Die Ausbeutung der Ukraine durch Nordrussland

Die russische Wirtschaftspolitik ging, um Moskau als Zentrum des gewaltigen Reiches zu behaupten, hinsichtlich der Ukraine mit allen Mitteln darauf aus, dieselbe — entgegen ihrer natürlichen wirtschaftlichen Bestimmung und der zur teilweisen Industrialisierung des Landes drängenden Entwicklung — als bloßes Rohstoffreservoir zu erhalten, um einerseits mit ihren überreichen Naturschätzen die zentralrussische, an sich künstliche und von den Randgebieten abhängige Industrie zu speisen, andererseits in der Ukraine jederzeit einen leistungsfähigen und kaufkräftigen Absatzmarkt für russische Fabrikate zu haben.

Dieser Zustand, dass die Ukraine Kohle und Erz produzierte, um eine Konkurrenzindustrie damit zu versorgen; dass die Ukraine ihre mannigfachen Rohstoffe viele tausend Kilometer verschicken musste, trotzdem im Lande alle natürlichen Vorbedingungen zu ihrer Verarbeitung vorhanden waren; dass die Ukraine gezwungen wurde, die teuren und minderwertigen russischen Industrieerzeugnisse aufzunehmen; dass sie ihre überschüssige Landbevölkerung abwandern lassen musste, da eine heimische Industrie, die sie hätte aufnehmen können, von Moskau hintertrieben wurde; dass sie darum ein armes und kulturell rückständiges Bauernland blieb, trotzdem sie mit ihrem Reichtum an Naturschätzen ein viel größeres Land versorgte, — dieser Zustand ist unnatürlich und widerspricht den Gesetzen der wirtschaftlichen Vernunft. Er liegt weder im Interesse der ukrainischen Bevölkerung, noch in jenem der industriellen, finanziellen und Handelskreise (ohne Unterschied der Nation) in der Ukraine. Er lässt sich endgültig durch Kompromisse (wie Autonomie, Föderation, Union usw.) nicht aus der Welt schaffen und kann nicht anders, als durch vollständige Trennung des ukrainischen vom übrigen russischen Wirtschaftsgebiet beseitigt werden.