Wie die dänische Herrschaft in den Wendenländern ein Ende genommen (1225 - 1227)

Aber wie unerwartet und schnell die dänische Macht auf deutschem Boden sich ausgebreitet hatte, ein so ungehofftes und plötzliches Ende nahm sie auch aus anscheinend geringer Veranlassung.

Nicht zufrieden mit der 1214 erworbenen Lehnbarkeit der Grafschaft Schwerin, strebte König Waldemar nach dem völligen Besitze derselben. Graf Gunzel II. musste seine Tochter Ida dem Grafen Nicolaus von Halland, einem natürlichen Sohne Waldemars zur Ehe geben, und die Hälfte seiner Grafschaft als Heiratsgut verschreiben. Aus dieser Ehe war ein Sohn vorhanden, dessen Eltern inzwischen beide verstorben waren. Als nun Gunzel 1221 unbeerbt starb, nahm Waldemar in seines Enkels Namen die ganze Grafschaft in Besitz. Inzwischen kam Gunzels Bruder und Mitregent, Graf Heinrich 1222 von einem Kreuzzuge nach Palästina zurück. Vergebens suchte dieser den König, an dessen Hof er sich begeben, zur Herausgabe der Grafschaft zu vermögen. Da entschloss er sich zu kühnem Wagstücke. Der König befand sich mit seinem gleichnamigen Sohne auf der kleinen Insel Lyoe bei Fühnen zu einer Jagdpartie. In einer dunkeln Nacht (6. Mai 1223 gelang der Überfall und die Gefangennahme des Königs wie des Kronprinzen, welche Heinrich, da Schwerin von Dänen besetzt war, zu seinem Freunde, dem Grafen von Dannenberg, brachte und in engen Gewahrsam hielt.


Diese außerordentliche Tat erregte allgemeine Freude und den Wunsch, Vorteil daraus zu ziehen. Die wendischen Fürsten, Brandenburg, des vertriebenen Grafen Adolf von Holstein Sohn, Adolf IV., der Erzbischof von Bremen u. a. traten auf Heinrichs Seite. Waldemar wollte die ihm gemachten Vorschläge nicht eingehen. Darüber brach der Krieg aus. An die Dänen schloss sich Herzog Otto von Lüneburg an; bei Mölln im Lauenburgischen verloren jedoch die Dänen das Schlachtfeld (1225) und der zum Reichsverweser ernannte Graf Albert von Orlamünde geriet ebenfalls in Gefangenschaft. Da kam endlich am 23. Nov. 1225 der Vertrag von Bardowiek zu Stande. Waldemar sollte an Heinrich von Schwerin 45.000 Mark Silbers zahlen, die Grafschaft aber, wie auch Holstein, an Adolf von Schauenburg, zurückgeben, allen Lehnsrechten über deutsche Länder, ausgenommen Rügen, entsagen, die Handelsverhältnisse der norddeutschen Städte auf den vorigen Stand herstellen und 3 seiner jüngeren Söhne als Geißeln geben. Unsere Fürsten traten nun in den deutschen Reichsverband.

Doch kaum sah sich Waldemar frei, als er sich vom Papste seines Eides entbinden ließ und durch Waffengewalt das Verlorene wieder zu erlangen suchte. Aber die Verbündeten rückten ihm mutig entgegen. Am 22. Jul. 1227 trafen die beiden Heere in der Ebene von Bornhöft in Holstein in blutigem Kampfe aufeinander. Die Niederlage der Dänen und Lüneburger wurde durch den Übergang der Ditmarsen vollständig) Waldemar verließ, tödlich im Auge verwundet, das Blachfeld und entkam mit genauer Not; Herzog Otto aber wurde gefangen. Die Folgen dieses Sieges waren entscheidend, und die dänische Macht in diesen Gegenden vernichtet. Der Bardowieker Vertrag wurde nun erneuert. Lauenburg kam nun an Sachsen, für seine 3 Söhne zahlte Waldemar noch 7.000 Mark. Otto von Lüneburg erhielt erst 1228 seine Freiheit gegen Abtretung von Hitzacker an den Herzog Albrecht von Sachsen, dem Stifter der 500 Jahre bestandenen Linie Sachsen-Lauenburg.

Fürst Niklot III. starb unbeerbt in dem nämlichen Jahre 1227, und da auch Borowin II. schon 1226 gestorben war, so fiel nun den 4 Söhnen des Letztern die Herrschaft über die so befreiten Wendenlande zu, die in Sprache, Sitten und Gebräuchen immer mehr ihren deutschen Nachbarn sich näherten. Allgemach, wie der Deutsche nicht mehr als Unterdrücker auftrat, schwand der Hass der Wenden, deren Reihen Krieg und Verwüstung so stark gelichtet hatten, und das Christentum, welches nun allenthalben feste Wurzel gefasst hatte, wurde die Brücke, über die deutsche Kultur Eingang fand. Und so verschwindet denn allgemach das Wendenvolk im Laufe der Begebenheiten, und als ein fast völlig germanisiertes Land tritt unser Mecklenburg in die 2te Periode seiner Geschichte.