Die Mittelalterlichen Wohnhäuser

Von allen diesen ältesten Bauwerken ist außer etwaigen Grundmauern nichts mehr vorhanden, nur daß eben die späteren Bauten des Schlosses, der beiden Kirchen und der Brücke auf der Stelle der alten stehen. Auch sonst ist aus dem Mittelalter herzlich wenig erhalten. Dresden war damals eine wenig ansehnliche Stadt. Noch im 15. Jahrhundert hatte sie schwerlich mehr als 6.000 Einwohner. Die ältesten Häuser aber waren aus Holz und Lehm erbaut und mit Stroh gedeckt, später traten Fachwerk und Schindeldächer auf. Im 15. Jahrhundert mühen sich Rat und Markgraf um die Wette, eine feuerfeste Bauart in Dresden heimisch zu machen: 1474 verspricht der Rat denen, die die Straßenseite ihrer Häuser in Stein bauen wollen, den dritten Teil des Kalkes, denen, die auf steinernen Grundmauern mit Ziegeln bauen oder statt eines Schindeldaches eines von Ziegeln errichten, ein Drittel der Ziegel; von 1486 an gewährte man denen, die hölzerne Häuser durch steinerne oder Schindeln durch Ziegel ersetzen, sogar die Hälfte des Kalkes und der Ziegel. Als aber 1491 eine große Feuersbrunst mehr als die Hälfte aller Häuser in Dresden in Asche gelegt hatte, bestimmte Herzog Albrecht unter anderem, daß alle Eckhäuser "ufs mynste eines Gemaches hoch steinern“ gebaut und mit Ziegeln gedeckt werden müßten. Wer "zweien Gemach hoch auch steinern bauen würde“, sollte noch besondere Unterstützungen erhalten, nur den Ärmeren ward nachgelassen, Hinterhäuser in Holz und Lehm zu bauen, doch sollten die Dächer mit lattenen Sparren versehen werden, damit man sie leicht in Ziegeln umdecken könnte.

Abb. 5 Maria mit dem Kinde von der Marienapotheke um 1460


Man wird sich nach allem nicht wundern, daß von mittelalterlichen Gebäuden sich so gut wie nichts in unsere Tage hinüber gerettet hat. Das einzige Haus Dresdens, das aus der Zeit vor dem Brand von 1491 erhalten ist, die Marienapotheke, ist vielfach umgebaut worden. Das alte Wahrzeichen des Hauses, ein hölzernes und bemaltes Standbild der Maria mit dem Kinde, bewahrt das Dresdner Altertumsmuseum. Es entstammt der Zeit um 1460. Gotische Pfeiler und Wölbungen findet man noch im Erdgeschoss des Hauses Blockhausgässchen Nr. 3 (Kohlenhandlung).

Dem Anfang des 16. Jahrhunderts gehört dann der Erker des Hauses Wilsdrufferstraße 2, Ecke Schlossstraße an; das zierliche Maßwerk der Brüstung wie die drei kleinen steinernen Standbilder des Apostels Johannes, der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind und des heiligen Christophorus sind reizvolle gotische Arbeiten. Von den vier Heiligen, die ehedem an vier Ecken des Altmarktes standen, sind noch zwei vorhanden: der heilige Nikolaus von 1527, jetzt im Innern des Hauses Schössergasse 2 (Warenhaus Herzfeld) und Johannes der Täufer von 1522 (Altertumsmuseum). Mehrfach sind endlich noch gotische Fensterprofile erhalten, z. B. Webergasse Nr. 2, Ecke Altmarkt, ebenso Einwölbungen des Erdgeschosses, besonders schön Seestraße Nr. 2.

Abb. 6 Gotischer Erker Wilsdrufferstraße 2 Ecke Schlossstraße (Ursprünglicher Zustand)

Abb. 7 Das Franziskanerkloster, Skizze von 1550 (Die Kirche ist die jetzige Sophienkirche)


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Dresden
Abb. 5 Maria mit dem Kinde von der Marienapotheke um 1460

Abb. 5 Maria mit dem Kinde von der Marienapotheke um 1460

Abb. 6 Gotischer Erker Wilsdrufferstraße 2 Ecke Schlossstraße (Ursprünglicher Zustand)

Abb. 6 Gotischer Erker Wilsdrufferstraße 2 Ecke Schlossstraße (Ursprünglicher Zustand)

Abb. 7 Das Franziskanerkloster, Skizze von 1550 (Die Kirche ist die jetzige Sophienkirche)

Abb. 7 Das Franziskanerkloster, Skizze von 1550 (Die Kirche ist die jetzige Sophienkirche)

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