Landesteilung. Richenbergische Linie (bis 1256)

Zunächst wirkten die fürstlichen Brüder, die Söhne Heinrich Borowins II. gemeinsam für das Wohl des Landes. Viele geistliche Stiftungen verdanken ihnen ihre Begründung oder neue Gestaltung (Güstrow, Rühn, Tempzin, Dobbertin, Rehna), auch der Johanniterorden wurde mit Schenkungen begabt (Mirow; schon ihr Vater hatte 60 Hufen im Lande Turne dazu hergegeben); viele Städte datieren aus dieser Periode ihre städtischen Gerechtsamen, der Seehandel erfreute sich tätiger Fürsorge und Begünstigung; Dioecesanstreitigkeiten mit dem Bistume Camin veranlassten einen kurzen Krieg mit dem Fürsten Wertislaw von Pommern, der für unsre Fürsten die Erwerbung des Landes Loiz herbeiführte.

Die Sitte der Zeit erweckte jedoch späterhin den Wunsch der Teilung. Das Jahr derselben ist nicht genau zu ermitteln, doch muss sie vor 1247 geschehen sein. Durch dieselbe zerfiel das Wendenland in 4 kleine Staaten, deren Zubehör, wie die Geschichte der Folgezeit lehrt, etwa folgendermaßen geordnet war.


1) Johann I., der älteste der Brüder, bekam die Lande und Städte Mecklenburg, Wismar, Breesen (worin Grevismühlen) Gadebusch, Darzow, Klütz, Poel, Ilow, Buckow und Brüel, die Klöster Rehna und Kussin und ward der Stifter der Mecklenburgischen Linie, die nur allein noch fortblüht, und die Landesteile aller andern an sich gebracht hat.

2) Heinrich Borowin III. erhielt die Lande und Städte Rostock, Ribnitz, Sülte, Marlow, Gnoyen, Kaland, Kröpelin und das Kloster Doberan, und ward so der Stammvater der Fürsten von Rostock. Diese Linie bestand bis 1314.

3) Nikolaus I. erwarb die Lande Güstrow, Krakow, Werle, Schwaan, Laage, Teterow, Malchin, Penzlin, Waren, Malchow, Röbel, Turne und Lieze. Er ist der Ahnherr der Herren von Werle oder Wenden, deren Geschlecht in mehreren Ästen bis 1436 blühte.

4) Pribislaw III., dem jüngsten Prinzen, endlich wurden zuerteilt die Lande Parchim, Sternberg, Goldberg mit dem Stifte Dobbertin, Plau und Ture. Er benannte sich von seinem Residenzschloss Richenberg, dessen Andenken der Name der Richenberger Mühle (Mersch. Amts Crivitz) erhält.

Diese letztere Linie erlosch gewissermaßen schon mit ihrem Stifter. Pribislaw nämlich zerfiel mit dem Bischof von Schwerin. In der darüber ausbrechenden Fehde geriet er durch Verrat in desselben Gewalt. Aus dieser Gefangenschaft konnte ihn nur Verpfändung seines Erblandes retten, und so nahm Johann von Mecklenburg Sternberg, Nikolaus von Werle aber Goldberg, dem Pribislaw Stadtrechte gegeben hatte, und Plau in Besitz; er selbst beschloss sein unrühmliches Leben bei dem Schwiegervater seines Sohnes, dem Fürsten Mistewoi von Pommern. Dieser sein Sohn Pribislaw IV. trat auch Stadt und Land Parchim an die Grafen von Schwerin, welche dieselbe seit jener Fehde pfandweise besaßen, völlig ab, gegen standesmäßige Unterhaltung seiner Tochter, und erscheint um, das Jahr 1289 als Herr der Lande Belgrad und Doberin in Cassuben. Sein Geschlecht verschwindet seitdem spurlos aus der Geschichte.

Wir verfolgen nun zunächst und vorzüglich die Schicksale der wichtigsten der übrigen 3 Linien, der mecklenburgischen, und schalten die Geschichte der andern, so wie die der Grafen von Schwerin in kurzen Übersichten an passenden Stellen ein.