Die Alliierten

Auch die Alliierten glaubten nicht, so schnell der Armee des Kaisers von Österreich zu begegnen; denn die Rekognoszierungen, die Beobachtungen und Berichte der Plänkler, sowie die während des 23. in die Höhe gelassenen Luftballons ließen in keiner Weise die Spur einer neuen feindlichen Offensivbewegung oder gar eines Angriffplans entdecken.

So war also, trotzdem daß beide Teile sich auf eine demnächstige und große Schlacht vorbereitet hatten, der Zusammenstoß der Österreicher und der Franco-Garden am Freitag den 24. Juni ein gegenseitig überraschender, Dank der Unkenntnis der Heerführer über die gegnerischen Bewegungen.


Wohl Jedermann hat über die Schlacht von Solferino einen Bericht gehört oder gelesen. Eine so ergreifende Erinnerung verwischt sich gewiß nicht so leicht, und hier wohl um so minder, als die Folgen dieses Tages in mehreren Staaten Europas jetzt noch fühlbar sind.

Als einfacher Tourist, und dem Zweck, dieses großen Kampfes vollkommen ferne stehend, hatte ich, durch besondere Umstände begünstigt, das seltene Vorrecht, bei dem ergreifenden Schauspiele, das ich hier zu schildern versuchen werde, zugegen zu sein. Ich will übrigens in den folgenden Zeiten nur meine persönlichen Eindrücke wiedergeben, und man wird darum auch hier weder genauere Einzelheiten, noch strategische Aufschlüsse entdecken, die in anderen Werken ihren Platz finden mögen.

Während dem denkwürdigen Tage des 24. Juni standen sich mehr als 300.000 Mann gegenüber, die Schlachtlinie hatte eine Ausdehnung von 5 Meilen und man schlug sich während 15 Stunden.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Eine Erinnerung an Solferino (1859)