Mademoiselle Duthé 10), die Heldin unserer galanten Mädchen, musste eines Tages eine Strafe über sich ergehen lassen, ...

Mademoiselle Duthé 10), die Heldin unserer galanten Mädchen, musste eines Tages eine Strafe über sich ergehen lassen, die sie nicht wenig demütigte. Eine prächtige Equipage hält vor ihrer Tür; ein junger Herr, von reich gekleideten Dienern umgeben, entsteigt ihr; der junge Herr lässt sich als Fremder von höchster Distinktion bei ihr melden; er wagt ein zärtliches Geständnis und unterstützt es mit einer verführerischen Versprechung. Die Schöne, durch das Ungewohnte des Abenteuers und mehr noch von der Höhe der angebotenen Summe bewegt, schenkt den liebevollen Bitten des Fremden Gehör, der, ehe er sich von ihr trennt, Sorge trägt, eine reich gefüllte Börse auf dem Toilettentisch zu deponieren. Kaum ist er gegangen, öffnet Mlle Duthé die Börse und findet nichts darin als Kupfermünzen. Am nächsten Morgen erfährt man, daß der angebliche fremde Grandseigneur niemand anders als ein Kammerdiener war, der sich Karosse und Livreen seines Herrn verschafft und seine Kameraden veranlasst hatte, ihm bei diesem galanten Betrug zu dienen. Mlle Duthé ist über das Abenteuer verzweifelt und schwört, sagt man, nie wieder einen Handel abzuschließen, ohne vorher die Börse zu öffnen und ohne die näher kennen zu lernen, die nach ihren Gunstbezeigungen schmachten.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Die Sitten des Rokoko.