Abschnitt 2

Im ersten Stock war ein Vorgemach mit drei Thüren: zum Eingange, zum Secret und zum großen Saale, alle mit thönernen Ornamenten verziert.

Dann folgte der lange große Saal ohne Zwischenwände im Innern des Gebäudes, mit 16 Fach Fenstern, welche nach beiden Seiten hinaus gingen, mit drei messingenen Kronen, mit einem Schenktisch und einem Trompeterstuhl. Hier hingen 8 Bilder, wahrscheinlich fürstlicher Personen, und die " Feldreuterfahne, so Herzog Christoffer in Leiflandt führen laßen".


Im zweiten Stock waren die Zimmer der Herzogin: zuerst ein Vorgemach, dann der Herzogin Gemach mit vielen Bildern auf Leinwand und Kupfer und der Herzogin Schlafkammer, ebenfalls mit Bildern in Rahmen.

Im dritten Stock waren die Zimmer der Prinzessin (des "Fräuleins") Margarethe Elisabeth und der Hofdamen, ursprünglich die Zimmer des Herzogs Christoph. Hier war: ein Vorgemach, des Fräuleins Gemach, dabei neben einer Küche ein Badestübchen, zu welchem eine Treppe von der Herzogin Schlafkammer aus dem zweiten Stock hinaufführte, des Fräuleins Kammer und der Frauenzimmer (Hofdamen) Stube und Kammer, zu welchen Gemächern ebenfalls eine Treppe von der Herzogin Gemächern hinaufführte.

Im Giebel auf dem Boden war der "Altfrauen Kammer".

Zur größern Beglaubigung vorstehender Angaben und zur klarern Einsicht in alte Einrichtungen wird eine Beschreibung aller alten Schloßgebäude, wie sie noch im 17. Jahrhundert standen, von Interesse sein.

Im Aufgange stand ein Pforthaus mit einem Ziegeldache ("doppeltem Flumdach") und zwei Schornsteinen, mit einer gewölbten Auffahrt, mit zwei Giebeln, nach außen und nach dem Schloßhofe hin; in diesem Pforthause war über dem Gewölbe die Canzlei, bestehend aus Canzleistube, Kammer, Vorgemach und zwei Gängen.

An jeder Seite des Pforthauses stand ein runder Zwinger, von Grund auf gemauert, mit einem spitzigen Ziegeldache. In jedem Zwinger war oben ein Gemach, zu welchem man von dem Vorgemache der Canzlei gelangte. In dem einen Zwinger war unten des Pförtners Wohnung.

Vor dem Pforthause war eine Brücke und eine Zugbrücke. Nach dem Schloßplatze hin, mehr aufwärts, war noch ein "Thor vorm Hause oder Platze" mit zwei Flügeln.

Rechts vom Pforthause stand auf dem Platze in gleicher Richtung mit dem noch stehenden neuen Gebäude, dort wo jetzt die Wirthschaftsgebäude stehen, das alte fürstliche Haus, 4 Stockwerk hoch, die zwei untern massiv, die zwei obern in Holz gemauert, mit Ziegeldach (von doppelten "Hohldachsteinen") und wahrscheinlich mit Giebeln, da das neue Schloß im Gegensatze der übrigen Gebäude ein Queergebäude genannt wird. Im ersten Stock war die gewölbte Hofkapelle, im zweiten Stock Herren-Gemächer, im dritten Stock der kleine Saal mit Tischen, hölzernen Bänken an den Wänden, hölzernen Stühlen, einer messingenen Krone und Bildern an den Wänden, im vierten Stock Wohnungen für das Hofgesinde.

Zwischen diesem alten und dem neuen Hause stand ein kleineres Gebäude 8), in Verbindung mit dem alten Hause, unten massiv, oben in Holzwerk gemauert; im ersten Stock war die Hofstube, welche in alten Schlössern im ersten Stock nie fehlt.

Dann folgte in gleicher Flucht das noch stehende, oben beschriebene neue Schloß, zunächst dem Windelstein vor der Hofstube.

Hiemit hörte die Reihe der fürstlichen Wohnungen auf.

Im rechten Winkel daran lag stadtwärts das Queerhaus, zwei Stockwerke hoch, mit Bretterdach; um das Dach war ein Gang mit gedreheten Pfosten und mit zwei geschnitzten Bogen; zu dem Gange führten zwei Treppen. In diesem Hause war "weilandt Hertzogk Christoff Diestelier-"Gemach"; darin stand ein Heerd mit einem Schornstein mit mehrern Ausmündungen, eine kupferne Pfanne und eine eiserne Münzpresse mit Zubehör, welche vom Herzoge Christoph wohl als pharmaceutische Presse benutzt ward.

Den Schloßgebäuden gegenüber an der andern Seite des Hofes, wo jetzt der Eingang zum Garten ist, standen die Wirthschaftsgebäude: zuerst stadtwärts das Brauhaus und daneben in der Ecke zwischen demselben und dem Queerhause ein Brunnen, den 1546 Herzog Albrecht graben ließ; dann feldwärts: die Küche, die alte Küchenmeisterei, die neue Küchenmeisterei und das Backhaus, alle massiv und ein Stockwerk hoch.

In der Mitte des Platzes vor dem jetzigen Schlosse stand ein massiver großer, hoher, runder Thurm, oben ein Gemach hoch in Holzwerk aufgemauert und hier mit einem Umgange mit einer Gallerie; auf dem Thurme stand ein spitziges Dach mit Blech gedeckt, mit zwei Erkern, in deren einem die Uhr mit Zifferblatt war; die Schlageglocken hingen in der Spitze des Daches. In dem obern Theile von Fachwerk war eine Thürmerwohnung. In dem massiven Theile waren drei Gewölbe übereinander über der Erde und ein Gewölbe unter der Erde; letzteres war ein Gefängniß (Burgverließ); in den beiden folgenden Gewölben stand Geschütz, im vierten Gewölbe war das Obergefängniß; zu diesem obenstehenden Gefängniß ging auswendig eine hohe Treppe 9).

Früher ging um das Schloß auch eine Mauer, welche bei dem Brunnen stand, noch 1546. Um das Schloß war ein Wall; an diesem stand stadtwärts noch ein massiver runder Zwinger, mit einem hölzernen Mannesbilde auf dem spitzen Dach, und durch den Wall ging ein Gewölbe zu diesem Zwinger.

Wo noch jetzt der Garten ist, war der "Lustgarten auffm "Hause" mit einem Lusthäuschen, vier Stockwerk hoch, mit einem spitzen Dach mit Spänen gedeckt; dieses Haus war aus gedreheten Pfosten mit vielen Fenstern und einem Umgange, und im Mitteltheile waren der "Herren und Hofjunker" Wappen gemalt.




8) Von diesem Gebäude steht noch an dem neuen Schlosse die Giebelmauer mit vermauerten Spitzbogen.
9) Dieser Thurm ist erst seit Menschengedenken abgetragen. Es war ein sogenannter "Bergfrit" des Mittelalters, d. h. ein hoher emporragender "Thurm, der keinen Eingang zur ebenen Erde hatte, sondern in den man "durch eine außen angebrachte Stiege oben hineinstieg; er stand frei von "anstoßenden Gebäuden". Vgl. Leo über Burgenbau in v. Raumer´s Histor. Taschenbuch VIII, 1837, S. 178 u. 196 flgd.