Anstiege (Vergl. Allgemeines)

Für gänzlich Ungeübte und bei schlechten Schneeverhältnissen empfiehlt es sich, Auf- und Abstieg über die Knorrhütte zu nehmen (s. 7). Etwas Geübtere werden durch das österreichische Schneekar absteigen (s. 9). Für Geübte empfiehlt sich der Anstieg durch das Höllental (s. 10) und Abstieg über die innere Höllentalspitze zur Knorrhütte (s. 8) oder umgekehrt. Der letztere (s. Route 8) wird viel früher schneefrei als diejenige durch das Höllental. Wer von Garmisch-Partenkirchen nach Ehrwald absteigen will, hat zum Abstieg Route 11 oder 12 zu wählen. Von Ehrwald zur Zugspitze (s. 11 bezw. 12) oder umgekehrt; Abstieg nach Partenkirchen (s. 7 — 10). Die Gehzeiten sind für bequemes Tourentempo berechnet; gute Steiger werden etwas weniger benötigen. Als Ausgangspunkt von Garmisch-Partenkirchen ist der Bahnhof angenommen.

7. Von Garmisch-Partenkirchen durch das Reintal und das Platt (10 St.). Leichte Route. Für Geübte ohne F. Zur Partnachklamm, einer engen, von senkrechten Wänden gebildeten Felsschlucht, durch die die Partnach tost, auf dem von der Sektion Garmisch-Partenkirchen verbesserten, teilweise in Felsen gesprengten und mit Drahtseilen versicherten Triftsteg ins Reintal. Wenn der Steig gesperrt ist, was im Winter meist der Fall ist, 1/2 St. weiter über Vordergraseck oder den Reintalerhof. Nach Verlassen der Klamm auf gutem Saumweg kaum merklich steigend längs der Partnach, später durch Hochwald zur Bockhütte (2 St.), wo sich ein schöner Blick auf das Reintal (im Hintergrund der Doppelgipfel der Plattspitzen, 1. Abstürze des Hundsstallkars, r. Blassenkamm, nach rückwärts Schachen) öffnet. Nach 1/2 St. die Quellen zu den sieben Sprüngen, vorzügliches Wasser. Nun weiter an der blauen Gumpe (in schneearmen Sommern ausgetrocknet) und über einen alten Bergsturz zur versandeten hinteren Gumpe, über denen die mächtigen Vorwände des Hochwanners aufragen, an dem schönen Partnachfall vorbei zur Angerhütte (s. 1, in 2 St., im ganzen 5 St. von Garmisch-Partenkirchen) in großartiger Lage. Die Partnach überschreitend zur teilweise vermuhrten Weidefläche des oberen Angers (zum Partnachursprung 10 Min. weiter; Wegweiser) auf steilem Felsweg, immer mit schönem Blick auf das Reintal, zuletzt über Schutt zur Knorrhütte (s. 2. 2 St.). Von hier anfangs steil, dann, in mäßiger Steigung auf gutem Saumweg und über den Ferner zum Fuße der großen Sandreisse (2 St.), an deren oberen Ende der versicherte Felssteig bis zum Westgipfel mit dem Münchnerhause (s. 4) leitet. 1 St.


8. Von Garmisch-Partenkirchen durch das Reintal und über die innere Höllentalspitze (2.742 m) bis zur Knorrhütte wie 7. Von hier aus versicherter Klettersteig (Jubiläumsweg der Sektion München des D. u. Ö. A.-V.), mit F. für Geübtere nicht zu schwierig, Schwindelfreiheit erforderlich. Sehr interessante, aussichtsreiche Route. Von der Knorrhütte durch ein kurzes Klammel und über Gras und Schrofen zum Grat, der sich von der inneren Höllentalspitze zum Brunntalkopf senkt. Immer auf dem Grat, der nur eine ganz kurze Strecke nach Westen verlassen wird, mit prachtvollen Tiefblicken, schließlich den Vorgipfel östlich und nördlich umgehend zu einer Scharte und wieder auf dem Grat zum Gipfel der inneren Höllentalspitze (2.744 m) (1 1/4 St). Nunmehr durch einen Kamin steil hinab, über ein Band und Platten, einige Gratzacken umgehend bald wieder zum Grat und immer auf diesem bleibend, unschwierig zum Ostgipfel der Zugspitze*) (3 1/4 St).

*) Das Wegstück von der inneren Höllentalspitze zur Zugspitze wird erst im Sommer 1911 gebaut werden.

9. Von Garmisch-Partenkirchen durch das österreichische Schneekar, vom Eibsee 6 St. Bis Eibsee 3 St., zahlreiche Fahrgelegenheiten. Mit F. für Geübte nicht zu schwierig, außer bei Vereisung.

Vom Eibsee auf gutem Steig, nur zuletzt steil und mühsam, mit Prachtblicken auf die Westabfälle des Waxensteinkammes zur Wiener Neustädterhütte (s. 5, 4 St.) ; nunmehr das Kar querend durch höhlenartige Einbuchtungen, den „Stopselzieher“ zur „Leiter“, eine steile Platte, die auf Eisenklammern und mit Drahtseil erklettert wird, und über Fels und Platten, zahlreiche Versicherungen, zum Grat und auf diesem wie bei 7 zum Gipfel (2 St.).

10. Von Garmisch-Partenkirchen durch das Höllental. Von Hammersbach 7 1/2 St.. Bis Hammersbach 1 1/2 St. Zahlreiche Fahrgelegenheiten. Mit F. für Geübte und Schwindelfreie nicht sehr schwierig, bei Schnee und Vereisung unter Umständen sehr schwierig und anstrengend.

Von Hammersbach auf bequemem breiten Weg zum Eingang der Höllentalklamm 1 ¼ St., der engen Felsschlucht, die der Hammersbach eingeschnitten hat. Diese Klamm wurde von der Sektion Garmisch-Partenkirchen mit einem Kostenaufwand von 60.000 M. gangbar gemacht; der Weg ist mit Drahtseilen und Geländern versehen und für jedermann gefahrlos zu begehen. Durch zahlreiche Tunnels und Felsgalerien zum Ausgange (3/4 St.) und auf gutem Steig zur Höllentalhütte (s. 6, ½ St.) am Höllentalanger in landschaftlich großartiger Lage. Über dem Höllental ferner der Felszirkus der Zugspitze und Höllentalspitzen, r. die kühngeformten Riffelköpfe und die Abstürze des Waxensteinkammes, im Rückblick Alpspitze und Höllentorkopf.

Von der Hütte überschreitet man den Höllentalanger und ersteigt eine 15 m hohe Platten wand auf Eisenklammern, die sog. ,,Hühnerleiter“ und bald darauf das „Brett“, eine ca. 30 m breite, glatte Wand, die auf Eisenstiften gequert wird. Über moorigen Boden oder r. über Schrofen zur Moräne und über diese an den Fuß des Gletschers (2 ¾ St.) Über diesen zur Randkluft (3/4 St.) und über ein breites Band an den Fuß der Wand, wo die nunmehr bis zum Gipfel reichende Seilversicherung beginnt. Teilweise exponiert mit großartigem Einblick in die nächste Felsszenerie und die Umrahmung des Höllentalferners zur Irmerscharte, wo herrlicher Tiefblick zum Eibsee, und zum Ostgipfel (1 ¾ St).

Wenn die Höllentalklamm wegen des Lawinenschnees nicht gangbar ist, von Hammersbach über den aussichtsreichen Stangensteig steil empor, unter den Wänden des kleinen Waxensteins traversierend über die Maximiliansbrücke mit imposantem Tiefblick in die Höllentalklamm zur Höllentalhütte. Um 1/2 St. weiter, als durch die Klamm. Für Schwindlige nicht angenehm.

11. Von Ehrwald über die Wiener Neustädterhütte (5 St.). Anfangs durch Felder und Wiesen, dann durch Krummholz zu einer Quelle (1 1/2 St.). Hier beginnt der „Georg Jäger-Steig“, der steil über die Sandreisse emporleitet und sich bei den Ehrwalderköpfen mit dem vom Eibsee kommenden Steig vereinigt und zur Hütte (1 1/2 St.). Dann weiter wie bei 9 mit F.

12. Von Ehrwald über die Knorrhütte (6 St.). Von Ehrwald auf bequemem Saumweg zur Ehrwalderalm (Erfrischungen, 2 St.), über Alpenwiesen, anfangs durch Wald auf bez. Steiglein zur Pestkapelle (3/4 St.) und mit fortwährender Prachtaussicht auf die Nordhänge der Mieminger Berge (von Ost und West hohe Munde, Hochwand, Hochplattig, Griesspitzen, Grünstem, Sonnspitze) und die imposanten Abstürze der Berge der Plattumrahmung, die Leutasch und das Gaistal, zum Feldernjöchl 2 St. Auf dem vorliegenden Köpfl noch umfassenderer Blick. Vom Feldernjöchl Steig über das Gatter!, wo sich ein großartiger Blick auf den gegenüberliegenden Kamm von der Zugspitze bis zum Hochblassen und auf das Reintal erschließt, zur Knorrhütte, 1 1/4 St., auf die Zugspitze wie bei 7 bzw. 8.

13. Von Ehrwald über das Holzereck (8 St.) sehr schwierige aber außerordentlich interessante Tour. Nur für ganz tüchtige Kletterer mit sehr gutem Führer. Kletterschuhe.

Von Ehrwald anfangs auf dem Weg zur Ehrwalderalm, dann 1. durch Wald und über steile Wiesen zu dem von unten aus sichtbaren, begrünten Grat zum Einstieg (3 St.). Wunderschöne Aussicht auf die Mieminger Berge, namentlich auf das Becken des Sebensees mit seinem Bergkranz (von o. nach w. Tajakopf, westl. Griesspitze, Grünstein, Sonnspitze). Nun sehr schwierig und exponiert, brüchiges Gestein, zum Holzereck (2373 m) (2 St.). Dann durch das Kar „die neue Welt" mühsam über Schnee und Geröll zum Grat oder schwieriger, aber im Aufstieg angenehmer, auf den das Kar westlich begrenzenden Grat bis zur Grathöhe (2 St.). (Von hier r. in wenigen Minuten zum Gipfel des Schneefernerkopfes 2876 m). Über Firn anfangs etwas steil hinab und zum Fuß der Sandreisse (1/2 St.) und weiter wie bei 7.

14. Die Anstiege über den Nordgrat von der Wiener Neustädterhütte und von der großen Riffelwandspitze über den Nordostgrat sind sehr schwere, ausschließlich sportliche Klettertouren, teilweise sehr brüchiges Gestein.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Zugspitze