Fortsetzung IX

Die Namen einiger Berge oder Hügel weisen auf frühere Waldungen und Haine hin.
Nördlich von Unter-Bergen liegt der Harzberg; man hat dabei wohl weniger an die Harzgewinnung, als vielmehr an hart oder harz, einen großen Wald, zu denken. — Einen Hainberg gibt es bei Weida, einen andern bei Gera, dicht am linken Elsterufer; bei Ziegenrück gibt es eine Hainkoppe; und wahrscheinlich hat man auch den Namen „Weinberg", der im Vogtlande einzelnen Anhöhen gegeben wird, auf das ursprüngliche „Hain" zurückzuführen. Das dem Weinbau ungünstige Klima unseres Landes, welches früher noch viel rauer war, und die häufig zu sehr mitternächtige Lage dieser Berge lassen nicht, oder nur selten an die Kultur der Reben denken. Unterstützt wird obige Erklärung dadurch, dass in jenem Flurstriche bei Hohenleuben, in welchem ein sogenannter Weinberg liegt, Hainäcker und eine Hainreut vorkommen. Der Name Weinberg wird außerdem noch einer Anhöhe bei Burgk und andern bei Döhlen und Adorf beigelegt (Variscia 3. B. S. 106.).

Nach Krenkels Annahme (Blicke in die Vergangenheit der Stadt Adorf, S. 32.) sollen auf dem „Weinberge" zwischen Adorf und Markneukirchen Versuche mit Weinbau, die seit 1562 im sächsischen Vogtlande ohne Erfolg angestellt wurden, gemacht worden sein. — Es muss daran erinnert werden, dass Hain von Kaßin, d. h. hegen, abgrenzen, absondern, abzuleiten ist. Nach altgermanischer Vorstellung ist alles Abgesonderte auch heilig und daher ist dem Hain an sich die Heiligkeit schon eigen; er ist ein zu heiligen Zwecken abgegrenzter Wald. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass Hain auch einen Götzen, wenigstens ein Götzenbild bedeutet, und dass davon vielleicht der Name Heinchen abzuleiten ist. Die Heinchen sind vielleicht als Hainbewohner oder Waldzwerge zu deuten; die Zwerge aber werden als Nachkommen der Götter wie die Riesen angesehen, mit denen sie auf Grund der Sage in vielen Punkten übereinstimmen. (Haupt, Sagenbuch der Lausitz, S. 15 u. 51.) — Mit dieser Hinweisung auf die frühere Heiligkeit der Hainberge ist zwar den Angaben vorgegriffen worden, welche später bei den eine religiöse Bedeutung aussprechenden Höhennamen folgen sollen; doch hielt ich es für zweckmäßiger, die Hain- und Weinberge als Höhen, die früher einen Wald getragen haben oder jetzt noch tragen, dem Harzberge bei Bergen anzuschließen. — Auf seine Lage im Waldgebirge weist der Name des schauerlichen Waldsteins im münchenbergischen Bezirke hin; er galt ehemals als Wohnsitz der Wald- und Berggeister, hatte also ebenfalls im Heidentume für den Religionskultus Bedeutung. Dasselbe mag auch von dem in genannter Gegend liegenden Ahornberge gelten, da der Ahorn vielleicht ein gottesdienstlicher Baum gewesen ist. Es wird, freilich ohne weitere Begründung, angenommen, dass auf dem Ahornberge der Gott der Laubhölzer, der Jupiter fagutalis verehrt wurde (C. Zapf, Versuch einer Geschichte d. Stadt Münchberg, S. 9).


Wie bei Pöhl oder Bühl tritt auch zu den Worten Berg und Stein häufig als Bestimmung der Name eines Tieres. Ich erinnere an die Kuhberge bei Brokau und Schnarrtanne, an den Affenstein bei Hammerbrück, den Schafstein bei Drachsdorf, die Hirschsteine bei Mylau, Greiz und Schwarzenbach a/S., den Sperlingsberg bei Reichenbach, den Vogelsberg bei Ölsnitz und den Geiersberg zwischen Dobeneck und Raschau. Bei Reichenbach heißt eine Anhöhe, welche von der Eisenbahn durchschnitten wird, auch bloß der Vogel. Obschon angenommen werden kann, dass einzelne dieser Namen in dem Bestimmungsworte ursprünglich nicht Tierarten bezeichneten, so habe ich sie hier doch miteinander aufgeführt. Auf dem Vogelsberge bei Ölsnitz wurde noch im vorigen Jahrhunderte das Vogelschießen abgehalten. Der Hirschstein bei Mylau soll zwar nach der Sage von einem Hirsche, der einst von diesem Punkte hinunter in die Göltzsch sprang, seinen Namen erhalten haben; doch könnte man denselben auch von dem Zeitworte hurten oder hirten, d. h. stoßen, ableiten, da sich an dem genannten Felsen die Göltzsch auf ihrem Laufe stößt und etwas seitwärts fließt. — Dieselbe Deutung ist auch auf den Hirschstein bei Greiz am rechten Elsterufer anzuwenden. — Der Sperlingsberg bei Reichenbach wurde vielleicht nach einem Feldbesitzer so genannt; an Sperlinge ist wohl dabei zuletzt zu denken, eher an das in oberdeutschen Gegenden gebrauchte sperr für kümmerlich.