Handelsgeschichte der Juden des Altertums

Aus den Quellen erforscht und Zusammengestellt. Mit einer biographischen Einleitung von Gustav Karpeles
Autor: Herzfeld, Levi (1810-1884) deutscher Rabbiner, von 1843-1884 Landesrabbiner des Herzogs von Braunschweig, Historiker und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1894

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Juden, Judentum, Gelehrtenleben, Landesrabbiner, Theologen, Biographie,
Biographische Einleitung.

Auf vielfache Anregungen, eine neue Ausgabe der „Handelsgeschichte“ zu veranlassen, um das noch heute wissenschaftlich hervorragende Werk auch der jetzigen Generation zugängig zu machen, ist mir seitens der Familie des Autors die ehrenvolle Aufgabe zu Teil geworden, dieser neuen Ausgabe ein Begleitwort mitzugeben, und ich glaube mich dieser schönen Mission nicht besser entledigen zu können, als indem ich es versuche, das Leben des vortrefflichen Mannes einem weiteren Leserkreise zu schildern. Freilich, es ist ein stilles in sich befriedetes Gelehrtenleben; Aufregungen und Erschütterungen, große Stürme und tragische Konflikte sind darin nicht zu finden. Nur selten kräuseln sich die Wellen — zu einem Sturm aber kommt es nicht, denn der Geist Gottes schwebt über den Wassern. Und doch bietet auch ein solch ruhig beschauliches Gelehrtenleben genug Bemerkenswertes, den Geist Erhebendes und das Herz Erquickendes. Auch ein solcher Makrokosmus ist eine Wunderwelt für sich, groß und schön wie die wirkliche, und wert, dass man sich darin ergehe!

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In dem kleinen Städtchen Ellrich am Harz in der preußischen Provinz Sachsen wurde Levi Herzfeld am 27. Dezember 1810 geboren. Schon in frühester Kindheit wurde er, der Sohn eines braven und frommen Kaufmanns, in das Studium der Bibel und des Talmud eingeführt. In einem Alter von fünfzehn Jahren trat er in das Gymnasium von Nordhausen ein, das er nach einem vierjährigen Besuche mit dem Zeugnis der Reife verließ. Schon damals stand sein Lebensplan fest: er sollte und wollte Rabbiner werden.

Würzburg war damals das Mekka jüdischer Theologen, die dort die Universität besuchten und zugleich die talmudischen Vorlesungen des berühmten Oberrabbiners Abraham Bing hören, durften. Eine große Anzahl tüchtiger moderner Rabbiner ist aus der Würzburger Jeschiba hervorgegangen. Auch Herzfeld wandte seine Schritte dahin. Aber sein Aufenthalt in Würzburg war nicht von langer Dauer. Er zog es vor, nach der Heimat zurückzukehren und bei dem damaligen Landesrabbiner von Braunschweig, Samuel L. Eger, der ebenfalls als talmudische Autorität angesehen, zugleich aber auch wegen seiner milden und toleranten Anschauungen bekannt war, die rabbbinischen Studien fortzusetzen.

Im April des Jahres 1833 bezog Herzfeld die Universität Berlin , wo er philosophische und philologische Vorlesungen bei Boeckh, v. Henning, Benary, Ritter, Michelet, Beneke, Steffens, Gans, Ideler, Trendelenburg, Bopp, Erdmann, Raumer und — Hengstenberg hörte. Vor mir liegt das Abgangszeugnis, welches Rektor und Senat der Berliner Universität dem Kandidaten der Philosophie Levi Herzfeld nach den üblichen sechs Semestern am 5. April 1836 erteilt haben. Es ist ein interessantes Dokument zu seiner Lebensgeschichte und zwar nach zwei Richtungen hin. Erstens, weil es zeigt, wie planvoll Herzfeld seinen Studiengang einrichtete, sodann aber weil es beweist , mit welchem Eifer der Jüngling diesen Plan verfolgte und ausführte.

Es dürfte geradezu von kulturgeschichtlichem Interesse sein, diesen Studienplan eines jüdischen Theologen aus den dreißiger Jahren kennen zu lernen. Zunächst hörte Herzfeld Enzyklopädie und Methodologie der philosophischen und philologischen Wissenschaften, sodann Arabisch und Geographie von Palästina. Im zweiten Semester die Antigone und den Oedipus auf Kolonos (bei Boeckh), ferner Einleitung in die Philosophie, Geschichte der Philosophie und Prinzipien der Naturphilosophie. Im dritten Semester Einleitung in das alte Testament und Erklärung des Hiob. Ferner die Ethik des Aristoteles, auserlesene Kapitel des Koran und mathematische Geographie. Im vierten Semester griechische Literaturgeschichte , Naturgeschichte , Naturrecht, Anthropologie, Geschichte der Geographie und Experimentalphysik. Im fünften Semester Psychologie, Logik und Metaphysik, Syrisch und Naturgeschichte. Im sechsten Semester Universalgeschichte, Religionsphilosophie und vergleichende Grammatik der indogermanischen Sprachen. Von den Zensuren, die Herzfeld über diese Vorlesungen erhalten, sind neun „ausgezeichnet fleißig“, acht „sehr fleißig“ und vier nur als „fleißig“ bezeichnet.

Aber das war nur ein Teil seiner Studien. Außerdem hörte Herzfeld noch die talmudischen Vorlesungen der damaligen Berliner Rabbiner J. J. Oettinger und E. Rosenstein und schließlich genoss er den Unterricht von Leopold Zunz. Unter denen, welche die Vorlesungen des gefeierten Mannes über die Psalmen und über jüdische Geschichte hörten, war Herzfeld einer der eifrigsten und begabtesten.

Am 8. April 1836 wurde er auf Grund einer Dissertation über die Chronologie der Richter (Chronologia judicum et primorum regum hebraeorum) in Berlin zum Doktor der Philosophie promoviert. Die Dissertation ist Zunz gewidmet, den Herzfeld innig verehrte und mit dem er fortan in reger Verbindung blieb.

Herzfeld, Levi (1810-1884) deutscher Rabbiner, von 1843.1884 Landesrabbiner des Herzogs von Braunschweig, Historiker und Schriftsteller

Herzfeld, Levi (1810-1884) deutscher Rabbiner, von 1843.1884 Landesrabbiner des Herzogs von Braunschweig, Historiker und Schriftsteller

Braunschweig 001 Das Steintor. Nach einem älteren Stich

Braunschweig 001 Das Steintor. Nach einem älteren Stich

Braunschweig 002 Ansicht von Braunschweig. Aus Braun und Hoghenberg

Braunschweig 002 Ansicht von Braunschweig. Aus Braun und Hoghenberg

Braunschweig 003 Das alte Redingetor (nach Beck). Abgebrochen 1798

Braunschweig 003 Das alte Redingetor (nach Beck). Abgebrochen 1798

Braunschweig 004 Das alte Löwentor (nach Beck). Abgebrochen 1639

Braunschweig 004 Das alte Löwentor (nach Beck). Abgebrochen 1639

Braunschweig 005 Der Tempelhof mit der Kapelle (nach Beck). Abgebrochen 1755

Braunschweig 005 Der Tempelhof mit der Kapelle (nach Beck). Abgebrochen 1755

Braunschweig 006 Das ehemalige Zeughaus. Abgebrochen 1903. Nach einem älteren Stich

Braunschweig 006 Das ehemalige Zeughaus. Abgebrochen 1903. Nach einem älteren Stich

Braunschweig 007 Das Rathaus des Sackes (nach Beck). Abgebrochen 1739

Braunschweig 007 Das Rathaus des Sackes (nach Beck). Abgebrochen 1739

Braunschweig 008 Das Rathaus der Altenwiek (nach Beck). Abgebrochen 1752

Braunschweig 008 Das Rathaus der Altenwiek (nach Beck). Abgebrochen 1752

Braunschweig 009 Spätromanisches Haus an der Heinestraße (nach Beck). Im 18. Jahrhundert abgebrochen

Braunschweig 009 Spätromanisches Haus an der Heinestraße (nach Beck). Im 18. Jahrhundert abgebrochen

Braunschweig 010 Das Rathaus im Hagen (nach Beck). Umgebaut 1690

Braunschweig 010 Das Rathaus im Hagen (nach Beck). Umgebaut 1690