Die ältesten Baudenkmäler

Außer der allgemeinen Anlage der inneren Altstadt stammen auch die bedeutendsten Baudenkmäler Dresdens aus der Zeit der Stadtgründung, wenn auch keines mehr in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten ist: außer der Frauenkirche das Schloss, die Augustusbrücke, die Kreuzkirche, das Kauf- und Rathaus.

Die Markgräfliche Burg ist sicherlich das älteste Gebäude der Stadt Dresden; denn nur in ihrem Schutze konnten die deutschen Kaufleute und Handwerker, die aus anderen Orten und Gegenden herbeikamen, sich ansiedeln. Die Burg stand im Zuge der Mauer, welche die Stadt umgab, und als feste Wehr am Ausgange der Brücke, die zuerst im 11. Jahrhundert an die Stelle der alten Fähre trat.


Mit der Brücke stand in festem Zusammenhange die Kreuzkapelle. Für Brücken zu sorgen galt ja im Mittelalter als ein frommes Werk; darum wendete die Geistlichkeit in vielen Fällen den Brücken ihre Fürsorge zu, indem sie ihnen z. B. die Einnahme eines Ablasses überließ oder den Opferertrag mit der Brückenkasse teilte. Ein solches enges Verhältnis zwischen Brücke und Kirche bestand auch von vornherein in Dresden. Die Kirche, die offenbar bei der Gründung der Stadt erbaut wurde, hieß ursprünglich Nikolaikirche nach dem Schutzpatron der Fischer und Schiffer, dem sie geweiht war. Im Jahre 1234 aber brachte Konstantin, die Tochter des Herzogs Leopold von Österreich, bei ihrer Vermählung mit dem Markgrafen Heinrich dem Erlauchten ein Stück vom Kreuze Christi mit nach Dresden, und um 1230 soll ein Kruzifixus auf der Elbe schwimmend nach Dresden gekommen sein, der als schwarzer Herrgott von Dresden berühmt wurde. Zur Bewahrung der Kreuzreliquie oder des schwarzen Herrgottes oder beider ward an die Nikolaikirche eine Kreuzkapelle angebaut, die zuerst 1319 erwähnt wird. Der Name Kreuzkirche verdrängte im 14. Jahrhundert den alten Namen endgültig. Die reichen Einnahmen aber aus den Spenden der Wallfahrer, die zur Verehrung der Reliquie bald von weit und breit zusammenströmten, flössen in die Brückenkasse; die Verwaltung dieser Kasse erhielt den Namen Brückenamt. Im Jahre 1319 gewährte Papst Johann XXII. von Avignon aus einen Ablass zur Wiederherstellung der durch eine Hochflut zerstörten Brücke.

Abb. 3 Übersichtsbild von Neudresden im Jahre 1521 nach einem Holzmodell im Grünen Gewölbe

Das älteste Kauf- und Rathaus stand frei auf dem nördlichen Drittel des Altmarktes. In ihm hatten die wichtigsten städtischen Gewerbe: die Tuchmacher, Schuhmacher, Kürschner, Bäcker und Fleischer ihre Verkaufsstellen, in ihm amtete zugleich der Rat, ein Verwaltungskörper, bestehend aus den Ratsmannen und den Schöffen (geschworenen Bürgern) unter Leitung des Bürgermeisters, indem er vor allem über Maß und Gewicht wachte.

Abb. 4 Alte Kreuzkirche, 1760 zerstört

Hiermit haben wir alles beisammen, was der Stadt Dresden in der ältesten Zeit ihre Bedeutung verlieh: die Burg des Landesherrn und die Stadtbefestigung, die Brücke mit der Kreuzkirche, der Marktplatz mit dem Kauf- und Rathaus, dazu die Frauenkirche, die zwar außerhalb der Stadt in dem wendischen Fischerdorfe lag, aber doch auch für die Stadt hohe Wichtigkeit gewann. Denn da sie der Bischof von Meißen als christlicher Missionar zum ersten Stützpunkt seiner Werbetätigkeit im Elbtal oberhalb seines Sitzes machte, gewann sie allmählich ein solches Ansehen, daß sie im Verein mit der Markgrafenburg der Ansiedelung auf dem linken Elbufer das Übergewicht über das rechtselbische Alten-Dresden verschaffte.




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Abb. 3 Übersichtsbild von Neudresden im Jahre 1521 nach einem Holzmodell im Grünen Gewölbe

Abb. 3 Übersichtsbild von Neudresden im Jahre 1521 nach einem Holzmodell im Grünen Gewölbe

Abb. 4 Alte Kreuzkirche, 1760 zerstört

Abb. 4 Alte Kreuzkirche, 1760 zerstört

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