Dresdner Bildhauer

Von Hans Walther, der 1526 zu Breslau geboren wurde und 1600 in Dresden starb, rührt wohl auch das Grabdenkmal für Melchior Trost von 1559 her, von dem noch drei Karyatiden im Stadtmuseum vorhanden sind, nach Gurlitt vielleicht auch noch die Reliefs im großen Schlosshof mit Darstellungen aus der Geschichte Josuas und das Grabdenkmal des Melchior Hauffe (†1572), eine der edelsten Schöpfungen der Renaissance in Dresden, das leider stark verwittert und ganz verwahrlost ist. Es stand ehemals auf dem alten Annenfriedhofe.

Ein Vetter Hans Walthers war Christoph Walther II., der 1534 zu Breslau geboren wurde. Er siedelte nach Dresden über, wurde hier 1562 Bürger und starb 1584. Bedeutsame Werke von ihm befinden sich in den Kirchen zu Waidenburg, Zabeltitz bei Großenhain und Delitzsch. Von seinen Dresdner Werken sind nur noch erhalten das kostbare Positiv im historischen Museum, das er 1583 für Kurfürst August anfertigte, und der Altar der alten Frauenkirche. Der Altar, der heute in der Kirche zu Friedrichstadt-Dresden steht, ist im 18. Jahrhundert verändert worden; er hat ebenfalls drei Geschosse, unten eine doppelte korinthische Säulenstellung auf Postamenten und mit einem reichverzierten Gebälk, dann eine einfache Säulenstellung gleicher Art, die ein Relief umschließt, endlich einen krönenden Aufsatz mit dem Relief der Himmelfahrt. Von einem der Walther stammt auch das kleine Relief im Hofe Terrassengasse Nr. 12, darstellend das Abendmahl Christi, Christus am Kreuz, die Auferstehung Christi und Gott Vater. Dieses Haus ist mehrere Menschenalter hindurch im Besitz der Familie Walther gewesen, die Dresden neun oder zehn Künstler geliefert hat.


Abb. 24 Grabdenkmal für Günther von Bünau (†1562) von Hans Kramer

Weit reicher in der Komposition, klar im Aufbau und lebendig in der Charakteristik ist das Relief Golgatha auf dem alten Eliasfriedhof. Das Werk, dessen perspektivisch-malerischer Hintergrund eine Stadtansicht bildet, stammt vielleicht auch von Christoph Walther. Irgendwelche Sicherheit ist bei diesen Zuschreibungen noch nicht zu erreichen gewesen.

Neben diesen Künstlern steht Hans Kramer, von dem nach Otto Richters Zuschreibung das mit H K bezeichnete Denkmal des Günther von Bünau († 1562) herrührt, ein Alabasterrelief von ganz hervorragender Schönheit, das einst auf dem Frauenkirchhof stand, heute, soweit erhalten, im Stadtmuseum untergebracht ist. Hölle, Tod und Teufel durch den Opfertod und die Auferstehung Christi überwunden, das ist das Thema der eigenartigen Darstellung. Unten Christus am Kreuz, angebetet von Günther von Bünau nebst Frau, Sohn und Tochter. Hinter dem Ritter der Tod, der ihm das Stundenglas hinhält und in der anderen Hand ein Reiterpistol trägt. Hinter der Tochter der offene Höllenrachen, hinter der Frau der Teufel in Pansgestalt; am Fuße des Kreuzes ein Totenkopf, um den Kreuzesstamm sich windend eine Schlange. Oben in einer Glorie von Engeln der auferstandene triumphierende Christus mit der Fahne und langen goldenen Ketten in der Linken, mit denen er den Tod, den Teufel und die Schlange festhält. Oben links und rechts in den Zwickeln zwei wundervolle Engel in Flachrelief, der eine mit Säule (Allegorie der Stärke), der andere mit Kreuz und Palme (Hoffnung und Friede). Darunter zwei Engelsköpfe mit Inschrifttafeln. Mit Recht bezeichnet Gurlitt dieses Relief nach Auffassung und Ausführung als eines der vollendetsten der Renaissance.




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Abb. 24 Grabdenkmal für Günther von Bünau (†1562) von Hans Kramer

Abb. 24 Grabdenkmal für Günther von Bünau (†1562) von Hans Kramer

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