Erziehung auf gymnastischer Grundlage

Erziehung auf gymnastischer Grundlage. Wie der „Berl. Lokalanz.“ mitteilt, hat die Turnvereinigung Berliner Lehrer nach einem Vortrage von G. Kalb über „Zukunftspädagogik“ folgende Leitsätze angenommen: Die Turn Vereinigung Berliner Lehrer erklärt es für wünschenswert, dass die Erziehung allmählich von der ererbten scholastischen Grundlage auf eine neue, die gymnastische Grundlage, gebracht werde, die dem Kinde gerecht wird; dazu ist notwendig:

1. dass die Erzieher das Kindes- und Volksleben eingehender kennen lernen (die sexuelle und die Alkoholfrage verlangen besondere Aufmerksamkeit); 2. dass im Unterricht mehr freiwillig gelernt, weniger zwangsweise gelehrt wird; 3. dass für die Erziehung i. a. S. die Entfaltung der Kindesnatur Hauptsache werde. Die Turnvereinigung Berliner Lehrer erblickt in allen körperlichen Übungen (Frei- und Gerätturnen, Spiel und Wandern, Schwimmen und Eislauf), auch in dem technischen und Kunstunterricht (Handarbeit und Schreiben, Zeichnen und Singen, Kunstvortrag und Darstellung) wertvolle Ansätze zu dieser Zukunftspädagogik. Für die eigentlichen Schulfächer dagegen wird eine weitgehende Umgestaltung notwendig sein: die Unterrichtsstoffe müßten stark gekürzt, mit Rücksicht auf das Volksleben ausgewählt und so behandelt werden, dass in erster Linie im Kinde auftauchende Fragen beantwortet und neue geweckt werden.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Gesundheit und Erziehung 1908