Alte Elbarme - Das Spaargebirge.

Da wir auf dem Boden der eigentlichen Elbniederung nur jüngere Bildungen diluvialen und alluvialen Ursprungs und nirgends anstehendes Gestein bis in die Nähe von Meißen finden, so darf man wohl auch erwarten, dass wir in der Elbaue selbst noch hie und da Spuren des alten Elblaufes finden und dass das Strombett, das erst nach der Eiszeit seine festere Gestalt gewonnen hat, einst andere Wege eingeschlagen hat. So hat die Elbe nach ihrem Eintritt in den Talkessel unterhalb Pirna nicht bloß durch ihre Schottermassen den unteren Lauf der Wesnitz aus ihrer südwestlichen in eine westliche Richtung verschoben, sondern infolgedessen selbst auch eine westlichere Bahn einschlagen müssen, wobei die alte Talrinne, die noch jetzt in dem Birkwitzer See zu erkennen ist, verlassen werden musste. Die langgestreckte Einsenkung dieser sumpfigen Niederung weist auf den kürzesten Weg von Pirna nach Pillnitz hin. Andere in ähnlicher Weise entstandene Niederungen lassen sich bei Zschachwitz und Laubegast oberhalb Dresdens und bei Kaditz und Serkowitz unterhalb der Stadt erkennen. Nur bei großen Hochfluten wie 1845 ist das Elbwasser in diese Niederungen wieder eingetreten und hat sie in ihren Beziehungen zur Elbe klar gelegt. Nur bei der großen Flut von 1845 hat die Elbe auch in der Nähe von Meißen den alten Weg um das Spaargebirge herum ostwärts von Sörnewitz über Zaschendorf benutzt. Wie der jetzige Durchbruch des Stromes zwischen dem Meißener Granitgebiet und dem Spaargebirge, der ein reines Erosionstal zu sein scheint, entstanden sein mag: das bleibt ein noch ungelöstes Rätsel, wenn auch manche Erklärung dafür versucht ist.

Merkwürdig und eigenartig bleibt immerhin das eigentlich zur erzgebirgischen Seite gehörige Spaargebirge, das durch den gegenwärtigen Elblauf auf das rechte Ufer verlegt ist. Im Süden steil und schroff in Felsklippen ansteigend, senkt sich diese Gebirgsinsel, von kleinen Tälern und Schluchten durchzogen, langsam nordwärts in die Niederung von Cölln, Meißen gegenüber, und ist mit zahlreichen einzelnen Weinbergsgütern und Winzerhäusern besetzt, zu denen sich in neuerer Zeit auch Landhäuser gesellen. So bildet in Bezug auf Besiedelung dieser kleine Gebirgsstock einen bestimmten Gegensatz gegen den nördlichsten Teil des Talkesseln, der, niedrig gelegen, fast nur aus feuchtem Wiesenland besteht, in das sich nur ein Dorf, Niederau, hineinschiebt, während die übrigen Dorfer nur auf oder an dem umgebenden Höhenrande liegen.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Dresden und die Sächsische Schweiz