Das Leben des Kaufmannes
In den letzten fünfzig Jahren hat sich das Leben des Kaufmannes vollständig neu aufgebaut.
Bis gegen 1840 war seine Tätigkeit intermittierend und ließ ihm viel Muße zur Pflege geistiger Interessen. An den Posttagen steigerte sich die Tätigkeit. Im Übrigen gab es Ruhe. Der Kaufmann war Besitzer seiner Waren, er kaufte, lagerte und verkaufte.
Mit dem Aufkommen des Dampfschiffes, der Eisenbahn und des Telegraphen änderte sich die Lage von Grund aus. Neben dem Kaufherrn alten Stils erhob sich der neue Typus des Spediteurs, der die Waren nicht mehr besitzt. Nun wurde jeder Tag zum Posttag. Mit verhältnismäßig geringen Mitteln musste der Konkurrenz Englands und Frankreichs begegnet werden, deren Kaufmannschaft unerschöpfliche Hilfsquellen im Nationalvermögen zur Verfügung hatte. Was in Hamburg an Mitteln fehlte, musste durch Mehrarbeit eingebracht werden. Auf diesem Wege und durch die vorübergehende Auswanderung der besten Elemente wurde u. a. der Handel der spanischen Kolonien in Amerika für Deutschland gewonnen. Und weil daheim der Tag vom frühen Morgen bis in die Nacht — manche arbeiteten bis nach zehn Uhr — dem Geschäft gehörte und drüben die Möglichkeit der Pflege künstlerischer Interessen gering war, ging die Kraft und Intelligenz dieser Generation der deutschen Kulturarbeit scheinbar verloren.
Ein äußeres Zeichen für den Wandel der Zeiten: Bis gegen 1860 war fast der gesamte durch Generationen gepflegte und vermehrte Hamburgische Kunstbesitz an Bildern alter Meister unter den Hammer gekommen und in alle Winde geweht. Nach Hunderten zählten die Auktionen. Man hat den Hamburgern dieser Generation vom Inlande aus oft den Vorwurf materieller Gesinnung gemacht. Wie so vieles, das über Hamburg gesagt wurde, beruht auch dieses Urteil auf Unkenntnis oder Verkennen der Sachlage. Die bürgerliche Gesellschaft des Inlandes war — und ist noch — um kein Haar idealistischer gesonnen, nur, dass ihr Materialismus andere Formen hat. Und wenn man überschaut, was das Bürgertum Hamburgs im letzten Jahrhundert aus sich heraus für die Förderung des öffentlichen Wohles geleistet hat, so fragt sich sehr, ob es irgendeine deutsche Stadt gibt, die auf den Vortritt Anspruch machen könnte.
Bis gegen 1840 war seine Tätigkeit intermittierend und ließ ihm viel Muße zur Pflege geistiger Interessen. An den Posttagen steigerte sich die Tätigkeit. Im Übrigen gab es Ruhe. Der Kaufmann war Besitzer seiner Waren, er kaufte, lagerte und verkaufte.
Mit dem Aufkommen des Dampfschiffes, der Eisenbahn und des Telegraphen änderte sich die Lage von Grund aus. Neben dem Kaufherrn alten Stils erhob sich der neue Typus des Spediteurs, der die Waren nicht mehr besitzt. Nun wurde jeder Tag zum Posttag. Mit verhältnismäßig geringen Mitteln musste der Konkurrenz Englands und Frankreichs begegnet werden, deren Kaufmannschaft unerschöpfliche Hilfsquellen im Nationalvermögen zur Verfügung hatte. Was in Hamburg an Mitteln fehlte, musste durch Mehrarbeit eingebracht werden. Auf diesem Wege und durch die vorübergehende Auswanderung der besten Elemente wurde u. a. der Handel der spanischen Kolonien in Amerika für Deutschland gewonnen. Und weil daheim der Tag vom frühen Morgen bis in die Nacht — manche arbeiteten bis nach zehn Uhr — dem Geschäft gehörte und drüben die Möglichkeit der Pflege künstlerischer Interessen gering war, ging die Kraft und Intelligenz dieser Generation der deutschen Kulturarbeit scheinbar verloren.
Ein äußeres Zeichen für den Wandel der Zeiten: Bis gegen 1860 war fast der gesamte durch Generationen gepflegte und vermehrte Hamburgische Kunstbesitz an Bildern alter Meister unter den Hammer gekommen und in alle Winde geweht. Nach Hunderten zählten die Auktionen. Man hat den Hamburgern dieser Generation vom Inlande aus oft den Vorwurf materieller Gesinnung gemacht. Wie so vieles, das über Hamburg gesagt wurde, beruht auch dieses Urteil auf Unkenntnis oder Verkennen der Sachlage. Die bürgerliche Gesellschaft des Inlandes war — und ist noch — um kein Haar idealistischer gesonnen, nur, dass ihr Materialismus andere Formen hat. Und wenn man überschaut, was das Bürgertum Hamburgs im letzten Jahrhundert aus sich heraus für die Förderung des öffentlichen Wohles geleistet hat, so fragt sich sehr, ob es irgendeine deutsche Stadt gibt, die auf den Vortritt Anspruch machen könnte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Hamburg - Niedersachsen