Plastische Kunst

Von Künstlern ist zunächst Sebastian Wallher zu nennen , der wahrscheinlich 1576 zu Dresden geboren wurde und 1645 starb. Er hat vermutlich mit Hegewald (†1639) zusammen das Grabdenkmal für Nosseni ausgeführt. Sicher ist, daß er Nossenis Gehilfe war, daß er 1620 nach Nossenis Tode kurfürstlicher "Architectus und Statuarius“ wurde und dann am Lusthaus auf der Jungfernbastei weiter baute. Im Jahre 1640 fertigte er das Alabasterrelief der Verkündigung der Geburt Christi, das sich noch im Grünen Gewölbe befindet.

Das Grabdenkmal Nossenis, das jetzt sehr zum Nachteil seiner Wirkung in einer Ecke der Bußmannkapelle in der Sophienkirche steht, zeigt zwei über Eck gestellte korinthische Säulen mit verkröpftem Gebälk, dazwischen in einer Nische Christus mit der Dornenkrone, an der linken Seite den knienden Nosseni, an der rechten seine drei Frauen. Der Christus ist edel aufgefaßt, lebhaft bewegt, mit schmerzvollen Zügen; der Körper ist kräftig modelliert, die Gewandung leicht und fließend. Noch feiner in Durchbildung und Auffassung ist die vornehme Gestalt des knienden Nosseni, die Gruppe der drei Frauen steht dagegen in jeder Beziehung zurück. Der Altar als Ganzes ist ziemlich plump und ungefüge.


Abb. 34 Bildnis Juan Mario Nossenis von seinem Grabmal in der Sophienkirche
Abb. 35 Kreuztragung Christi Alabasterrelief in der Sophienkirche
Abb. 36 Tod und Teufel im Kampfe dahinter die Sünde (?) Alabasterrelief um 1620 aus der Sophienkirche jetzt im Stadtmuseum
Abb. 37 Medaille von Paul Walther (†1644)


Weit höher steht das Alabasterrelief der Kreuztragung, das auch in der Sophienkirche aufbewahrt wird und aus der gleichen Zeit stammt. Christus, von der Wucht des Kreuzes niedergedrückt, ist in die Knie gesunken und schaut mit ergreifendem flehendem Ausdruck zurück nach der trauernden Frau, die mit gefalteten Händen hinter ihm steht. Simon von Kyrene hilft dem Ermatteten das Kreuz tragen, ein Krieger dagegen sucht ihn mit dem Stock wieder emporzustoßen. Der ganze Hintergrund wird von Kriegern, Schergen und Priestern, darunter zwei Reitern, erfüllt. Die Gruppe ist ungemein lebendig und geschickt aufgebaut, ganz ungezwungen gruppiert, reich und sprechend in der Charakteristik der Personen, vornehm aufgefaßt und sorgfältig ausgeführt. Interessant ist, daß der Raum für die höher stehenden Figuren gewonnen wird, indem der Reliefgrund oben allmählich tiefer genommen ist. Genau dieselbe Schrägstellung findet sich an dem Relief der Auferstehung Christi, welches das Portal der ehemaligen Schlosskapelle krönt. Das Relief der Kreuztragung ist das Werk eines hervorragenden Künstlers.

Ein ganz eigenartiges meisterhaftes Werk ist sodann die Gruppe Tod und Teufel im Kampf, ehemals in der Sophienkirche, jetzt im Stadtmuseum. Der Teufel mit Bart und Bockshörnern ist hingestürzt und liegt vor Schmerz laut aufschreiend auf dem Rücken. Hinter ihm die Sünde, unter ihm der Tod als Knochengerippe, der dem Teufel das Bein weggerissen hat. (Der Kopf des Teufels ist im Frühjahr 1907 gestohlen worden.)

Ein anderer bemerkenswerter Künstler war der kurfürstliche Eisenschneider Paul Walther († um 1644). Merkwürdigerweise hat er seine sämtlichen zeitlich bestimmten Medaillen in den Jahren 1635—1644 geschaffen, d. h. gerade in der Zeit, als die Schweden Sachsen in so entsetzlicher Weise verheerten. Zwanzig Patenpfennige, Neujahrs-, Tauf-, Beglückwünschungs- und Hochzeitsmedaillen Paul Walthers führen Julius und Walther Erbstein in ihrer Schrift über diesen Dresdner Künstler auf. In zweien ist auch die Sehnsucht nach Frieden, die damals in ganz Deutschland, in Sachsen aber besonders tief empfunden wurde, anschaulich ausgedrückt.

Ein Krieger mit Helm, Lanze und Schild, der bis über die Knie im Sumpfe watet; hilfesuchend streckt er die Rechte zum Himmel der rettenden Hand Gottes entgegen: es ist das schwer bedrängte deutsche Land, dem nur Gott noch helfen kann; Schwert und Gewehr auf dem Schilde des Kriegers können's nicht mehr. Im Hintergrund jenseits des Wassers links und rechts je ein Dorf mit brennendem Hause. Ringsum ein Kranz, unten aus Dornenzweigen, oben aus Blüten und Blättern bestehend. Die Umschrift lautet:

GOTTES ALLMÄCHTIG HANDT —
ERRETT DAS VATTERLAND.


Auf der Rückseite unter dem strahlenden Namen Jehova in 8 Zeilen:

Aus meiner Angst ich Teutsches Land
Darum ich strecke meine Hand,
Heb auf umb Hilf, o Gott, zu Dir,
Der Du auch so andeutest mir.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Dresden
Abb. 34 Bildnis Juan Mario Nossenis von seinem Grabmal in der Sophienkirche

Abb. 34 Bildnis Juan Mario Nossenis von seinem Grabmal in der Sophienkirche

Abb. 35 Kreuztragung Christi Alabasterrelief in der Sophienkirche

Abb. 35 Kreuztragung Christi Alabasterrelief in der Sophienkirche

Abb. 36 Tod und Teufel im Kampfe dahinter die Sünde (?) Alabasterrelief um 1620 aus der Sophienkirche jetzt im Stadtmuseum

Abb. 36 Tod und Teufel im Kampfe dahinter die Sünde (?) Alabasterrelief um 1620 aus der Sophienkirche jetzt im Stadtmuseum

Abb. 37 Medaille von Paul Walther (†1644)

Abb. 37 Medaille von Paul Walther (†1644)

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