Ludwigslust, Sonntag den 13. April 1811

An Karl

— Vor allem möchte ich Dir über die Gesundheit unsrer Prinzess etwas recht Gutes sagen, und mich dünkt es auch, dass ich es, ohne mir selbst zu viel zu schmeicheln, thun kann. Wahr ist es, dass sie außerordentlich mager geworden ist, aber mit der großen Hinfälligkeit, was mich so oft erschreckte, und mit dem Kopf- und Magenübel hat es sich jetzt gebessert. Von der bessern Jahrszeit erwarte ich viel und vorzüglich auch von der Veränderung der Luft und des Aufenthaltes für einige Zeit, was diesen Sommer durch eine Reise nach Doberan bewerkstelligt werden kann. Ich kann nicht leugnen, dass ich oft ungeduldig wünsche, es möchte etwas Angenehmes von außen kommen, und mir einbilde, dass dies auch wohltätig auf ihre Gesundheit wirken könne: aber wie lässt sich das jetzt erwarten und woher soll es kommen? Die politischen Umstände und Nachrichten, die ihr täglich vor Ohren kommen, sind nicht erfreulich, doch erträgt sie alles mit bewundernswerter Heiterkeit und Fassung, und alles, was sie sagt und vornimmt, ist immer liebenswürdig und ermunternd.


Wir haben Dir wohl noch nicht gesagt, dass uns eine Ähnlichkeit, die der hiesige Minister Plessen einigermaßen mit Dir hat, sehr amüsiert. Boschen hat es zuerst herausgebracht, und nun finden wir’s auch gar sehr. Nur hat sein Wohlstand von Jugend an und wohl auch eine sanftere Erziehung die Spitzen etwas abgeschärft, wobei manche geistige Schärfe auch mit verloren ging, und das stört eine vollkommne Ähnlichkeit von innen wie von außen. Prinzess kann die Feinheit, mit der er sie versteht und ihr anspricht, sowie das vollkommne Zutrauen, womit er sie behandelt, nicht genug rühmen, und dadurch, dass es ganz gegenseitig sein kann, macht es sie recht glücklich. Seiner vielen Geschäfte unerachtet besucht er mich zuweilen, und hat mir immer ein gutes, brüderliches Wort zu sagen. Seine Figur, sein Gang und sein brüderliches Verständnis mit mir hat Boschen zuerst aufmerksam gemacht. Er ist einer der besten Menschen, die ich kenne, der bei seinen trocknen Geschäften doch immer das Jugendliche und ich möchte sagen Kindliche mit beibehalten hat. Dass uns Emilie Gore nicht besuchen soll, schmerzt uns, doch was lässt sich sagen, da wir jetzt alle durchaus lernen müssen, unsre liebsten Wünsche zu beschränken! —