Späteres Königsgefühl. Gedicht von König Ludwig I.

Ein Gedicht aus König Ludwigs I. späterer Zeit

Wenn des Guten Saat, die er gestreut,
Aufgegangen jetzt der König sieht,
Daß, was er gegründet, gut gedeiht,
Daß er sich vergebens nicht bemüht,


Daß, was sonsten nur sein leeres Sehnen,
Er als reiche Wirklichkeit erblickt,
Ja! alsdann ist`s nimmermehr ein Wähnen,
Daß sich auch ein König fühlt beglückt. –

Sehend, wie auf seinen Wink entsteigen
Bauten edlerer Gediegenheit,
Ihre Wände Malereien zeigen
Seelvoll lebensfrischer Herrlichkeit.

Oh! Durchwonnend ist es, Tränen stillen,
Helfen können, wie`s das Herz begehrt,
Wenn die Mittel gleichen unserm Willen,
Dann ist unser Los beneidenswert.

Nicht die Freiheit, die er sonst empfunden,
Wünschet er sich jemals mehr zurück,
Selbst nicht für die Jugend, die verschwunden,
Gäb` er hin sein gegenwärt`ges Glück.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ein Jahrhundert München 1800-1900