Ein Bankfonds in Staatspapieren sichert die gleiche Rente und reguliert den Kapitalmarkt

Wenn nun verzinsliche Wertpapiere als eine vollständige Deckung für Banknoten angenommen werden sollen, so ist dem Einwurf zu begegnen, dass der Kurs der Staatspapiere schwanke und die Deckung somit unsicher sei. Wir haben erlebt, dass die englischen Consols um 20 % gefallen sind und andere Staatspapiere noch mehr, wenn auch die Bezahlung der Zinse nicht bezweifelt wurde, und beim Verkauf wird allerdings ebenso viel verloren; derjenige Kapitalist verliert aber nichts, welcher in einer solchen Konjunktur nicht verkaufen muss, sondern sein Staatspapier behalten und auf seine Rente sich beschränken kann. In derselben Lage befindet sich eine Bank, welche ihre in Staatspapieren angelegten Kapitalien immer in gleichem Stand erhält, was ihr jederzeit möglich ist, wenn sie die Staatspapiere so weit heruntersetzt, dass sie Käufer finden und die zum Kauf angebotenen und erkauften Staatspapiere mit dem Erlös bezahlt werden. Zum Einlösen der Banknoten ist ein Barvorrat erforderlich, welcher unter das bei Zettelbanken gewöhnliche 1/3 der Notenemission heruntersinken oder diese Quote übersteigen kann. Die Annahme, dass eine Bank mit 1/3 Metalldeckung und 2/3 Deckung in Handelspapieren für alle Handelskonjunkturen Sicherheit biete, ist durch die Erfahrung keineswegs bestätigt, entscheidend ist, ob die niedergelegten Papiere verkäuflich sind. Wenn die englische Bank 14 1/2 Millionen Pfd. in Staatspapieren unberührt liegen lassen kann und bei einem Notenumlauf von 20 Millionen Pfd. nur 6 Millionen Pfd. Barvorräte hat, so kann sie ihre Noten einlösen, bis ihre Barvorräte erschöpft sind und sie bleibt solvent, wenn sie nur 15 Millionen Pfd. Noten in Zirkulation hat und davon nur 1/2 Million in Metall noch vorhanden ist. Würde der Grundsatz richtig sein, dass der Verkehr sich selbst die nötigen Barvorräte anschaffe, wenn die Zahlungsmittel sich zu weit vermindern, so würde die Bank ruhig abwarten können, bis die Handelswelt für Anschaffung von Vorräten sorgen wird. Dieses ist jedoch nach der Erfahrung nicht zu erwarten, da die Handelswelt zuerst das im allgemeinen Verkehr vorhandene Metall als Zahlung verwendet, ehe durch Warenverkäufe in herabgesetzten Preisen Verluste übernommen werden. Diese Verluste lassen sich auch noch durch Benutzung des Kredits oder durch Aufnahme von verzinslichen Schulden verschieben, zuletzt werden die Handelskonjunkturen aber doch zum Verkauf nötigen, wenn nicht günstigere Umstände eine Erhöhung der Preise herbeiführen.

Ein solches passives Zuwarten der englischen Bank, sowie jeder andern auf Staatspapiere gegründeten Kreditanstalt wäre zwar zulässig, wenn die Bank die Befugniss hätte, nach Erschöpfung ihrer Barvorräte mit verzinslichen Schuldverschreibungen ihre Banknoten einzulösen, die Bank würde aber in einem solchen Fall am wenigsten den Anforderungen des Verkehrs entsprechen, welcher statt einer Verminderung der Zahlungsmittel einer Vermehrung derselben bei jeder Krise bedarf, weil alle Kreditoperationen erschwert sind. Es können aber Verhältnisse eintreten, welche in einem einzelnen Staate den Besitzer von Banknoten oder Staatspapiergeld bestimmen, diese Umwandlung vorzuziehen. Die dadurch veranlasste Verminderung der Zirkulationsmittel ist mit einer Stockung im Verkehr nicht notwendig verbunden, wenn nur ein Teil der Zirkulationsmittel wie in jedem geordneten Staate durch Papier ersetzt ist und der überwiegend größere Teil in Metall vorhanden ist.


Bei einer solchen nur als äußerstes Hilfsmittel in der Not anzuwendenden Maßregel sind verschiedene Modalitäten denkbar, welche alle ihre Grundlage darin finden, dass der Staatsverband eine Notwendigkeit ist und dass die Staatskasse veranlasst ist, die Rente aus den Staatsschulden unter allen Wechselfällen in ihrem eignen Interesse zu bezahlen, dass aber so lang es Kapitalisten gibt, und nicht alle Eigentumsverhältnisse in Frage gestellt sind, auch Kapitalien gegen Renten ausgeliehen werden müssen und Kapitalbriefe daher Abnehmer finden, wobei weniger die Sicherheit, sondern das Marktgebiet der Schuldverschreibungen in Betracht kommt. Die sicherste Pfandverschreibung kann bei einer Handels-Krise nicht zu verwerten sein, während ein Börsenpapier eine Ware ist, welche auf einem entfernten Markt Absatz findet, wenn die Krise sich daselbst weniger fühlbar macht. Diese Verhältnisse bleiben auch während der Kriege und sogar während der Revolutionen in Wirkung und eine Staatsgewalt hat zu bestehen aufgehört, wenn ihre Staatspapiere keinen Wert mehr haben.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geld und Kapital