Zweck und Ziel der Darstellung
Da mir nicht allein daran liegt, ein eminent moralisches Buch zu schreiben, so entsteht die Frage nach Zweck und Ziel der Darstellung. Der Leser fürchtet vielleicht für sein Seelenheil und glaubt, dass dies Werk eine Verherrlichung der Prostitution werden sollte. Einem Historiographen der Prostitution stünde es vielleicht noch eher, sein Forschungsphänomen zu bewundern, statt sich davor zu ekeln. Wer in der Prostituierten mehr deren Lichtseiten sieht, wem es durch scharfes Nachdenken klar geworden ist, dass sie, die nachts bei Wetter und Wind durch die Straßen geht, genau so ein arbeitendes Wesen ist wie irgendein anderer zivilisierter Mitteleuropäer. Wer ihre „Ehrlichkeit“ bewundert, dass sie sich dem Mann hingibt, auch nachdem sie die Bezahlung empfangen hat, könnte logischerweise viel eher dazu kommen, sich mit ihr auch wissenschaftlich zu beschäftigen als jemand, der bei dem Wort „Dirne“ schon in Ohnmacht fällt. Und allerdings, die Aufgabe nachzuweisen, dass die herrschenden sexuellen Zustände nicht die idealsten sind, und dass es eine Schweinerei ist, den Genitalschlauch einer Prostituierten zu benutzen, diese Aufgabe erlasse ich mir, weil sie zu leicht ist. Auch erscheint die Arbeit verlorene Liebesmühe, denn ich bin nicht unlogisch genug, aus den Schattenseiten einer Jahrtausende alten Erscheinung zu schließen, dass sie sich überlebt hat, und nicht optimistisch genug, um ohne weiteres an die Möglichkeit eines erfolgreichen Kampfes zu glauben.
Das Ziel meiner Darstellung sei dieses: die Bedeutung der Prostitution in der Psychologie des menschlichen Liebeslebens festzulegen, die Grundlage in der Sexualempfindung von Mann und Weib aufzudecken, durch die eine Möglichkeit der Prostitution geschaffen wird, und die Bedeutung zu skizzieren, die die Existenz der Prostitution in der Geschichte der Menschheit besessen hat. Es handelt sich also nicht darum, die Prostitution, die als ein Minus in der Gesellschaftsordnung empfunden wird, im Sinne irgendeiner modernen Theorie auszuschlachten, worauf es im letzten Grunde mit der Bekämpfung der Prostitution im jenseitigen Lager der Sexualwissenschaft ankommt, sondern es handelt sich darum, die Prostitution als Erscheinung des Lebens verständlich zu machen, ihre psychologischen und historischen Wurzeln zu erkennen und ihr im Liebesleben des Menschen diejenige Stelle anzuweisen, die sie einnimmt, nicht die, die sie „verdient“.
Das Ziel meiner Darstellung sei dieses: die Bedeutung der Prostitution in der Psychologie des menschlichen Liebeslebens festzulegen, die Grundlage in der Sexualempfindung von Mann und Weib aufzudecken, durch die eine Möglichkeit der Prostitution geschaffen wird, und die Bedeutung zu skizzieren, die die Existenz der Prostitution in der Geschichte der Menschheit besessen hat. Es handelt sich also nicht darum, die Prostitution, die als ein Minus in der Gesellschaftsordnung empfunden wird, im Sinne irgendeiner modernen Theorie auszuschlachten, worauf es im letzten Grunde mit der Bekämpfung der Prostitution im jenseitigen Lager der Sexualwissenschaft ankommt, sondern es handelt sich darum, die Prostitution als Erscheinung des Lebens verständlich zu machen, ihre psychologischen und historischen Wurzeln zu erkennen und ihr im Liebesleben des Menschen diejenige Stelle anzuweisen, die sie einnimmt, nicht die, die sie „verdient“.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Prostitution