Kapitalanschaffung durch Erhöhung des Diskonts und Ermäßigung des Kurses der Sicherheitspapiere

Die Aufgabe jeder Bank ist der Umsatz der Kapitalien, wobei das Geld bei den größten wie bei den kleinsten Kapitalien nur als Tauschmittel dient. Die Banken sind wie Sparkassen bestimmt, die Ersparnisse der Kapitalisten und der Gewerbsleute in verzinsliche Kapitalien umzusetzen, und es ist dabei der Diskont von Handelspapieren und der Zinsfuß von Sicherheitspapieren zu unterscheiden. Der Diskont und der Zinsfuß ändern sich, wie die Nachfrage und das Angebot am Kapitalienmarkt wechselt. Der Diskont bei Wechselforderungen auf bestimmte Summen wird erhöht oder erniedrigt, während bei verzinslichen Schuldverschreibungen mit festen Zinsen der Kurs des Papiers wechselt, die Wirkung ist aber dieselbe. Wenn eine Wechselforderung auf 3 Monate mit 8 % diskontiert werden muss, während die verzinslichen Wertpapiere nur 4 % Jahreszins tragen, so muss der Besitzer des Wechsels 4 % des Jahrs oder 1 % in 3 Monaten opfern, um sich bare Mittel zu schaffen, und sein Verlust ist ebenso groß, wie wenn er an einer verzinslichen Schuldverschreibung von 100 fl. am Kurs 1 % verliert. Steigt der Diskont auf 10 % oder 6 % über den gewöhnlichen Diskont von 4 % für Papiere von 2 Monat, so ist der Verlust für denjenigen, welcher barer Mittel bedarf, nur 1 % und dieser Verlust für den soliden Geschäftsmann und der entsprechende Gewinn für den Kapitalbesitzer ist nicht das Unheil einer Krise, sondern der hohe Diskont ist nur die Folge des Kapitalmangels und für diejenigen verderblich, welche falsche Spekulationen gemacht oder sich über ihr Vermögen in unsichere Spekulationen eingelassen haben.

Der Diskont von Wechselbriefen und der Kurs der Staatspapiere mit festen Zinsen stehen daher im genauesten Zusammenhang und beide richten sich nach der Nachfrage nach Kapitalien gegenüber von dem Angebot. Das für die Handelswelt erforderliche Kapital wird beigeschafft, wenn die Staatspapiere wohlfeil verkauft werden, wozu nicht neue Staatsanleihen, sondern das in Staatspapieren bereits angelegte Kapital die Mittel gibt. Die Handelswelt ist desshalb bei dem Kurs der Staatspapiere mehr beteiligt, als der Staatsgläubiger, welcher seine Zinsen unverkürzt erhält.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geld und Kapital