Es ist leicht begreiflich, warum die Fürsten so eifersüchtig auf das Recht der Judenduldung waren

Es ist leicht begreiflich, warum die Fürsten so eifersüchtig auf das Recht der Judenduldung waren. Die hohen Abgaben, welche die Juden entrichten mussten, und die Willkühr, mit der man sie ihres damals meist sehr beträchtlichen Vermögens berauben konnte, machten sie zu einer der reichsten Quelle der Finanz- Operationen. Auch in Bayern behandelte man sie auf die nämliche Art. Die Regensburger Juden, die ältesten, von welchen wir in Bayern Nachricht haben, a) mussten den Herzogen für den Schutz sehr hohe Abgaben unter dem Namen Judensteuer erlegen, und wurden daher, wie im übrigen Deutschland, Frankreich und England Servi Camerae, Kammer-Knechte, genannt, b)

Ungeachtet des teuern Schutzgeldes aber, das die Juden entrichten mussten, waren sie doch nichts weniger als für Real-und Personal, Eigentum gesichert. Ihre Schuldner erhielten nicht nur mit der größten Leichtigkeit kaiserliche und fürstliche Privilegien, wodurch sie aller Verbindlichkeit der Rückzahlung entledigt wurden: c) sondern sie erweckten auch oft unter den schändlichsten Vorwänden d) gegen ihre Gläubiger die fürchterlichsten Verfolgungen, deren Ende fast immer allgemeine Niedermetzlung oder Landesverweisung der Juden war. e)


a) Wir finden bei dem Chronogr. Sax. und dem Alberto Stadensi, dass schon damals Juden zu Regensburg vorhanden waren.

b) Heider von den Reichsvogteien lit. fff. p. 92 et 93.

c) Spezielle Beispiele von Bayern kommen unten §. 7. Anm. b) vor: vergl. §. 8.

d) Die Juden-Verfolgungen, die in Baiern statt hatten, findet man in den folgenden §§. angezeigt.

e) J. F. Roth historische Beweise, dass von den ehemaligen Judenverfolgungen nicht immer Religionshass, sondern oft Habsucht die Triebfeder gewesen sei. In der Judenbiblioth. St. s. S. 63. f.

In einer Instruktion des Markgrafen Albrechts von Brandenburg vom Jahr 1462 heißt es: So ein römischer Kaiser oder König gekrönt wird, mag er den Juden allenthalben im Reich ihr Gut nehmen , dazu ihr Leben , und sie töten bis auf ein Anzahl der Lütz! (klein) sein soll, s. Kopps Bruchstücke zur Erläuterung der deutschen Geschichte und Rechte. I. Bd. S. 97 154.

Spieß archivische Nebenarbeiten. I. Bd. S. 113. ff.
Blätter für Polizei und Kultur. 1801. X. St. S. 320.

Wir sind gewöhnt, über diese grausame Behandlung (nach unserer Meinung eine bloße Folge der Barbarei des Mittelalters) zu schaudern, und bedenken nicht, dass viele noch heut zu Tag in Betreff der Juden bestehende Verfügungen eine nicht kleinere Verleugnung des menschlichen Gefühles voraussetzen.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geschichte der Juden in Bayern