Die Feuertaufe.

Die bekannte Schriftstellerin Frau Henriette Fürth, Frankfürt a. M., stellt uns folgenden Brief ihres Neffen Walter C. aus Köln vom westlichen Kriegsschauplatz zur Verfügung.

d. 30. 8. 14.


Meine Lieben! Euer süßes Paket erhielt ich vor vier Tagen und Deine Karte, liebe Tante, heute.

Also der Siegmund ist verwundet und G. s. D. leicht. Gestern und vorgestern hatte ich 48 Stunden Feuertaufe, wir stürmten und schossen alles zusammen, was uns in den Weg kam. Nur Bajonettarbeit, da mus ich mich noch stählen zu, denn es fiel mir schwer, aber er oder ich, also er. Brrr. Später Freiwillige vor! Ins Dorf, ob franzosenrein. Mein Leutnant und sechs Mann, drei Juden als Freiwillige. Meinem Leutnant, einem feinen Kerl, gehe ich nicht von der Seite, also mit. Im Dorf schien alles fort. Mitten auf dem Marktplatz auf einmal eine Salve. Wir werfen uns auf die Erde, zwei fallen tot hin, wir andern ins Haus. Ich schoss drei aus dem Fenster runter, zwei im Hof, und drei warfen die Waffen fort. Bei mir „Nitschewo“. Halt, Hände hoch! und schrumm. Wehrmann C. brachte die ersten Gefangenen zum Regiment. Oberst gab mir die Hand. Dann fiel ich um und schlief 14 Stunden in einer Tour, auf offener Landstraße. Bin ganz gesund, und nun en avant à Paris. Willst Du etwas aus der Rue de la Paix? Also bald erscheint unsere Verlustliste. Ich bin nicht dabei. Pas encore. Ich depeschiere nach Hause.

Gruß

Euer Walter.