Unsere Nordseeküsten I.

Die Zusammenkunft der Kommission zur Verbesserung der Befeuerung der Nordsee; in Berlin, hat diese, für uns Nautiker höchst wichtige Frage besonders in den Vordergrund gedrängt und hat uns die Notwendigkeit gezeigt, mit unsern Forderungen in dieser Richtung an den Tag zu treten, denn wenn auch Alles in dem Kommissionsbericht Geforderte bewilligt wäre, so könnten wir es doch nur als Abschlagszahlung betrachten. — Geht man nämlich von der Ansicht aus, dass es, für ein Land wie Deutschland, Ehrensache sein muss, seine Küsten möglichst gut befeuert zu halten, so kann der Kommissionsbericht nicht vollständig genügen und sehen wir ihn genauer an, so finden wir, dass die Herren der Kommission nur sehr bescheiden in ihren Forderungen aufgetreten sind. Mir wenigstens kommt es so vor, als dass sie ihre Aufgabe als beendet betrachten, wenn sie einem Schiffe in gutem Wetter und unter günstigen Bedingungen den Weg bis an die Elbe erleuchteten.

So dankenswert aber auch dieses ist in Anbetracht des kümmerlichen Zustandes der Befeuerung der Küste zwischen Borkum und Elbe, wie sie bis jetzt besteht, so kann ich doch unmöglich zugeben, dass hiermit ihr Mandat erschöpft ist.


Die ganze Strecke der Küste von der Elbe bis zur Insel Romoe (beiläufig eine Strecke von ca. 70 engl. Meilen) ist doch auch deutsche Nordseeküste und wird, mit der einzigen Ausnahme eines Feuerschiffes bei Amrum, gänzlich von der Kommission außer Acht gelassen. — Sollte diese Küstenstrecke so vollkommen befeuert sein, dass dort keine Verbesserungen zu treffen wären? Ich will es einmal untersuchen und im Interesse der Schifffahrt mich nicht entblöden, das Notwendige zu fordern.

Gesetzt, dass ein Schiff, nachdem es Helgoland passiert hat, sich im westl. Sturm zu Norden des Elbfeuerschiffs befindet an der Küste zwischen Elbe und Eider, so kann man mit Recht sagen, es befindet sich an einer der trostlosesten Küsten der Welt und wenn das Wetter zu stürmisch ist, um das Schiff von der Küste ablavieren zu können, so ist es unter jetzigen Umständen unrettbar verloren. — Selbst wenn es so nördlich kommen sollte, um im Bereich des Eiderfeuerschiffs zu sein, so ist die Barre vor der Eider so seicht, dass sie in Sturm nur von einem kleinen Schiffe gewonnen werden kann und das nur bei Hochwasser. Auf der ganzen Strecke zwischen Elbe und Eider erstrecken sich die Sande vier deutsche Meilen vom Ufer, und werden, weil kein Feuer vor ihnen warnt, das Grab von Hunderten unserer Seeleute. Es ist kein Wunder, dass unsere Seeleute mit ängstlicher Scheu an diese Küste denken, denn eine Strandung 4 deutsche Meilen vom nächsten Ufer in einer fürchterlichen Brandung ist gewiss das Schlimmste, was dem Seemann begegnen kann, und ist, so lange diese Küste nicht besser befeuert wird als jetzt, nicht abzuwenden, während eine rationelle Befeuerung hier Hunderte von Seeleuten dem Leben und dem Lande erhalten würde. Da kein westl. Sturm weht in dieser Gegend, ohne dass die Börsenhalle Nachrichten aus Büsum bringt, dass gestrandetes Gut an die dortige Küste getrieben ist, und wenn man dabei in Betracht zieht, wie unendlich wenig von dem Gestrandeten die Küste erreichen kann im Verhältnis zu dem, welches auf den äußeren Sänden bleibt und in der vier Meilen breiten Brandung zermalmt wird, so kann man sich eine Verstellung davon machen, wie groß das Opfer ist, welches unsere Apathie in dieser Richtung fordert und es wirft sich unwillkürlich die Frage auf, „was kann geschehen, um diese Not zu lindern? —

Es ist kaum glaublich, und nur durch unsere frühere Kleinstaaterei erklärlich, dass, da dieser große Verlust an Leben und Eigentum in großem Masse durch Auslegen eines Feuerschiffs vor die Süderpiep verhindert werden konnte, solches bis jetzt nicht geschehen ist, und dennoch muss ich heute dieses Faktum konstatieren, und meine Verwunderung ausdrücken, dass die benannte Kommission diese so dringliche Sache so gänzlich unberücksichtigt ließ.

Für Leute, welche diese Küste nicht zu ihrem Studium gemacht haben, diene, dass die Süderpiep sich von See nach der Böschsandbaake in einer Distanz von mehr als 6 engl. Meilen auf einem geraden OSO.-Kurs erstreckt, gänzlich frei von einer Barre ist und überall 6—8 Faden Wasser hat, dabei das Fahrwasser mit Ausnahme einer Stelle dicht bei Boschsand überall ca. 1 engl. Meile breit ist zwischen den 5 Faden Linien. Auf einer Peilung eines Feuerschiffs in der Mündung der Piep belegen, könnte man diese lange Strecke hineinsegeln, um dort in verhältnismäßig schlichtem Wasser zu ankern, oder selbst in dem Falle, dass der Sturm so heftig wäre, dass die Anker nicht halten sollten, so wäre doch eine Strandung auf diesen inneren Sandbänken bei Weitem nicht so lebensgefährlich, als eine solche auf den äußeren, der vollen Gewalt der Nordsee ausgesetzt. — Wenn aber außer dem von mir vorgeschlagenen Feuerschiff noch ein kleines Feuer in der Böschsandbaake angebracht wäre, so könnte ein tiefgehendes Schiff noch 2—3 engl. Meilen höher als die Baake hinaufsegeln und dort in Sicherheit zwischen den Schlickbänken ankern.

Um nicht missverstanden zu werden, möchte ich hervorheben, dass ich keineswegs die Süderpiep als eine gute Reede betrachte, aber für ein Schiff, das wegen Verlust von Takelung oder zu leicht geballastet, nicht manövrierfähig, oder durch die Stärke des Sturmes nicht im Stande ist, sich vom Lande frei zu arbeiten, bleibt sie immer eine Zuflucht in der Not, wo unter allen Umständen doch das Leben der Mannschaft, in den meisten aber Schiff und Ladung gerettet werden kann.

Jedoch wenn ich das Feuerschiff vor der Süderpiep vorschlage, so ist es hauptsächlich als Seeleuchte, um einer genauen Ortsbestimmung zu dienen, woran es bei der Gefährlichkeit der Küste hier fehlt und würde es in der Mitte zwischen Elb- und Eider-Feuerschiff die Befeuerung dieser Sektion der Küste abschließen. Speziell für die Einsegelung in die Piep würde wohl ein Feuerturm auf dem Trieschen, wo die Baake steht, vorzuziehen sein.

In einem folgenden Artikel werde ich die Küste zu Norden der Eider besprechen, die noch verwahrloster und für die Schifffahrt nach der Elbe nicht weniger gefahrvoll ist.
                        Tell.
Das Segelschiff

Das Segelschiff "Helgoland"

Die lange Anna

Die lange Anna

Gefährliche Brandung

Gefährliche Brandung

Gesellschaft auf dem Schiff

Gesellschaft auf dem Schiff

Helgoland - Süd-West-Ansicht

Helgoland - Süd-West-Ansicht

Helgoland - Biologische Anstalt und Kurhaus

Helgoland - Biologische Anstalt und Kurhaus

Helgoland - Unter- und Oberland

Helgoland - Unter- und Oberland

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