Der Unterschied zwischen Handwerker und Kaufmann

Andererseits stand der Handwerker dem Kaufmann zwar von Anfang an weder sozial noch politisch vollkommen gleich, aber der Unterschied war geraume Zeit keineswegs so groß, wie er gegen Ausgang unserer Periode sich herausgebildet hat.

Auch der Handwerker war ein freier Mann und hielt nicht weniger als der Kaufmann auf seine und seines Standes Ehre. Auch er pflegte ebensowenig daheim stille zu sitzen wie jener, und bereits bevor die Gebote des Wanderns für die Gesellen aufkamen, begegnen wir Meistern, Gesellen und Lehrlingen nicht nur auf hansischen Kontoren und den Vitten auf Schonen, sondern auch auf Märkten und Messen recht entfernter Lande.


Viel trugen dazu ohne Frage die zeitweise geradezu in Mode stehenden Pilgerfahrten bei, die im Bürgerstande eine ähnliche Rolle spielten wie die zur Kurzweil ausartenden Kreuzfahrten der Ritter nach Preußen. Indessen wenn wir auch vernehmen, dass die Kürschner von Göttingen z. B. einen aus ihrer Mitte auf die großen Hauptmärkte zu entsenden pflegten, damit er den gemeinsamen Bedarf an Alaun, Weinstein, Rotleder u. dgl. m. einkaufe, so schied sich doch der Handwerker in einem Punkte scharf von dem Berufskaufmann: er verkaufte nur und durfte nur verkaufen, was er mit seiner Hände Arbeit erzeugt hatte. So weit mithin der Begriff „Kaufmann“ auch gefasst werden muss, für uns kommt hier nur der Typus des Kaufmanns in Betracht, der nur kaufte, was er verkaufen wollte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Kaufmannsleben zur Zeit der Hanse