Ludwigslust, Freitag den 14. September 1810

An Karl

— Dein liebes Andenken ist sehr lebendig bei uns, und Prinzess, die ich so interessant und liebenswürdig als jemals finde, ist Dir mit treuer Seele ergeben. Ihre Lebensweise ist in der Tat sehr von der sonstigen verschieden, da ihre Familie und noch viele andre Menschen Ansprüche auf ihre Zeit machen. Sie findet sich auch darein, und die Leute hier sind von ihrer Güte bezaubert. Ich habe auch gar nicht das geringste Fremde oder Gezwungne in ihr gefunden. In der Gesellschaft, die sich alle Abend 8 Uhr bei ihr versammelt, herrscht ein sehr hübscher und anständiger Ton, den sie auch durchaus erhalten muss, weil er bei den etwas freien Sitten, die hier herrschen, sonst leicht ausarten könnte. Ich war erst einmal mit Boschen da, wo wir auch den Mittag zur Tafel gebeten waren, doch steht es uns frei, so oft wir wollen, zu kommen. Bis jetzt hat mich Prinzess noch täglich ein Stündchen besucht, entweder Morgens oder den Abend. Da wird denn auch Deiner gedacht, und wir finden uns sehr glücklich. Mein Quartier ist sehr freundlich und hat eine heitre Aussicht, nur ist es feucht, weil ein Teich und Bäume in der Nähe sind. — Der Ofen scheint sehr gut zu heizen, und der Prinz gibt uns das Holz umsonst, was mir eine große Ersparnis ist. Der Herzog wird auf den Montag von Doberan zurückkommen. Prinzess ist 2 Tage dort gewesen, doch vorzüglich gefiel es ihr auf dem Gute vom Prinzen, Plüschow, das Ähnlichkeit mit Wilhelmsthal haben soll. Die Nachrichten von Eisenach sind erschrecklich. Die Prinzess fand sie in der hamburger Zeitung, als wir uns eben bei ihr zur Tafel setzten. Sie konnte vor Jammer gar nicht essen. —