Das Programm der jüdischen Realpolitik

Viele, die ein klares Bewusstsein davon haben, dass die Juden ein Sonderstamm sind, halten es für inopportun, dies zu betonen, weil es den Regierungen und Völkern missfallen könne. Auch das ist eine Illusion. Die Regierungen und die Völker sind in dieser Frage keineswegs so befangen, wie die Juden selbst. Sie wissen genau, dass die Quelle der charakteristischen Betätigung der Juden auf intellektuellem und wirtschaftlichen Gebiete, das, wodurch die Juden Erfolge erringen, ihrem Lande Nutzen bringen und weswegen sie geschätzt werden, insoweit sie nicht durch allzu große Anhäufung eine Gefahr darzustellen scheinen, gerade ihre ethnische Sonderbeschaffenheit ist. Die Regierungen und die Völker halten es für selbstverständlich und ersprießlich, dass diese Tatsache nicht vertuscht werde; denn sie legen Gewicht auf die Pflege der staatserhaltenden Faktoren, zu denen neben der Religion die Nationalität gehört. Ein unbehagliches Gefühl erweckt in ihnen im Gegenteil das Schauspiel einer großen Menschengruppe, die eine Nationalität abstreift. Sowie sie dem Juden, der seine Feiertage einhält und seine Speisegesetze beobachtet, mit Achtung begegnen, so zollen sie demjenigen ihre Sympathie, der mutig und offen sein jüdisches Volkstum bekennt.

Das ist also der erste Programmpunkt der jüdischen Realpolitik: offenes Bekennen der jüdischen Nationalität, das selbstverständlich mit der striktesten Erfüllung der Pflichten gegen das Geburtsland vereinbar ist, andererseits aber die richtige Erfüllung der Pflichten gegen die angestammte Volksgemeinschaft zur moralischen Konsequenz hat.


Und hierbei heißt es nun wiederum die Linie der Realpolitik streng einhalten: ist die Lage der Juden überall dort, wo sie größere Ansammlungen bilden, unhaltbar; ist das Entstehen großer jüdischer Konzentrationen unvermeidlich, schon aus dem Grunde, weil es nicht so viele zivilisierte Länder gibt, als wie sie zur Verteilung der Juden in kleinere Gruppen erforderlich wären; dann aber auch, weil sich das jüdische Volk einer solchen Zerstäubung widersetzt; ist die ganze Judennot politischen Ursprungs, so bleibt nur die politische Lösung: der gewaltsamen Hinausdrängung durch freiwillige, organisierte Emigration zuvorzukommen; die Leidenskette durch Gründung einer nationalen Heimstätte zu durchschneiden; Palästina aufs Neue zu besiedeln, wie es unsere Vorfahren unter Moses und Serubabel getan.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Jüdische Realpolitik