eine dänische Fregatte von 30 Stück und noch andere dänische Schiffe begegnet, welchen er nicht hätte entkommen können, weswegen er vier Stunden lang sich mit der Fregatte geschlagen und noch länger gefochten hätte, wenn er nicht einen Schuß unter Wasser bekommen, welcher ihn gezwungen hätte, sein Schiff bei Clütz in den Strand zu setzen, von wo aus er sich doch noch so lange wehrte, bis all sein Volk ans Land gesetzt und etwas von den Geräthschaften untergebracht war. Endlich aber hatte er sein Schiff, damit es den Feinden nicht zu Theil werden möchte, selbst in Brand gesteckt. Die Leute kamen auch nebst dem Capitain nach und nach alle unbeschädigt herein, ausgenommen der Lieutenant nebst den 4 Mann auf dem genommenen Bornholmischen Schiff, welches die Dänen während des Gefechtes, da den Unsrigen der Wind ungünstig war, wieder abnahmen, und also die Mannschaft mit wegführten.

Am 26. April und weiter lieferten die Mecklenburger 112 Wagen mit Hafer, auch kam nach und nach ziemlich viel Holz herein, so daß man von 300 Faden hörte, welche, in allen geliefert worden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kurze Beschreibung der Stadt und Herrschaft Wismar