Vor einiger Zeit hat man die Verfügungen, Freudenmädchen betreffend, erneuert, und die eiserne Strenge, ...

Vor einiger Zeit hat man die Verfügungen, Freudenmädchen betreffend, erneuert, und die eiserne Strenge, mit der sie im Anfang durchgeführt wurden, hatte einige Erregung verursacht.

Selbst auf den Straßen, auf den Brücken und Serails dieser Stadt hielt man diese Unglücklichen an; man trieb sogar die Barbarei soweit, sie am Ausgang der Boulevardtheater nach der Vorstellung ohne Unterschied zu verhaften. Man führte sie zum Kommissar des Viertels, der ihnen in seiner Anwesenheit den Kopf scheren ließ, und von da aus brachte man sie ins Hospital La Salpêtrière. Man respektierte nur solche, die vermögend genug waren, um wenigstens den monatlichen Mietswagen zu besitzen.


Bezugnehmend darauf erzählt man eine ziemlich amüsante Anekdote, die der Marquise von S** zugestoßen ist, welche auf dem Boulevard du Temple wohnt, und deren Haus eines der beliebtesten Treffpunkte der Amateure ist.

Diese Dame, die ehemals Mademoiselle M** war, Tochter eines Limonadenverkäufers, dann Tänzerin, dann ausgehaltene Geliebte, dann Autor und endlich Marquise, maßt sich an, die Ehre ihres Korps zu rächen. Zu diesem Zweck hat sie ihrem Lakaien verboten, ihr zu folgen, und ihm geraten, sich in ziemlicher Entfernung zu halten, damit sie zu einem Irrtum veranlassen könne, als sie eines Abends, angetan mit der ganzen Eleganz dieser Damen, auf dem Boulevard spazierengeht. Was sie wünscht, tritt ein, und die Marquise wird zum Kommissar geführt und ist bereit, geschoren zu werden. Man befragt sie: „Vorwärts,“ sagt der schwarze Mann, der vom Tisch aufsteht, „deinen Namen, deine Wohnung, und schnell.“ Die Marquise mit Geist: „Ah, Herr Kommissar, Sie sind recht hart mit mir Armen!“ „Du machst Witze, glaube ich.“ „Nein, Herr Kommissar, aber meinen Namen! Entbinden Sie mich davon!“ „Was, ich soll dich davon befreien? Ich glauoe gar, sie macht sich lustig über mich! Schnell, schert das Frauenzimmer.“

Man schickt sich an, den Befehl auszuführen, doch die Marquise gibt sich zu erkennen und beendet diese Szene, indem sie dem Subalternbeamten empfiehlt, in der Ausübung seines Amtes künftig mehr Umsicht, Scharfsinn und Nachsicht walten zu lassen. Gott allein weiß, ob der Rat gewirkt hat.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.