Der Forscher als Objekt der Forschung
Dass es der Wissenschaft nicht ziemt, irgendeiner Erscheinung mit Abscheu gegenüberzutreten, ist schon sattsam betont worden. Denn der wissenschaftliche Arbeiter, der sich ausgerechnet diejenige Erscheinung zur Bearbeitung heraussucht, bei deren Behandlung ihn eine ständige Seekrankheit überkommt, macht sich selbst wegen dieser Idiosynkrasie seines Geschmacks zum Objekt der Forschung. Ernster ist die Erscheinung, dass man eine ganze Wissenschaft, eine neue Wissenschaft in die Kette einer Tendenz pressen will. Der Wissenschaftler, der eine Tendenz vertritt, vergewaltigt notwendig die Erscheinungen, schon weil er sich bemüht zu beweisen. Überdies will er zum Reformator werden, zum Revolutionär, und damit ist schließlich gegeben, dass die Vergewaltigung die ultima ratio wird.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Prostitution