Die Verschiedenheit der Interessen Russlands und der Ukraine im Auslande

Während die wirtschaftlich erstarkende Ukraine ein Interesse daran haben wird, ihre Produkte nach den zahlungs- und leistungsfähigsten Ländern abzusetzen, um dadurch ihren Eigenbedarf an Importwaren zu decken, ihre Handelsbilanz zu verbessern, ihr politisches und wirtschaftliches Leben wieder aufzubauen, würde sie bei einem Verbleib im Gefüge des russischen Staates gezwungen werden, ihre Exportpolitik entgegen den, drängenden Bedürfnissen des eigenen Landes dem Diktat ihres natürlichen wirtschaftlichen Gegners, Moskau, unterzuordnen, ihre wichtigsten Produkte ohne Rücksicht auf ihre Bedeutung für den heimischen Bedarf in das zahlungsschwache Nordrussland zu verschicken und sich dadurch bewusst ihrer wirtschaftlichen Aktiven zu berauben, um eventuell dafür gegen unverhältnismäßig hohe Preise die unzulänglichen Erzeugnisse der Moskauer Industrie zu beziehen.

Hingegen würde eine wirtschaftlich selbständige Ukraine z. B. ihre überschüssigen Erze und Roheisen statt nach Zentralrussland, nach dem Ausland exportieren (und dabei ihre Kohle zur Versorgung der inländischen Industrie im Lande behalten), ihren Zucker, statt ihn zu einem (Mindestpreise nach Norden zu schicken, nach dem Westen absetzen (und dadurch einen etwa viermal größeren Zuckerexport erzielen), ebenso ihr Getreide, ihre landwirtschaftlichen Nebenprodukte usw. nach freiem Ermessen, d. h. entsprechend ihren nationalwirtschaftlichen Interessen verwalten.