Mademoiselle Quincy, eine recht hübsche Kurtisane, gibt eines Tages, sei es aus Malice, sei es aus Leichtsinn, ...

Mademoiselle Quincy, eine recht hübsche Kurtisane, gibt eines Tages, sei es aus Malice, sei es aus Leichtsinn, drei verschiedenen Männern ein abendliches Rendezvous. Die drei Galane treffen sich; im Moment, in dem sie sich besprechen und über die Großmut der Schönen, die so viele auf einmal beglücken wolle, beklagen, erscheint ein vierter, der sie an der Hand führt, und sagt den anderen ganz lustig:

„Meine Herren, ich bin der wahre Amphitryon; in zwei Stunden werde ich Ihnen Mademoiselle wieder zuführen können. Unterdessen empfehle ich Ihnen, über das Bizarre der Situation und über die Treue der Frauen zu meditieren.“ Es genügt zu bemerken, daß der Unglücklichen einer ein Abbe war, der andere ein Kammerherr, und der dritte ein Finanzier; der, der so kühn sprach, war ein breitschultriger Offizier von 22 Jahren, der nichts Besseres wünschte, als die Verwirrung dieser Herren zu erhöhen.


Um die Ungläubigen zu überzeugen, die meinen, daß unsere galanten Damen nicht die Macht der Gefühle kennen, sei folgende kleine Anekdote berichtet.

Eine dieser Damen, die in Ansehen stand, hatte einen schönen Papagei, der ihr teurer als ihr Leben war. Für diesen geliebten Vogel hätte sie all ihre Anbeter hergegeben; da fliegt er ihr eines Tages davon. Ein Schöngeist, der aus der Situation Nutzen ziehen wollte, würde behaupten, daß dies von böser Vorbedeutung für die Dame sei, und daß es ihr ankündige, wie die Liebe mit dem Papagei entfliegen könne. Wie dem auch sei: diese neue Lesbia weint und rauft sich das Haar, und in ihrem Schmerz ruft sie aus: „Ach, mein armer Papagei, was würde ich nicht alles geben, um dich wieder zu haben; meiner Treu, der ihn mir zurückbrächte, sollte bei mir schlafen.“

So verspricht Venus einen Kuss dem, der den Sohn zurückbringt. Am Morgen nach diesem Gelübde erscheint ein großer, muskulöser Wasserträger, der den Papagei auf der Hand trägt.

„Mademoiselle, ich war gestern in Ihrer Küche, ich habe Ihr Versprechen gehört, das hat mir das Herz in den Bauch getrieben, kurz, hier ist Ihr Vogel, den ich wiedergefunden habe. Sie sind ein zu ehrliches Fräulein, um mich um meine Belohnung zu bringen.“ Wer aber ein wenig verwirrt wurde, war die Herrin des Papageis. Wie, ein Wasserträger sollte das Lager besudeln, auf dem man den Herrn Herzog, den Herrn Bischof, den Herrn Präsidenten zu empfangen gewohnt war? Sie bot als Entschädigung eine ziemlich gewichtige Summe.

„Aber Mademoiselle, ich will gar kein Geld, sondern die Ehre haben, mit einer so hübschen Frau, wie Sie es sind, zu schlafen; ich bin kein vornehmer Herr, aber, glauben Sie mir, Jacques vermag als Liebhaber sich mit jedem zu messen.“ Die Demoiselle, die ihren Stolz darein setzt, groß zu handeln, besiegt mit einem langen Seufzer den Widerstreit ihrer ehrgeizigen Gefühle, und gewährt ohne Einschränkungen dem Wasserträger die versprochene Belohnung. Scherzend sagt sie, als sie Entschädigung gewährt hat: „Es tut mir nicht leid, Jacques ist ein Mann wie jeder andere“, und läuft, bei ihrem Papagei zu vergessen, was er sie gekostet hat.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.