Unterkunftshäuser

Die Zugspitze ist einer der ersten Berge der gesamten Alpen, die durch den Bau von Unterkunftshütten erschlossen wurde. Daher kommt es, dass die Hütten im Vergleich mit modernen Unterkunftshütten, bei deren Bau alle die damals noch mangelnden Erfahrungen verwertet und die inzwischen wesentlich gestiegenen Ansprüche berücksichtigt werden konnten, altmodisch erscheinen. Zudem ist die Höllental- und Knorrhütte derart der Lawinengefahr ausgesetzt, dass deren Vergrößerung außerordentlich erschwert ist und der Westgipfel der Zugspitze ist so beschränkt, dass ein den modernen Ansprüchen vollständig genügendes Unterkunftshaus zu erbauen überhaupt ausgeschlossen ist. Die Sektion München beabsichtigt jedoch, das unter den gegebenen Verhältnissen mögliche zu erreichen; das Münchnerhaus wird im Jahre 1911 einen Anbau erhalten, dann ist beabsichtigt, zunächst die Knorrhütte zu vergrößern.

Die der Besteigung dienenden Hütten sind:


1. Die Angerhütte (1.366 m) im Reintal, 6 Matratzenlager. Telefon. Von Anfang Juni bis Mitte Oktober bewirtschaftet. Alpenvereinsschloss. Im Winter Holz, Decken, kein Proviant. Schlüssel beim Hüttenpächter (derzeit Frau Bierprigl) in Partenkirchen. 5 St. von Partenkirchen.

2. Die Knorrhütte (2.051 m) am Platt. 6 Zimmer mit 16 Betten, 20 Matratzenlager, Winterraum, im übrigen wie 1. 2 St. von der Angerhütte.

3. Die Platthütte (2.525 m) unterhalb der Sandreisse, offene Hütte. 2 St. von der Knorrhütte.

4. Das Münchnerhaus (2.963 m) am Westgipfel der Zugspitze. 18 Matratzenlager, im übrigen wie 1. (Vergrößerung 1911) 3 St. von der Knorrhütte, 1 St. von der Platthütte.

Das Münchnerhaus wurde 1897 gebaut und eröffnet; ebenso 1899 — 1900 der Turm (mit staatlicher Subvention) für die während des ganzen Jahres bewohnte meteorologische Station. Um das Haus gegen Blitzgefahr zu schützen, wurde das Blitzkabel bis in die Höllentalklamm geleitet. 1910 wurde ein Kabel für die Telephonleitung vom Hause bis zur blauen Gumpe gelegt, da die oberirdische Leitung im Winter öfters wochenlange unterbrochen wurde. Der erste meteorologische Beobachter war Josef Enzensperger, der bekanntlich bei einer Südpolarexpedition auf den Kerguelen starb. Eine Gedenktafel für ihn, sowie für den Erbauer des Hauses H. Wenz ist am Münchnerhaus angebracht.

Schon im ersten Jahre nach der Eröffnung wurde das Haus von 1.800 Personen besucht; in den letzten Jahren schwankte der Besuch zwischen 4 und 5.000; der höchste Rekord, den alpine Unterkunftshäuser bisher erreichten.

5. Die Wiener Neustädterhütte (2.220 m) im österreichischen Schneekar. 21 Matratzen und 17 Lager, außerdem Damenzimmer mit 4 Matratzen. Alpenvereinsschloss, Schlüssel im Schwarzen Adler in Ehrwald. Winterraum, Holz, Decken, kein Proviant. 4 St. vom Eibsee, 3 St. von Ehrwald.

6. Die Höllentalhütte (1.380 m) am Höllentalanger, 7 Zimmer mit 14 Betten. 22 Matratzenlager. Im Winter nur die alte Hütte zugänglich. Schlüssel beim Hüttenpächter Josef Koser in Garmisch, sonst wie 1. 2 1/2 St. von Hammersbach.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Zugspitze