Ludwigslust, Dienstag den 8. April 1811

An Karl

— Unsre Prinzess kam schon am Freitag Abends von Schwerin wieder zurück, und erheiterte mich durch ihr besseres und munteres Aussehen; denn oft beunruhigte mich doch ihre Gesundheit. — Dass Du Deinen Lukrez nicht um guten Preis anbringst, schmerzt mich wahrhaft, nicht um des schönen Goldes willen allein, das ich Dir wohl auch gewünscht hätte, aber um der Geistesarmut der jetzigen Zeiten willen. Wenn ich in den Literaturzeitungen, welche Prinzess mir mitteilt, die teuren, abgeschmackten, mark- und kraftlosen Schriften ankündigen sehe, die alle, weil sie zur Bildung und Besserung der Weiber und Kinder helfen sollen, gekauft oder gelesen werden, so erseufzt mein Herz im Busen, und ich gedenke meiner Jugend und wie ich meine ganze Bildung nur den ausgezeichneten Schriften großer Männer zu verdanken habe, und segne sie allein dafür. Dasselbe Gefühl teilt auch Prinzess mit mir und kann es bezeugen und bewähren. Es ist doch ein wahrer Jammer, dass wir in solche schlechte Zeiten und zu solchen elenden Menschen gekommen sind. Verzeihe meinen Unwillen, aber er ist doch gewiss nicht ungerecht. Durch die elenden Arzneimittel, welche die Marktschreier so teuer verkaufen, wird die Konstitution schlecht verbessert und Charakter und Tugend nicht gebildet werden. Was Du mir von Deinem Karl sagst, so ist es gewiss gut, dass er, wie Du sagst, ein Ziel vor sich sehe, was ihn ermuntert zu lernen und sich zu unterrichten. Übrigens glaube ich, wenn ich einen Sohn hätte, würde ich ihn gerade das Handwerk ergreifen lassen, wozu er Lust hat, aus Furcht, ihm sonst eine Last aufzulegen, die ich ihm nicht könnte tragen helfen. Verdenken kann ich es einem jungen Gemüt nicht, wenn es sich das Jägerleben als etwas Freies, Unabhängiges und also Wünschenswertes ansieht. Doch mag auch viel dagegen einzuwenden sein.


Diesen Abend will Prinzess zu uns kommen und in Boschens klösterlicher Stube den Tee trinken. Wie glücklich wäre es, könnte Deine Gegenwart solch eine Stunde verschönern! Doch schweig' mein Herz und verbiete der Sehnsucht zu klagen! Wir werden allein sein; denn der Erbprinz ist heute auf etliche Tage nach Hamburg. Wie ich jetzt höre, so will der weimarische Erbprinz erst im Herbst hierher kommen. Der Herzog versprach, dies Frühjahr zu kommen, hat sich aber auch anders besonnen. Es hat der Prinzess wehe getan; sie hatte sich sehr gefreut. Unsre Emilie wird also wohl die erste sein, wenn sie anders ihren Pass erhält. —