Fortsetzung X

Eine große Zahl von Bergen, Hügeln oder Steinen war in der Heidenzeit dadurch geheiligt, dass sich auf oder an ihnen Opfer- oder Begräbnisplätze fanden, oder dass man sonst irgend eine religiöse Vorstellung damit verband.

Mehrere Steine erhielten den Namen Teufelskanzeln, weil man auf ihnen in der Slawenzeit vielleicht dem Czorneboh oder einer andern Gottheit opferte. Denn da die christlichen Bekehrer den Glauben an die alten Götter nicht mit einem Male verdrängen konnten, so schoben sie den Vorstellungen von ihnen Eigenschaften unter, durch welche jene Gottheiten zu Schreckgebilden wurden und nach und nach mit dem im Christentum mehr sich festsetzenden Begriffe von dem Teufel in Eins verschmolzen. Teufelskanzeln finden wir bei Grün bei Lengenfeld, zwischen Schleiz und dem Trillbach, bei Groß-Drachsdorf und bei Remis. Gegen 100 Schritte von der letzteren entdeckte man auch einen alten Opferplatz. Die Grünaer Teufelskanzel ist ein hoher Felsen (Gustav Bauer) und auf die bei Schleiz führen Stufen. (18. u. 19. Jahresb. v. Hohenleuben S. 13.) Eine der zwei Teufelskanzeln bei Groß-Drachsdorf, welche gegen 15 Ellen hoch ist, befindet sich auf dem sogenannten Esel, einem Berge, der seinen Namen möglicherweise von den Äsen (Göttern) erhalten hat, oder der speziell als ein dem Odhin heiliger Platz angesehen werden kann; geweiht war dem Odhin außer der Haselstaude auch der Esel. (Bönisch, die Götter Deutschlands S. 10.) Eine andre Teufelskanzel bei Groß-Drachsdorf steht im Walde oberhalb des Teufelsgrabens; sie wird von einem Felsblocke gebildet, der auf einem von zwei Schluchten natürlich abgeteilten Platze steht. (16. Jahresb. v. Hohenl.) — Auch die Katzensteine, deren Name aber, wie früher bei einer andern Örtlichkeit nachgewiesen wurde, aus dem Slawischen abzuleiten ist, können hier als ehemalige Opferplätze genannt werden. Sie befanden sich noch vor einigen Jahren an der Straße, welche von Pößneck nach Opitz führt, und in ihrer Nähe hat man Opfergefäße und heidnische Gräber aufgefunden. (18.u. 19. Jahresb. v. H. S. 11.) — Ein gegen 6 Fuß hoher Hügel bei Hain in der Nähe Hohenleubens heißt der Tempel. Wie ein andrer Opferhügel, der sich zwischen Brückla und Triebes findet, ist derselbe mit einem Wallgraben umgeben. In einer dritten ähnlichen Erhöhung zwischen Mehla und Brückla fand man Aschen klumpen, Kohlen, Knochenstücke, Scherben und Klumpen von geschmolzenem Eisen. (Dr. Schmidt, Topographie der Pflege Reichenfels, S. 7.) Das letztere weist darauf hin, dass hier ein Opferplatz der Slawen war. — Mit Rundwällen umgebene Steinaltäre, und in ihrer Nähe Asche, Knochen und zerbrochene Gefäße, fand man auf dem Engels- oder Buchenberge bei Seysla. — Ein Totenfels, an dessen Fuße man häufig Schweden (Sueven?) eisen fand, liegt bei Zoppothen, ein Totenstein beim Kupferhammer unfern Neunhofen; auch hier sind Scherben von Gefäßen vorgekommen. Ein ehemaliger Opferplatz war endlich auch der Totenhügel, der sich an einem Kreuzwege zwischen Ranis und Gräfendorf erhebt. Seine Höhe beträgt gegen 20 Fuß, sein Umfang über 100 Fuß; an ihm fand man Tierknochen und Scherben, und in seiner Nähe sieht man, was jedenfalls für seine ehemalige Bestimmung von Bedeutung war, noch heute eine Quelle. (18. u. 19. Jahresb.v. Hohenleuben, S. 13.) — Des Osterbergs in Reichenbach wurde schon im ersten Abschnitte gedacht. Ein Butterstein soll sich bei Thossfell finden (Gust. Bauer); durch ihn wird man auf butt, von Puhz, ein Kobold (Haupt, Sagenbuch der Lausitz S. 68.), oder vielleicht auf „Butte", in der Bedeutung von Kessel, Opferkessel (Laus. Mag. 41. B. S. 88.) hingewiesen. Obwohl fast allgemein den Butterbergen, Butterbrunnen und anderen hierher gehörigen Namen dieselbe Deutung gegeben werden kann, so möchte ich doch bei der Butterstraße, welche von Reichenbach zwischen Brunn und Chamer hin nach Reudnitz und weiter bis ins Altenburgische führt, die einfache Erklärung annehmen, dass auf diesem Wege, der aber jetzt zum größten Teile verfallen ist, in früherer Zeit die Butterhändler aus dem sogenannten „Niederlande" nach Reichenbach und Umgegend gekommen sind. Noch heute wird von ihnen dieselbe Richtung eingehalten. — Ob der Otterberg bei Schönbrunn mit dem deutschen Odhin oder mit der Otter, die als Wasserdämon galt, in Verbindung zu bringen ist, will ich dahingestellt sein lassen. — Dem Heidentume waren jedenfalls der Juden- und der Nixenstein bedeutsam. Der Judenstein, auch in geognostischer Beziehung interessant, erhebt sich bei Wernesgrün; ich deute ihn als „Jettenstein", von Et, Ez und Jette, d. h. der Riese. Der Nixenstein erhebt sich an der Elster beim Dorfe Wolfsgefärt. Da Nixe oder Wassergeister, welche bereits in indischen Mythen unter dem Namen Apsaras, d. h. aus dem Wasser Entsprossene, vorkommen (Nork, Sitten unr Gebräuche der Deutschen, S. 62.), besonders an festlichen Tagen gefürchtet werden, so liegt es nahe, dabei an heidnische Menschenopfer, die den Wassergeistern gebracht wurden, zu denken. Haupt, Sagenbuch d. Laus. S. 55.) Vielleicht bezeichnet uns der Nixenstein einen solchen Opferplatz. — Die im Heidentume ebenfalls bedeutungsvollen Hainberge sind früher schon genannt worden, so dass ich jetzt die Höhen und die Steine anführe, welche in ihren Namen aufs Kirchentum hinweisen. Vielleicht sind manche dieser Punkte nicht minder auch den heidnischen Bewohnern von religiöser Bedeutsamkeit gewesen, da christliche Bekehrer mit Klugheit alte Opferplätze, an denen das Volk noch lange Zeit mit großer Ehrfurcht hing, für ihre Zwecke heiligten; dies gilt vielleicht von einem im Walde gelegenen Berge bei Schreiersgrün, der Muttergottesstein genannt. Bei Zoppothen gibt es einen Pfaffenhügel, und Pfaffenberge bei Lengenfeld und Oelsnitz. Ein Höhenzug südöstlich von Raasdorf, über den die Straße nach Schöneck führt, hat den Namen Kappel, d. h. die Kapelle, weil hier nach einer Volkssage, welche sich auf ausgegrabenes Gemäuer stützt, wirklich in alter Zeit eine Kapelle mit einem heiligen Brunnen gestanden haben soll. — Der Walburgsberg bei Leupoldsgrün, und ebenso die dabei gelegenen zwei Bauernhäuser, Walpurgisreuth genannt, erinnern an die heilige Walpurgis.