Als Peter Cornelius aus München ging. Ein Brief von ihm.
An König Ludwig.
,,Gott lenkt die Herzen der Könige!“ Es war eine schöne Zeit, als er mir das Herz Ew. Königlichen Majestät mit entschiedener Gnade zuwandte. Aller Anfang ist schwer; aber durch den Strahl der königlichen Gnade wurde ein neuer Frühling der Kunst hervorgerufen der sich nachher so weit verbreitete und so mannigfaltige und großartige Schöpfungen erzeugte.
Allein Gott lenkt die Herren der Könige, und es gefiel ihm, das Herz Ew. Königlichen Majestät gegen mich zu verschließen. Es sei ferne von mir, darüber zu murren und mit meinem König und Herrn, meinem größten Wohltäter, zu rechten. Ich unterwerfe mich in Demut allem, was Ew. Königliche Majestät in Ihrer Weisheit beschließen.
Nur sei mir vergönnt auszusprechen, daß diese hohe Gnade allein mich hierher zog, sie allein mich eine Reihe von Jahren hier fesselte, mich begeisterte und antrieb, das zu schaffen, was nur immer in meinen Kräften lag; daß ohne diese königliche Huld München für mich ein Grab ist. Ohne sie würde ich hier in Schwermut versinken; ich würde den Glauben an mich selbst und mit ihm alle schöpferische Kraft verlieren, die mir Gott gegeben hat, so daß ich bald von der Mittelmäßigkeit überflügelt, ein Spott, eine Augenweide des Neides würde, der gleißend schon so lange mich zu untergraben bemüht war. Tief fühlte ich schon lange die Wahrheit dieser Betrachtung, und sie führte mich zu der innigsten und festen Überzeugung, daß meine Mission in München vollkommen erfüllt ist, und daß ich nur meiner Bestimmung Genüge leiste, indem ich jetzt dem Rufe zu einem neuen Wirkungskreise anderwärts folge.
Aber nun, da ich scheiden soll, - wie tritt da alles das, was Ew. Königliche Majestät für mich getan haben, so groß und glanzreich vor meine Seele! Wie segne ich jene Stunde, da die Vorsehung mich der erhabenen Person Ew. Königlichen Majestät entgegenführte, für mich eine ewig heilige Erinnerung. Ich wäre untröstlich ohne das Bewußtsein, daß ich Ew. Majestät und der Kunst alle meine Kräfte, mein Talent, mein ganzes Leben mit Ernst und Liebe geweiht habe.
Vielleicht wird die Zeit und Entfernung mich und meine hiesige Wirksamkeit einmal wieder in diesem Lichte erscheinen lassen. Möchte aber jetzt ein freundlicher Widerschein der früheren königlichen Huld mir das Scheiden erleichtern. Ich würde es als ein segenbringendes, glückliches Augurium deuten und meine neue Bahn mit größerer Freudigkeit und Zuversicht betreten. So würde ein schönes Verhältnis auf eine würdige Weise sich lösen und der Alltäglichkeit das Mittel genommen, es schadenfroh in ihre dunklen Kreise hinabzugehen.
Dieses ist die letzte Bitte, die ich ehrfurchtsvoll vor den Stufen des Thrones Ew. Königlichen Majestät niederzulegen mich unterfange, der ich etc.
München, Januar 1841.
P. v. Cornelius.
Das Missverständnis zwischen dem König und Cornelius erwuchs aus der Unzufriedenheit des ersteren mit dem Altarbild ,,Das jüngste Gericht“ das Cornelius für die Ludwigskirche geschaffen und im Jahre l840 vollendet hatte. Ostern 1841 übersiedelte Cornelius nach Berlin.
,,Gott lenkt die Herzen der Könige!“ Es war eine schöne Zeit, als er mir das Herz Ew. Königlichen Majestät mit entschiedener Gnade zuwandte. Aller Anfang ist schwer; aber durch den Strahl der königlichen Gnade wurde ein neuer Frühling der Kunst hervorgerufen der sich nachher so weit verbreitete und so mannigfaltige und großartige Schöpfungen erzeugte.
Allein Gott lenkt die Herren der Könige, und es gefiel ihm, das Herz Ew. Königlichen Majestät gegen mich zu verschließen. Es sei ferne von mir, darüber zu murren und mit meinem König und Herrn, meinem größten Wohltäter, zu rechten. Ich unterwerfe mich in Demut allem, was Ew. Königliche Majestät in Ihrer Weisheit beschließen.
Nur sei mir vergönnt auszusprechen, daß diese hohe Gnade allein mich hierher zog, sie allein mich eine Reihe von Jahren hier fesselte, mich begeisterte und antrieb, das zu schaffen, was nur immer in meinen Kräften lag; daß ohne diese königliche Huld München für mich ein Grab ist. Ohne sie würde ich hier in Schwermut versinken; ich würde den Glauben an mich selbst und mit ihm alle schöpferische Kraft verlieren, die mir Gott gegeben hat, so daß ich bald von der Mittelmäßigkeit überflügelt, ein Spott, eine Augenweide des Neides würde, der gleißend schon so lange mich zu untergraben bemüht war. Tief fühlte ich schon lange die Wahrheit dieser Betrachtung, und sie führte mich zu der innigsten und festen Überzeugung, daß meine Mission in München vollkommen erfüllt ist, und daß ich nur meiner Bestimmung Genüge leiste, indem ich jetzt dem Rufe zu einem neuen Wirkungskreise anderwärts folge.
Aber nun, da ich scheiden soll, - wie tritt da alles das, was Ew. Königliche Majestät für mich getan haben, so groß und glanzreich vor meine Seele! Wie segne ich jene Stunde, da die Vorsehung mich der erhabenen Person Ew. Königlichen Majestät entgegenführte, für mich eine ewig heilige Erinnerung. Ich wäre untröstlich ohne das Bewußtsein, daß ich Ew. Majestät und der Kunst alle meine Kräfte, mein Talent, mein ganzes Leben mit Ernst und Liebe geweiht habe.
Vielleicht wird die Zeit und Entfernung mich und meine hiesige Wirksamkeit einmal wieder in diesem Lichte erscheinen lassen. Möchte aber jetzt ein freundlicher Widerschein der früheren königlichen Huld mir das Scheiden erleichtern. Ich würde es als ein segenbringendes, glückliches Augurium deuten und meine neue Bahn mit größerer Freudigkeit und Zuversicht betreten. So würde ein schönes Verhältnis auf eine würdige Weise sich lösen und der Alltäglichkeit das Mittel genommen, es schadenfroh in ihre dunklen Kreise hinabzugehen.
Dieses ist die letzte Bitte, die ich ehrfurchtsvoll vor den Stufen des Thrones Ew. Königlichen Majestät niederzulegen mich unterfange, der ich etc.
München, Januar 1841.
P. v. Cornelius.
Das Missverständnis zwischen dem König und Cornelius erwuchs aus der Unzufriedenheit des ersteren mit dem Altarbild ,,Das jüngste Gericht“ das Cornelius für die Ludwigskirche geschaffen und im Jahre l840 vollendet hatte. Ostern 1841 übersiedelte Cornelius nach Berlin.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ein Jahrhundert München 1800-1900