Vorschriften gegen Erfrieren und Heilmittel gegen Brandwunden.

Da in diesen nördlichen Gegenden die Kälte vorherrschend ist, und wir zuweilen im Winter auf der Jagd oder im Lager zuzubringen genötigt werden, wie wir ja auch in den letzten Jahren zur Winterszeit in Niederdeutschland ein Feldlager hatten, will ich hier Einiges anführen, der Wirkung der Kälte zu begegnen. Vor Allem müsst Ihr Kleider tragen, welche die Kälte abhalten und nicht so leicht zerreißen, weil Ihr unterwegs nicht immer Gelegenheit habt, andere zu bekommen. Gut ist es, von kleinauf an die Kälte gewöhnt zu werden, denn das ist vom größten Wert im Kriege. Bei großen Schmerzen des Kopfes, der Hände und der Füße heißt es, die Energie bewahren, denn so lange die erhalten bleibt, wird auch der Körper unversehrt sein. Die Kälte kann man leicht von jedem Körperteil fern halten durch Tuchkleidung, durch starkbehaarte Felle, namentlich vom Hirsch oder verwandten Tieren. Für den Kopf taugt Pelzwerk nicht, er muss eine Kappe bekommen von Tuch, von Baumwolle oder Filz. Die Kälte dringt schneller von den Füssen als vom Kopf bis zum Herzen. Laufen, Bewegungen, das Aneinanderschlagen der Hände und Füße nützt bei großer Kälte. Wenn Jemand sein Gesicht und die Hände Morgens mit kaltem Wasser wäscht und sie nachher gut einhüllt, wird er zuerst wohl ein wenig frieren, bald aber wird er ganz warm werden, denn die Kälte schließt die Poren der Haut, verhindert die Wärme, die im Innern des Körpers sich befindet und durch ihre Eigenschaften die angeborene Wärme vermehrt, nach außen zu entweichen. Um die Unreinigkeiten, welche die Kälte vermehrt, von den Füssen fern zu halten, bedient man sich Bandagen oder leinener Socken, die mit einigen Tropfen Sublimatwein befeuchtet werden. Ebenso hat dieser Wein die Eigenschaft, den ganzen Körper zu erwärmen, wenn ihm warmmachende, aromatische Substanzen beigemischt werden. Dieselbe Wirkung haben Muskatnüsse, Ingwer, überzuckerter Calmus; auch den Körper mit Oel und Salben einzureiben ist dienlich. Einen wunderbaren Einfluss auf Abhaltung der Kälte hat Eppig mit Nüssen, besonders wenn man sie vor dem Genuss in Fleischbrühe getaucht hat. Aus Nesseln und Oel macht man ein Liniment, dem ein wenig Salz beigemischt wird, das den Körper auch gegen die bitterste Kälte schützt und Geschwüre, die durch Frost verursacht sind, schnell heilt. Will Jemand Hände und Füße vor Frost schützen, so reibe er sie mit Fuchsfett.

Wie man es anfangen soll, wenn ein Teil des Körpers fast abgestorben ist, füge ich hier an. Es ist bekannt und durch die Erfahrungen oftmals bestätigt, dass solche Personen, deren Körperteile durch Frost unempfindlich gemacht, nicht ans Feuer gebracht und nicht mit heißem oder warmem Wasser gewaschen werden dürfen, weil die Glieder dann erst recht faulen und verloren gehen. Wenn man sie kalt abreibt, kommt die frühere Wärme allmählich wieder. Galen wandte bei intensivem Frost und bei dabei entstandenem Schmerz Euphorbium an, das er mit Oel verrieb und dem er in Wasser geschmolzenes Wachs beimischte. Manche rühmen gegen Frost, man solle das betreffende Glied eine halbe Stunde in Wasser halten, in dem Pferdeäpfel und Hirtenhafer abgekocht worden. Andere streuen auf den erfrorenen Teil Asche von gebranntem Hasenfell, wieder Andere legen Rüben oder gebratene, noch warme Äpfel auf. Manche reiben die Teile mit Speckschwarte. Wenn Jemandem die Finger oder Zehen vor Frost ganz schwarz geworden sind, so dass kein Gefühl mehr in ihnen ist, so soll man doch deswegen den Mut nicht verlieren und verständige Mittel anwenden, denn die Natur und die Kunst haben große Macht. Ich erinnere mich, dass im vorigen Winter Caius Ahlefeld, dem beide Füße erfroren waren, einen gewissen Wundtrank nahm, dessen Beschreibung unten folgt, und dadurch keinen Schaden erlitt, obwohl alle Chirurgen ihn aufgaben, weil die Füße am Gelenk abgestorben waren und abzufallen schienen. Aber obwohl es ein ganzes Jahr dauerte, bis die Füße geheilt waren, so kann er doch jetzt gehen, wie jeder Andere.