Mecklenburgische Linie. Heinrich d. Löwe. Fortsetzung. (1314 - 1319)

Wie früher Wismar und Rostock, so war auch, jetzt 1315 Stralsund mit seinem Landesherrn, dem dänischen Lehnfürsten Witzlaw zu Rügen zerfallen. Heinrich musste als Statthalter von Rostock diesem zu Hilfe ziehen. Dagegen begünstigte Markgraf Waldemar die Stralsunder. Eifersüchtig auf den schnellen Wachstum der mecklenburgischen Macht, machte er, obwohl Stralsund schon besiegt war, einen Angriff auf die wendischen Lande, unterstützt von den pommerschen Fürsten und zahlreichen Verbündeten aus Hessen, Sachsen und Polen. Da wurden blutige Treffen geliefert im Lande Stavenhagen bei Luplow, wo Johann der Ältere von Werle-Güstrow, der sich dem Markgrafen angeschlossen, gefangen wurde, bei Möllen, wo Graf Heinrich von Schwerin in des Markgrafen Hände fiel und bei Quastenberg im Lande Stargard. Den entscheidenden Sieg erfocht aber Heinrich der Löwe im Feldzuge des folgenden Jahres, 1316, in der heißen Feldschlacht bei Schulzendorf, unweit Gransee, in der Mittelmark, der zu dem Frieden führte, welcher am 23ten Nov. 1317 zu Templin geschlossen wurde. Der Markgraf entsagte allen Ansprüchen auf Stargard und sicherte den Anfall der Schlösser und Lande Wredenhagen und Eldenburg an Mecklenburg, nach dem Tode Waldemars.

In demselben Jahre sah Heinrich seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt. König Erich, ihm vielfach verpflichtet, löste seine Schuld, indem er ihn mit der Herrschaft Rostock belehnte, jedoch mit Ausnahme von Warnemünde und Dänschenburg, welche derselbe schon früher an seinen Marschall Niels Oluffson verpfändet hatte. Durch diese Erwerbung (die Lande Kröpelin, Rostock, Schwaan, Ribnitz, Marlow, Sülte und Gnoyen) bekamen Heinrichs Staaten Zusammenhang von Lübeck bis Fürstenberg, denn auch Malchin hatte Johann von Werle für seine Freiheit auf 6 Jahre abtreten müssen.


Nimmer rastete des Löwen Schwert; 1318 half er dem Könige Birger wider die empörten Schweden, legte 1319 eine Fehde zwischen Rostock und dem Stifte Schwerin bei, und zog gegen die Ditmarsen als Bundesgenosse Graf Gerhards von Holstein.

Zu Ende des Jahres 1319 starb König Erich, und bald darauf Markgraf Waldemar. Diese Todesfälle gaben Anlass zu wichtigen Händeln. Heinrich, dem neuen Herrscher Dänemarks fremde, nahm den letzten Rest der dänischen Herrschaft, Warnemünde, in Besitz und schloss mit Sachsen-Wittenberg, Holstein und Schwerin gemeinsam ein Schutz- und Trutzbündnis mit König Magnus von Schweden, 1321 zu Bahus, das durch Vermählung des Prinzen Albrecht von Mecklenburg mit des Königs Schwester Euphenia fester geknüpft ward.

Mit dem Tode Waldemars erlosch das Geschlecht der Askanier, das seit Albrecht dem Bär 100 Jahre über die Marken geherrscht hatte. Heinrich nahm, gemäß den Templiner Friedensbestimmungen, Besitz von Eldenburg mit der Ture und Wredenhagen; ingleichen bemächtigte er sich der Stadt und des Landes Grabow, das er jedoch sofort an die Bützower verpfändete, und rückte sodann in die Ukermark, welche er binnen kurzem sich fast ganz unterwarf. Neid und Eifersucht, so wie der Einfluss König Christophs von Dänemark bewirkte nun eine furchtbare Koalition wider Heinrich; außer den Dänen traten jetzt gegen ihn auf die Herzoge von Pommern, Fürst Witzlaw zu Rügen, der Erzbischof von Magdeburg, der Herzog von Braunschweig, selbst die Herrn von Werle, der Bischof von Schwerin und der Graf von Wittenburg. Doch kühn und kräftig widerstand Heinrich allen diesen zahlreichen Feinden, nur von dem Grafen zu Schwerin schwach unterstützt. Die Siege bei Ribnitz und Sülz über Rügen und bei Friedrichsdorf über die Werler, seine kühnen Züge gegen Stettin und Magdeburg führten bald den Frieden herbei, der mit Dänemark zu Nyköping auf Falster geschlossen wurde, und ihm den Besitz der Herrschaft Rostock als eines dänischen Erblehns sicherte. Der Friede mit dem neuen Markgrafen von Brandenburg, Ludwig dem Bayern, folgte bald; hier erwarb Heinrich den Pfandbesitz von Grabow und der Mecklenburg; ingleichen nahm der von Gans Stadt und Herrschaft Putlitz und der von Alvensleben Stadt und Land Lenzen von ihm zu Lehn; die ukermärkischen Eroberungen gab er gegen 8.000 Mark Silbers zurück. -

Nicht so glücklich, als mit den weltlichen Waffen, war Heinrich im Kampf mit der geistlichen Macht. Im Drang der Not hatte er die Immunität von Abgaben, welche die Geistlichkeit genoss, verletzt und ihre Güter mit Steuern belegt. Darob ward, durch die ihm feindseligen Bischöfe von Schwerin und Ratzeburg, gegen ihn und sein Land der Bann der Kirche ausgesprochen, dessen Aufhebung nur Eingehen demütigender Bedingungen und schwere Opfer bewirkten. Eine Folge davon war unter andern die Stiftung des Franziskaner Nonnenklosters zu Ribnitz.

Neue Verwicklungen führte der Tod des Fürsten Witzlaw herbei, der 1325 den Stamm der rügischen Herrscher beschloss. Herzog Wertislaw von Pommern-Wollgast nahm von dem Lande Besitz. König Christoph forderte es als heimgefallenes Lehn, verglich sich aber, da inzwischen Herzog Waldemar von Sleswig als Thronprätendent wider ihn auftrat, mit demselben und rief unsern Heinrich und die Werler, gegen große Verheißungen, zu Hilfe. Auf dem Kriegsschauplatz angekommen, fanden sie die Sache schon entschieden zu Gunsten Waldemars, der ihnen jedoch freien Abzug bewilligte, auch die verpfändeten Inseln einräumte. Fester kam an Mecklenburg, Moen an Werle. Den entsetzten König Christoph nahm Heinrich mit nach Rostock. Dieser erteilte ihm und den Werlern, da unterdessen Wertislaw gestorben war, die Belehnung mit Rügen, überließ aber den Belehnten die Besitznahme. Darüber entbrannte Krieg mit den vom Könige Waldemar unterstützten Söhnen Wertislaws. Diesen beendete der Friede von Brudersdorf den 27sten Jun. 1329; unsre Fürsten verzichteten gegen 31.000 Mark. Dafür wurden Barth und Damgard an Heinrich, und Triebsees und Grimme an die Werler auf 12 Jahre verpfändet.

Ein halbes Jahr darauf endete der Tod am 23sten Januar 1329 die stürmische, bewegte Laufbahn Fürst Heinrichs des Löwen zu Sternberg.