Geschichte der Juden in Bayern

Autor: Aretin, Johann Christoph Freiherr von (1773-1824) Publizist, Historiker, Bibliothekar und Jurist, Erscheinungsjahr: 1803
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Juden, Judentum, Judenhass, Beyern, Regensburg, München, Nürnberg,
                              Vorrede.

Bei Erstattung meines Gutachtens an die Churf. General-Landesdirektion, über die bürgerliche Verbesserung der Juden in den oberen Churfürstlichen Staaten, äußerten mehrere achtungswürdige Männer den Wunsch: dass ich die in jenem Vortrag enthaltene Geschichte der Juden in Bayern durch den Druck bekannt machen möchte.

Diesem Wunsche gemäß übergebe ich dem Publikum vorliegendes Werk, welches manche wichtige und bisher wenig bekannte Beitrage zur Geschichte des Fanatismus enthält.

Mit den beigefügten noch ungedruckten Urkunden hoffe ich den vaterländischen Historikern ein angenehmes Geschenk zu machen, so wie ich auch das im Anhang mit diplomatischer Genauigkeit abgedruckte Volks-Drama in vielfacher Rücksicht der Bekanntmachung würdig achtete.

Unserer gegenwärtigen weisen Regierung haben wir es zu verdanken, dass nicht nur alle der, gleichen Volksschauspiele abgeschafft sind, sondern auch der Verfertiger und selbst der Veranlassungen derselben immer weniger werden.

München, im August. 1802.

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In den ältesten Zeiten kann man keine Spuren einer Niederlassung der Juden in Bayern finden. Obwohl in den fast zur nämlichen Zeit mit den Legibus Bajuvariorum gesammelten Gesetzen anderer altdeutscher Völkerschaften verschiedene Verfügungen über die Judenschaft vorkommen, a) ist doch weder in den genannten noch in andern gleichzeitigen bayerischen Urkunden das mindeste hiervon anzutreffen, b)

a) Z. B. in den Legibus Wifigothorum lib. 22. tit. 2. c. 5. tit. 3. c. 4. wodurch den Juden verboten wird, den Sabbath und das Osterfest zu feiern, lib. 12. tit. 2 c. 6 7. 8 tit. 3. c. 8. wo ihnen untersagt,wird, sich nach den mosaischen Gesetzen zu verheiraten, nach denselben Speise und Trank zu bestimmen, und die Beschneidung auszuüben.

s. Lindenbrog. Codex legum antiqarum, in quo continentur leges Wifigothorum &c. Francof. 1613. Fol.

b) Es behaupteten zwar die Regensburger Juden bei Gelegenheit der im Jahre 1348. in Deutsch, land angestellten Judenverfolgung, dass ihre Vorfahren schon nach der Zerstörung des ersten Tempels lange vor Christo sich in Deutschland niedergelassen, und also an den Handlungen der palästinäischen Juden keinen Anteil genommen hätten. Zum Beweiß dieser Behauptung zeigten sie einen Brief vor, den die letzten an die deutschen Juden geschrieben haben sollen, um ihnen von dem Aufstand, den Christus erregt habe, und von der Kreuzigung desselben Nachricht zu geben.

s. Seb. Franks deutsche Chronik. S. 327.
Lehmanns speyrische Chronik. V. Buch c. 37. S. 414.
Speidelii spec. jurid. polit. p. 658
Hundii Met. Salisb. (Ratisb. 1719.) T. I. p. 144.
Möhsens Geschichte der Wissenschaften in der Mark Brandend. S. 264.
Gmelin von den besondern Rechten der Juden in peinl. Sachen. §. 2. S. 3.
Dohm über die bürgerliche Verbesserung der Juden. Th. 1. S. 39.

Allein diese Behauptung ist unerweislich, und wurde von den Juden nur als ein Mittel, ihr Leben zu retten, versucht. — Eben so unerweislich ist, was Christ. Ostrofracus, oder Hofmann ... anführt, nämlich dass die Juden im Jahr 1477. bei Kaiser Friederich III. zu Linz durch gültige Zeugnisse bewiesen hätten, sie seien schon 1800. Jahr zuvor in Regensburg ansässig gewesen. Hofmann beruft sich auf die Notorietaet ... und auf den erfahrnen Geschichtsschreiber Hieronymus Streitel. — Er führt zuletzt den Brief an, den die Regensburger Juden von denen von Jerusalem erhalten haben sollen, und bedauert, dass die Juden diese und andere wichtige Urkunden bei ihrer Verbannung aus Regensburg mit sich fortgenommen haben. Lorenz Hochwart bei Oesele (Script.rer. boic. 1. p. 732.) bestätigt eben dieses, und sagt, es sei bekannt, dass die Juden schon in Regensburg waren, da diese Stadt noch Ingeramsheim, oder Germannsheim hieß.

C. Th. Gemeiner in der K. Reichs-Stadt Regensb. Chronik (Regensb. 1800. 4.) beruft sich S. VI. der Vorrede auf diese Volkssage, um das hohe Alter von Regensburg darzutun. Nähere Beweise sind aber bisher nicht zum Vorschein gekommen.

Hier verdient auch die besondere Behauptung der Juden erwähnt zu werden, dass der heil. Emmeram von ihrer Nation gewesen sei, welches sie durch seinen hebräischen Namen (Amram hieß der Vater des Moses) und durch ein jüdisches Buch, das er ihnen zurück gelassen habe, beweisen wollten. ... Die von dem Verf. der Apologie der unterdrückten Judenschaft in Deutschland (Germanien. 1798. 8.) aus Aventin (I. 4 ) geschöpfte Angabe , dass die Juden schon unter den Carolingern auf der Donau beträchtliche Handelschaft getrieben haben sollen, konnte ich bei diesem Geschichtsschreiber nicht finden.

Bayern um 1860 - Sittenbild

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Nürnberg - Blick auf die Stadt

Nürnberg - Blick auf die Stadt

Blick auf München von der Giesinger Höhe - Heinzmann 1836

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München - Ansicht der Isarbrücke nach dem Einsturz am 13, September 1813 - C. Wenng

München - Ansicht der Isarbrücke nach dem Einsturz am 13, September 1813 - C. Wenng