Die Österreicher

Dem Kaiser von Österreich standen in der Lombardei 9 Armee-Corps in der Gesamtstärke von 250.000 Mann zur Verfügung, da seine Invasionsarmee durch die Besatzungen von Verona und Mantua verstärkt worden war. Auf den Rat des Feldzeugmeisters Baron Heß hatten sich die kaiserlichen Truppen, von Mailand und Brescia an, nur deshalb fortwährend zurückgezogen, damit zwischen der Etsch und dem Mincio sämtliche Streitkräfte Österreichs in Italien vereinigt würden; allein nur 7 Armee-Corps oder 170.000 Mann mit etwa 500 Geschützen konnten als für die Kriegsoperationen verwendbar angesehen werden.

Das kaiserliche Hauptquartier war von Verona nach Villafranca und von da nach Valeggio verlegt worden, worauf die Truppen Befehl erhielten, den Mincio bei Peschiera, Salionze, Valeggio, Ferri, Goito und Mantua wieder zu überschreiten. Das Gros der Armee wurde von Pozzolengo nach Guidizzolo verlegt, um von da aus, auf den Ratschlag mehrerer erfahrener Feldmarschall-Leutnants die franco sardische Armee zwischen dem Mincio und der Chiese anzugreifen.


Die österreichischen Streitkräfte bildeten unter den Befehlen des Kaisers zwei Haupt-Armeen. Die erste wurde Von dem Feldzeugmeister Graf Wimpffen kommandiert, unter dessen Befehlen die Corps der Feldmarschall-Leutnants Prinz Edmund von Schwarzenberg, Graf Schaafgottsche und Baron von Veigl, sowie die Cavallerie-Division des Grafen Zedtwitz standen. Diese erste Armee bildete den linken Flügel und faßte in der Umgegend von Volta, Guidizzolo, Medole und Castel Goffredo Stellung. Die zweite Hauptarmee war von dem Cavallerie-Generale Graf Schlick befehligt, und unter ihm standen die Feldmarschall-Leutnants Graf Clam-Gallas, Graf Stadion, Baron von Zobel und Ritter von Benedek, sowie die Cavallerie-Division des Grafen Mensdorf. Diese Armee bildete den rechten Flügel und hielt Cavriana, Solferino, Pozzolengo und San Martino besetzt.

Alle Höhen zwischen Pozzolengo, Solferino, Cavriana und Guidizzolo waren somit den 24. Morgens in den Händen der Österreicher und starke Batterien schmückten die Mamelons, welche bas Centrum einer ausgedehnten Offensivlinie bildeten und dem rechten und linken Flügel erlaubten, sich im Notfalle unter den Schutz der als uneinnehmbar angesehenen befestigten Höhen zurückzuziehen.

Obgleich beide feindlichen Heere sich gegeneinander in Bewegung setzten, so dachten sie doch nicht, so halb und so heftig aufeinander zu stoßen. Die Österreicher hatten gehofft, daß nur ein Teil der franco-sardischen Armee die Chiese überschritten habe, sie kannten den Plan Napoleons nicht und waren überhaupt ohne jede genauere Nachricht über die feindlichen Bewegungen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Eine Erinnerung an Solferino (1859)